Brandenburg und Nürnberg gemeinsam
das sie dises stück noch nie recht geglaubt haben,
das Gott almechtig sei, sonder mainen, was sie mit
irer vernunft nit können ausrechnen und begreifen,
das kön auch Got nicht tun1. Ihr aber, meine liebe
kindlein, volget ihn nicht nach, sonder last sie faren
und hütet euch vor ihn! Glaubt ihr von herzen, das
Gott almechtig sei und kön ton alles, was er nur
wil und was er redet, so werd ihr ru und frid in euerm
gewissen finden ; dann das ist uns je ein großer trost,
das wir wissen, das Got almechtig ist: Dann daraus
ervolget, das wir allen andern worten Gottis glauben
können, wann sie gleich scheinen, als seien sie un-
möglich. Daraus volget auch, das wir Got vertrauen
in allen nöten, daß er uns daraus erretten kön, wann
uns gleich bedunkt, es sei zu lang geharret. Daraus
volget auch, daß wir uns in keinen glück also uber-
heben, das wir Got verachten oder sein vergessen,
sonder bleiben demütig und bedenken, das Got all-
mechtig ist und kan uns wol strafen und all unsers
glück wider berauben, wann wir in erzürnen.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit fleis
und bildets aufs tiefest in euer herz, das Got al-
mechtig ist! Niemand ist so krank, er kan ihn ge-
sund machen. Niemand ist so arm, er kan ihn reich
machen. Niemand ist so ainfeltig, er kan ihn weis
machen. Niemand ist so veracht, er kan ihn zu ehren
machen. Niemand ist so ein großer sünder, er kan
ihn from machen. Niemand ist so unglaubig, er kan
ihn glaubig machen. Nichts ist so unglaublich, er
kan es tun, wann er wil. Darumb sol man ihm allein
vertrauen; dann alle ding stehn in seiner macht.
Zum andern, so ist er ein schöpfer himels und der
erden, das ist: er hat himel und erden und alles, was
darin ist, erschaffen. Das haist aber erschaffen, wann
Gott der Herr nur ein wort spricht und schafft, das
etwas geschehen sol, das es als bald geschehe. Dann
Gott hat himel und erden nicht mit henden oder
mit arbait gemacht, wie ein zimmermann oder stain-
metz ein haus macht, sonder hat nur gesprochen:
Es werd! Da ist es worden. Darumb haist er ein
schöpfer oder ein schaffer ; dann er hats nur mit
einem wort geschafft. Da ist es bald worden und da-
gestanden.
Also hat Got der Herr auch den menschen er-
1 Gemeint ist Zwingli mit seinen Freunden.
schaffen, hat ihm leib und seel, vernunft und weis-
heit geben und hat ihm die erde und alles, was dar-
auf ist, untertenig gemacht - laub und gras und
allerlei fruchtbare baum, visch und vögel und aller-
lei wilde und zame tier. Die müssen dem menschen
alle dienen und unterworfen sein, das er sich davon
erhalten und erneren, klaiden und zieren kan. Ja,
er hat auch sonnen und mon und alle stern am
himel dem menschen zu dienst gemacht, Und das
das allertröstlichst ist: er hat es alles gemacht, eh
dann er den menschen beschuf, auf das er uns da-
mit anzaiget, das er fleißig für uns sorge und be-
tracht, was wir bedürfen, eh dann wir geporn wer-
den.
So sollen wir nun, meine liebe kindlein, getröst
sein und also gedenken: Hat Gott himel und erd
gemacht, so ist. er auch Herr darüber und mus alles
in himel und erden ergehn, wie er wil. Und hat
ers alles umb unsern willen gemacht, so muß es uns
auch alles dienen. Darumb sollen wir nicht sorgen
umb unser leben, was wir essen und trinken werden,
auch nicht. umb unsern leib, was wir anziehen wer-
den, sonder sollen ansehen die vögel unter dem
himel; dann sie seen nicht und ernten nicht und
unser himlischer Vater erneret sie dannoch. Des glei-
chen die blümlein auf dem felde. Die arbaiten nicht
und spinnen nicht, und unser himmlischer Vater zie-
ret sie dannoch so schon, das auch Salomon in aller
seiner herrligkeit nicht also beklaidet ist gewest. Tut
er nun das den vögeln und blümlein, so wirt ers uns
vil mehr tun, dieweil wir besser sein dann sie, und
Gott sie auch umb unsern willen erschaffen hat
(Mat. 6. [25-31]). Darumb sollen wir Gott dem
Vater, der uns erschaffen und das leben geben hat,
von herzen vertrauen, er werde uns unser leben wol
behüten und darzu geben, was wir bedörfen. Dann
ist er der schöpfer, so muß die ganzen welt tun, was
er wil, und wann nicht genug vorhanden wer, kan
er teglich noch mer erschaffen, wie er dann auch tut.
