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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0256
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

ist von dem Heiligen Geist, geporn aus Maria der
jungfrauen, gelitten hat unter Pontio Pilato, ge-
creuziget, gestorben, und begraben, ist niderge-
farn zur helle, am dritten tag wider auferstanden
von toten, aufgefaren gen himel, sitzt zur rechten
band Gottis, des almechtigen Vaters, von dannen
er zukünftig ist, zu richten, die lebendigen, und
die toten. Ich glaub in den Heiligen Gaist, ein
heilige christliche kirchen, gemainschaft der hei-
ligen, vergebung der sunden, auferstehung des
flaischs und ein ewigs leben. Amen.
Das ist nun, meine liebe kindlein, der heilig, christ-
lich glaub, darin uns geoffenbart ist, was Got der
Herr sei und was er uns guts geton hat und noch
tun wil, auf das wir dasselbig festiglich glauben und
uns frölich darauf mögen verlassen.
Ihr solt aber allen fleis ankeren, das ihr disen hei-
ligen, christlichen glauben nit allein sprechen könt,
sonder auch, das ihr ihn fein und recht verstehet.
Und wan man euch fragt, das ihr kont antwort geben
und zu seiner zeit euere kindlein denselben auch also
leren, wie man jetzo euch leret. Dann es ist ein große
schand, wann sich ein mensch fur ein christen dar-
gibt und waiß nicht, was der christen glaub ist, so
doch ein jeder christ schuldig ist, sein glauben zu
bekennen, wann er darumb angesucht wird, und
seine kinder und nachkommen denselben zu leren
und fleißig darin aufzuziehen.
as bisher geschrieben ist, sol alle predig, also ge-
lesen wnrden, so lang man vom glauben predigt.
Die erst predig.
Von der erschaffung.
Wolan, meine liebe kindlein, auf das ir ja den hei-
ligen, christlichen glauben recht und wol verstehn
lernet, so solt ihr zum allerersten merken, das Gott
der Herr ein Gaist ist und nicht ein leiblich ding,
das man ihn kont greifen oder sehen, und ist in allen
orten gegenwertig, sicht und merkt, was wir tun,
reden und gedenken, und wird doch mit keinem ort
oder stat umbfangen und abgemessen. Und ist ein
solchs herrlichs, hohes wesen, das es kein mensch
erforschen und begreifen kan dann nur allein die
christen, den es der Herr Christus selbs geoffenbart
hat in der lere des glaubens.

Er hat uns aber geoffenbart, das Gott der Herr
sei Vater, Son und Heiliger Gaist, das ist, das der
Vater und der Son und der Heilig Gaist, ein einiger,
warer, ewiger Got sei. Das solt ihr kindlein mit fleis
merken, und ob es wol schwer ist, das ihrs jetzo nicht
verstehn kont, so werd ihr doch zu seiner zeit mer
darvon hören und lernen. Allein merket jetzo das,
das der einig, war, ewig Gott ist Vater, Son und Hei-
liger Gaist, und das haißen wir die heiligen Drifaltig-
keit, darumb, das die drei, Vater, Son und Heiliger
Gaist ein ainigs götlichs wesen sein. Und es were
ein große schand, wan ihr kindlein das nit lernet und
fleißig merket. Dann ihr seit getauft im namen des
Vaters und des Sons und des Heiligen Gaists, das
ihr christen und Gottis kinder solt sein und solt ver-
gebung der sunden haben. Darumb solt ihr auch
fleißig merken und lernen, wie ihr getauft seit, auf
das ihr wist, was ihr für ein Got und Vater im himel
habt.
Das leret euch nun der glaub fein, lauter und klar;
dann wir sprechen: Ich glaub in Gott, Vater almech-
tigen, und bald darnach: Und in Jesum Christum
seinen eingebornen Son, und zu letst: Ich glaub in
den Heiligen Gaist. Das alles ist eben so vil gesagt:
Ich glaub in Gott, der da ist Vater, Son und Heiliger
Gaist. Solchs aber wissen die unglaubigen nicht,
könnens auch nicht verstehn. Aber bei den christen
ist es so offenbar durch den glauben, das es auch die
kindlein wissen können und sollen. Darumb sollen
wir Gott darumb danken und loben, das er uns das
geoffenbart hat.
Und also sehet ihr, meine liebe kindlein, das uns
der glaub fein leret, was doch Gott der Herr ist, nem-
lich Vater, Son und Heiliger Gaist, wie ich im an-
fang gesagt hab, man lerne Gott im glauben erken-
nen, was er sei.
Wir lernen aber auch fein darbei, was uns Got
der Herr guts ton hat und noch tun wfl, das ist; wie
er gegen uns gesinnet ist, und darin steht unser
seligkeit. Dann wann wir gleich wüsten, was Gott
ist, wüsten aber nicht, ob er unser freund oder unser
feind were oder ob wir uns guts oder böses zu ihm
versehen solten, so weren wir unselig und hülf uns
nichts, das wir erkent haben, was Got sei. Darumb,
meine liebe kindlein, merkt mit allem fleis darauf,
das ihr lernet, was uns Got guts geton hat und noch

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