III 4 b Kinderpredigten 1533
der alles ordnet und anrichtet, was ein jeder tun sol.
Der wird einem jeden wol geben, was er bedarf,
wann wir ihm nur gehorsam sein, und ist nicht von
nöten, da wir unsers nechsten güter begeren und ihm
zu schaden mit listen darnach streben und sie zu
uns reißen.
Und das ist nun die mainung und der recht ver-
stand dises zehenden gepots, das man Gott den
Herrn uber alle ding sol förchten und lieben, das
wir umb seinen willen unserm nechsten sein weib,
gesinde oder vihe nicht abspannen, abdringen oder
abwendig machen, sonder bei denselben anhalten,
das sie bleiben und tun, was sie schuldig sein.
Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis,
und wann man euch fraget:
Wie verstestu das zehent gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Gott den Herrn uber alle ding förchten
und lieben, das wir umb seinen willen unsern nech-
sten sein weib, gesind oder vihe nicht abspannen,
abdringen oder abwendig machen, sonder bei den-
selben anhalten, das sie bleiben und tun, was sie
schuldig sein.
Vom Glauben.
Gemainer anfang, zu allen predigen, so lang man
von dem glauben sagt.
Meine liebe kindlein, es spricht der heilig apostel
Paulus, es sei unmüglich, das man Gott gefal on den
glauben (Heb. 11 [6]). Dargegen spricht der Herr
Christus im evangelio (Mar. 16 [16]): Wer glaubt und
tauft wird, der wird selig werden. Nun hoff ich aber,
es sei niemand unter uns, der nit ein herzliche be-
gird hab, Gott dem Herrn wolzugefallen und die
ewigen seligkeit zu erlangen. Darumb sollen wir mit
allem fleis darzu tun, das wir den heiligen, christ-
lichen glauben erlernen und empfangen, dieweil wir
hören, das wir die seligkeit oder das ewig leben dar-
durch uberkommen.
Dann wiewol die heiligen zehen gepot, die wir vor
gehört haben, ein feine, hailsame, götliche ler sein,
so können wir doch durch dieselbigen nicht selig
werden, darumb, das wirs aus aignen kreften nicht
können halten und volbringen, sonder wir erlernen
allein darin, was Got von uns begert und haben wil,
und erkennen unser sund und schwachheit, das wir
dasselbig nit vermögen, wie Paulus spricht (Rom. 3
[20]): Aus dem gesetz kompt nur erkantnus der
sunde, auf das wir auch Gottis zorn erkennen, den
wir mit unsern sunden verdient und erweckt haben,
und also Gott den Herrn fürchten und gnad und
barmherzigkeit suchen. Solche forcht lernt man in
den zehen gepoten und ist ein anfang der weisheit.
Aber der heilig christlich glaub ist vil ein edlere
und höhere ler; dann er ist die recht und volkomene
weisheit der christen, wie Paulus bezeugt und spricht
(1. Cor. 2. [6 f.]): Da wir von reden, das ist dannoch
ein weishait bei den volkomen, nicht ein weisheit
diser welt, auch nicht der obersten diser welt, wel-
che vergehn. Sonder wir reden von der haimlichen,
verporgen weisheit Gottis, welche Gott verordnet
hat vor dem anfang der welt zu unser herligkeit.
Dann durch den glauben lernen wir Got den Herrn
erkennen, was er ist und was er uns guts geton hat
und noch tun wil. Und wann wir glauben, so wer-
den wir Gottis kinder und er gibt uns dann den Hei-
ligen Gaist. Der hilft uns die heiligen zehen gepot
halten, die wir sonst nimmer mer konten erfüllen.
Darumb, meine liebe kindlein, ist uns die ler des
glaubens hoch von nöten; dann on sie können wir
nicht from noch selig werden. Dann wer from wil
sein, der sol die zehen gepot halten. Wer die gepot
sol halten, der muß den Heiligen Gaist haben. Wer
aber den Heiligen Gaist wil haben, der muß ihn
durch den glauben empfangen. Darumb macht uns
der glaub from. Also auch, wer selig wil werden, der
muß Gott und unsern Herrn Jesum Christum erken-
nen. Wer aber Got und seinen Christum erkennen
wil, der mus ihn durch den glauben erkennen. Dar-
umb macht uns der glaub selig und gibt das ewig
leben.
So lernet nun mit allem fleis den heiligen, christ-
lichen glauben, wie er aufs kürzist begriffen ist, und
sprecht mir denselbigen fein gemach und haimlich
nach, auf das ihr in merken und dahaim auch fein
nach sagen kont!
Der heilig christlich glaub.
Ich glaube in Gott, Vater almechtigen, schepfer
himels und der erden. Und in Jesum Christum,
seinen einigen Son, unsern Herrn, der empfangen
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der alles ordnet und anrichtet, was ein jeder tun sol.
