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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0262
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

tun und ledig werden. Das alles hat der heilig Pau-
lus zun Römern am 4. capitel [25] aufs aller kurzist
angezaigt, da er spricht: Christus ist umb unser
sunde willen dahin geben und umb unser gerechtig-
keit willen wider auferstanden. Dann dieweil Chri-
stus kein sünder gewest ist und dannoch wie ein sun-
der gelitten hat und gestorben ist, so merkt man
wol, das er unser sund auf sich genommen und für
uns gelitten und den zorn Gottis, den wir verdient
hetten, für uns getragen hat. Desgleichen dieweil er
in der hell und im tod nicht bleibt, sonder durch
die herrligkeit des vaters vom tod wider aufersteht,
so merkt man wol, das der zorn ein end hat und
uns die sund vergeben ist. Darumb sein wir durch
den glauben gerecht. Dann Gott der Herr rechnet
uns die gerechtigkeit Christi zu; aber die sund rech-
net er uns nicht mer zu. Darumb, meine liebe kind-
lein, merkts dise wort des heiligen Pauli mit fleis,
da er spricht: Christus ist umb unser sund willen
dahin geben und umb unser gerechtigkeit willen
wider auferstanden. Dann wann ein ander für uns
leidet, bezalt oder gnug tut und darüber ledig ge-
lassen wird, so ists gewiß, das wir auch ledig sein.
Wann wir aber ledig sein, so sein wir gerechtfertigt,
also das uns niemand umb dieselben sach weiter an-
sprechen oder anklagen darf. Darumb so Christus
vom tod wider erstanden ist, so sein wir ledig und
los und von sunden gerechtfertigt.
So nun Christus, unser lieber Herr, also für die
sund genug hat geton und den tod und die hell uber-
wunden, so feret er gen himel und Gott der Vater
setzt ihn zu seiner gerechten, und machet in zu
einem herren uber alles. Darumb ist er nun auch
unser Herr. Und ihr kindlein solt dise wort mit son-
derm fleis merken, das der Herr Jesus Christus unser
aller Herr ist. Darumb sprechen wir auch im glau-
ben: und in Jesum Christum, sein einigen Son, unsern
Herrn. Dann wann er uns nicht erlöset het, so het-
ten wir müssen in die helle farn. Nun er uns aber
erlöset hat, so sein wir sein aigen und er ist unser
Herr und wir sollen ihn lieben und im gehorsam sein.
Und das ist, meine liebe kindlein, unser höchster
trost, das Christus unser Herr ist und wir sein aigen;
dann darumb wird er uns beschutzen und erretten
also, das, wann wir schon sunder sein, so wird er
uns doch die sund vergeben; dann er hat genug für

die sund getan. Und wann wir schon sterben, so
wirt er uns doch wider lebendig machen; dann er
hat den tod uberwunden. Und wann wir schon in
die helle kömen, so könt sie uns doch nicht halten;
dann er hat die helle zerprochen. Darumb, weil wir
ein solchen mechtigen Herrn haben, so hat es kain
not umb uns.
Wir sollen aber unserm Herrn gehorsam sein und
tun, was er uns bevilhet; dann darumb hat er uns
erlöset, das wir from und heilig sollen werden, wie
ihr hernach hören werdt, und wer das nicht tut, der
wird gewißlich hart gestraft werden. Dann unser Herr
Christus wird wider kommen, zu richten die leben-
digen und die toten. Darumb solt ihr, meine liebe
kindlein, fleis ankeren, auf das, wann Christus wider
kompt zum gericht, das er euch als fromme und ge-
horsame kinder finde. So werd ihr das ewig leben
von ihm haben.
Auf dise weis hat uns Christus erlöset, meine liebe
kindlein, von der sunde, darein Adam und Eva ge-
fallen sein und uns alle mit ihn zu sundern gemacht
haben. Dann Christus der Herr hat uns durch sein
leiden und sterben erworben und durch die predig
des evangelions geben, das wir Gott dem Herrn
wider glauben und ihm vertrauen. Und wann wir
ihm glauben, so gibt er uns den Heiligen Gaist, das
wir ihn auch mögen lieben, und der Heilig Gaist
rainigt unser herz von allerlei bösen begirden, das
wir also mögen from werden, Gottis gepot halten
und unserm Herrn Jesu Christo dienen.
Darumb solt ihr nun, meine liebe kindlein, von
herzen glauben und vertrauen in Jesum Christum,
den einigen Son Gottis, unsern lieben Herrn, und
gar nicht zweifeln, er hat für uns geton, was wir tun
solten und kontens nicht. Er hat auch für uns ge-
litten, was wir verschuldet hetten, und hat uns also
vergebung der sund erworben und mit Gott dem
Vater versonet, das er uns für seine kinder helt und,
wann wir in diesem glauben bleiben, mit Christo das
ewig leben wil geben.
Und das ist die meinung und der recht einfeltig
verstand dises andern haubtstucks des heiligen
christlichen glaubens, das ich glaub, das Jesus Chri-
stus warhaftiger Gott vom Vater geporn und auch
warhaftiger mensch von der junkfrau Maria geporn,
sei mein Herr, der mich verlornen und verdampten

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