Also lernen wir in disem stuck, das Got der Herr
himel und erden und alles, was darin ist, umb unsern
willen und uns zu gut erschaffen hat und wil uns
erhalten und erneren. Darumb sol sich kein mensch
vermessen, das er durch seine aigene weisheit und
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das sie dises stück noch nie recht geglaubt haben,
das Gott almechtig sei, sonder mainen, was sie mit
irer vernunft nit können ausrechnen und begreifen,
das kön auch Got nicht tun1. Ihr aber, meine liebe
kindlein, volget ihn nicht nach, sonder last sie faren
und hütet euch vor ihn! Glaubt ihr von herzen, das
Gott almechtig sei und kön ton alles, was er nur
wil und was er redet, so werd ihr ru und frid in euerm
gewissen finden ; dann das ist uns je ein großer trost,
das wir wissen, das Got almechtig ist: Dann daraus
ervolget, das wir allen andern worten Gottis glauben
können, wann sie gleich scheinen, als seien sie un-
möglich. Daraus volget auch, das wir Got vertrauen
in allen nöten, daß er uns daraus erretten kön, wann
uns gleich bedunkt, es sei zu lang geharret. Daraus
volget auch, daß wir uns in keinen glück also uber-
heben, das wir Got verachten oder sein vergessen,
sonder bleiben demütig und bedenken, das Got all-
mechtig ist und kan uns wol strafen und all unsers
glück wider berauben, wann wir in erzürnen.
Darumb, meine liebe kindlein, merkts mit fleis
und bildets aufs tiefest in euer herz, das Got al-
mechtig ist! Niemand ist so krank, er kan ihn ge-
sund machen. Niemand ist so arm, er kan ihn reich
machen. Niemand ist so ainfeltig, er kan ihn weis
machen. Niemand ist so veracht, er kan ihn zu ehren
machen. Niemand ist so ein großer sünder, er kan
ihn from machen. Niemand ist so unglaubig, er kan
ihn glaubig machen. Nichts ist so unglaublich, er
kan es tun, wann er wil. Darumb sol man ihm allein
vertrauen; dann alle ding stehn in seiner macht.
Zum andern, so ist er ein schöpfer himels und der
erden, das ist: er hat himel und erden und alles, was
darin ist, erschaffen. Das haist aber erschaffen, wann
Gott der Herr nur ein wort spricht und schafft, das
etwas geschehen sol, das es als bald geschehe. Dann
Gott hat himel und erden nicht mit henden oder
mit arbait gemacht, wie ein zimmermann oder stain-
metz ein haus macht, sonder hat nur gesprochen:
Es werd! Da ist es worden. Darumb haist er ein
schöpfer oder ein schaffer ; dann er hats nur mit
einem wort geschafft. Da ist es bald worden und da-
gestanden.
Also hat Got der Herr auch den menschen er-
1 Gemeint ist Zwingli mit seinen Freunden.
schaffen, hat ihm leib und seel, vernunft und weis-
heit geben und hat ihm die erde und alles, was dar-
auf ist, untertenig gemacht - laub und gras und
allerlei fruchtbare baum, visch und vögel und aller-
lei wilde und zame tier. Die müssen dem menschen
alle dienen und unterworfen sein, das er sich davon
erhalten und erneren, klaiden und zieren kan. Ja,
er hat auch sonnen und mon und alle stern am
himel dem menschen zu dienst gemacht, Und das
das allertröstlichst ist: er hat es alles gemacht, eh
dann er den menschen beschuf, auf das er uns da-
mit anzaiget, das er fleißig für uns sorge und be-
tracht, was wir bedürfen, eh dann wir geporn wer-
den.
So sollen wir nun, meine liebe kindlein, getröst
sein und also gedenken: Hat Gott himel und erd
gemacht, so ist. er auch Herr darüber und mus alles
in himel und erden ergehn, wie er wil. Und hat
ers alles umb unsern willen gemacht, so muß es uns
auch alles dienen. Darumb sollen wir nicht sorgen
umb unser leben, was wir essen und trinken werden,
auch nicht. umb unsern leib, was wir anziehen wer-
den, sonder sollen ansehen die vögel unter dem
himel; dann sie seen nicht und ernten nicht und
unser himlischer Vater erneret sie dannoch. Des glei-
chen die blümlein auf dem felde. Die arbaiten nicht
und spinnen nicht, und unser himmlischer Vater zie-
ret sie dannoch so schon, das auch Salomon in aller
seiner herrligkeit nicht also beklaidet ist gewest. Tut
er nun das den vögeln und blümlein, so wirt ers uns
vil mehr tun, dieweil wir besser sein dann sie, und
Gott sie auch umb unsern willen erschaffen hat
(Mat. 6. [25-31]). Darumb sollen wir Gott dem
Vater, der uns erschaffen und das leben geben hat,
von herzen vertrauen, er werde uns unser leben wol
behüten und darzu geben, was wir bedörfen. Dann
ist er der schöpfer, so muß die ganzen welt tun, was
er wil, und wann nicht genug vorhanden wer, kan
er teglich noch mer erschaffen, wie er dann auch tut.
Also lernen wir in disem stuck, das Got der Herr
himel und erden und alles, was darin ist, umb unsern
willen und uns zu gut erschaffen hat und wil uns
erhalten und erneren. Darumb sol sich kein mensch
vermessen, das er durch seine aigene weisheit und
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