Der wird einem jeden wol geben, was er bedarf,
wann wir ihm nur gehorsam sein, und ist nicht von
nöten, da wir unsers nechsten güter begeren und ihm
zu schaden mit listen darnach streben und sie zu
uns reißen.
Und das ist nun die mainung und der recht ver-
stand dises zehenden gepots, das man Gott den
Herrn uber alle ding sol förchten und lieben, das
wir umb seinen willen unserm nechsten sein weib,
gesinde oder vihe nicht abspannen, abdringen oder
abwendig machen, sonder bei denselben anhalten,
das sie bleiben und tun, was sie schuldig sein.
Darumb meine liebe kindlein, merkts mit fleis,
und wann man euch fraget:
Wie verstestu das zehent gepot ?
so solt ihr also antworten:
Wir sollen Gott den Herrn uber alle ding förchten
und lieben, das wir umb seinen willen unsern nech-
sten sein weib, gesind oder vihe nicht abspannen,
abdringen oder abwendig machen, sonder bei den-
selben anhalten, das sie bleiben und tun, was sie
schuldig sein.
Vom Glauben.
Gemainer anfang, zu allen predigen, so lang man
von dem glauben sagt.
Meine liebe kindlein, es spricht der heilig apostel
Paulus, es sei unmüglich, das man Gott gefal on den
glauben (Heb. 11 [6]). Dargegen spricht der Herr
Christus im evangelio (Mar. 16 [16]): Wer glaubt und
tauft wird, der wird selig werden. Nun hoff ich aber,
es sei niemand unter uns, der nit ein herzliche be-
gird hab, Gott dem Herrn wolzugefallen und die
ewigen seligkeit zu erlangen. Darumb sollen wir mit
allem fleis darzu tun, das wir den heiligen, christ-
lichen glauben erlernen und empfangen, dieweil wir
hören, das wir die seligkeit oder das ewig leben dar-
durch uberkommen.
Dann wiewol die heiligen zehen gepot, die wir vor
gehört haben, ein feine, hailsame, götliche ler sein,
so können wir doch durch dieselbigen nicht selig
werden, darumb, das wirs aus aignen kreften nicht
können halten und volbringen, sonder wir erlernen
allein darin, was Got von uns begert und haben wil,
und erkennen unser sund und schwachheit, das wir
dasselbig nit vermögen, wie Paulus spricht (Rom. 3
[20]): Aus dem gesetz kompt nur erkantnus der
sunde, auf das wir auch Gottis zorn erkennen, den
wir mit unsern sunden verdient und erweckt haben,
und also Gott den Herrn fürchten und gnad und
barmherzigkeit suchen. Solche forcht lernt man in
den zehen gepoten und ist ein anfang der weisheit.
Aber der heilig christlich glaub ist vil ein edlere
und höhere ler; dann er ist die recht und volkomene
weisheit der christen, wie Paulus bezeugt und spricht
(1. Cor. 2. [6 f.]): Da wir von reden, das ist dannoch
ein weishait bei den volkomen, nicht ein weisheit
diser welt, auch nicht der obersten diser welt, wel-
che vergehn. Sonder wir reden von der haimlichen,
verporgen weisheit Gottis, welche Gott verordnet
hat vor dem anfang der welt zu unser herligkeit.
Dann durch den glauben lernen wir Got den Herrn
erkennen, was er ist und was er uns guts geton hat
und noch tun wil. Und wann wir glauben, so wer-
den wir Gottis kinder und er gibt uns dann den Hei-
ligen Gaist. Der hilft uns die heiligen zehen gepot
halten, die wir sonst nimmer mer konten erfüllen.
Darumb, meine liebe kindlein, ist uns die ler des
glaubens hoch von nöten; dann on sie können wir
nicht from noch selig werden. Dann wer from wil
sein, der sol die zehen gepot halten. Wer die gepot
sol halten, der muß den Heiligen Gaist haben. Wer
aber den Heiligen Gaist wil haben, der muß ihn
durch den glauben empfangen. Darumb macht uns
der glaub from. Also auch, wer selig wil werden, der
muß Gott und unsern Herrn Jesum Christum erken-
nen. Wer aber Got und seinen Christum erkennen
wil, der mus ihn durch den glauben erkennen. Dar-
umb macht uns der glaub selig und gibt das ewig
leben.
So lernet nun mit allem fleis den heiligen, christ-
lichen glauben, wie er aufs kürzist begriffen ist, und
sprecht mir denselbigen fein gemach und haimlich
nach, auf das ihr in merken und dahaim auch fein
nach sagen kont!
Der heilig christlich glaub.
Ich glaube in Gott, Vater almechtigen, schepfer
himels und der erden. Und in Jesum Christum,
seinen einigen Son, unsern Herrn, der empfangen
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