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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0270
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

Gottis name ist zwar an ihm selbs heilig. Aber
wir bitten in diesem gepet, das er bei uns auch ge-
heiliget werde.
Und wann man euch weiter fraget:
Wie geschicht das ?
so solt ihr also antworten:
Wo das wort Gottis lauter und rain gelert wird
und wir auch heilig als die kinder Gottis darnach
leben. Des hilf uns, lieber Vater im himel!
Wer aber anderst leret und lebet, dann Gottis wort
leret, der entheiliget unter uns den namen Gottis.
Da behüt uns vor, himlischer Vater!
Gemainer beschluß zu allen predigen, so lang
man vom Vater unser predigt.
Also habt ihr, meine liebe kindlein, den rechten,
gemainen, ainfeltigen verstand diser (ersten, andern
oder dritten etc.) bitt. Den solt ir mit allem fleis
merken und Gott den Herrn on unterlas also bitten
und nicht zweifeln, er wirds erhören und euch geben,
das ihr feine, fromme und heilige leut wert, wie
Gottis kindern, die ihren Vater im himel haben, wol
ansteht. Dann er hat uns zugesagt (Mar. 11 [24]),
was wir bitten in seinem namen und glauben, das
wöll er uns geben. Nun bitten wir ja in seinem
namen, wann wir das Vater unser beten; dann er
hat uns also gelert und gehaißen. So sollen wir auch
von herzen glauben, Gott werd uns erhören, dieweil
er unser vater ist. Dann wann wir glauben, so wer-
den wir gewißlich erhöret und werden durch unser
gepet erlangen, das wir empfahen, was wir glauben,
und tun, was er uns gepoten hat. Das verleihe uns
Gott allen! Amen.
Die ander predig.
Auslegung der andern bitt.
Nun habt ihr am nechsten gehört die ersten bitte
und, wie wir in derselbigen bitten, das uns Gott wöll
geben, das wir das ander gepot halten, nemlich: das
wir seinen namen nicht vergeblich füren, sonder das
er unter uns geheiliget werde. Darumb volget jetz
hernach die ander bitte, darin wir bitten, das uns
Gott wöll geben, das wir auch das drit gepot hal-
ten, das ist: das wir den sabbat oder den feirtag hei-

ligen. Das geschicht, wann wir nicht allein unser
arbait lassen stehn, sonder auch unsere böse begird
und eigen willen hinlegen, Gottis wort hören und
demselbigen von ganzem herzen volgen. Das können
wir aber on sondere gnad und hilf Gottis nicht tun.
Darumb sollen wir fleißig und ernstlich darumb bit-
ten, wie uns Christus unser Herr in der andern bitt
gelert hat. Die lautet also:
Zukomme dein reich!
Auf das ihr aber dise bitt recht und wol versteht,
meine liebe kindlein, so merkt mit fleis, was Gottis
reich sei, darumb wir bitten. Dann das reich Gottis
ist, wie Paulus zun Römern sagt (Rom. 14 [17]):
gerechtigkeit, frid und freud im Heiligen Gaist.
Und wiewol dise wort etwas schwer sein, so mögt
ihr sie doch wöl lernen verstehn, meine liebe kind-
lein, wann ihr mit fleis darauf merkt. Dann ihr wißt
wol, das ein jeder könig oder kaiser ein eigens reich
hat, und die leut, die dieselbigen könig und kaiser
für ihr herrn erkennen, und halten und ihm gehor-
sam sein, die gehörn in ihr reich und sein unter
ihrem reich, und ist also das eins königs reich, wann
er schafft und gepeut und also regirt, das seine unter-
tanen nicht tun, was sie wöllen, sonder was ihn ihr
herr gepeut.
Also hat auch Gott der Herr ein himehsch reich
und alle, die an in glauben und seine gepot halten,
die gehörn in dasselb reich. Und wann Gott anfahet,
sie zum glauben zu berufen durch das evangelion,
so kompt Gottis reich zu ihn, das ist: Got fahet an,
und wirt ir herr und könig und regirt sie, das sie
nicht mer tun, was sie gut dunkt, sonder, was sie
Got der Herr, der ihr könig ist, durch sein wort
unterweiset und leret.
Und die weltliche herrn, die regiren zwar mit ge-
walt, mit troen und mit strafen und zwingen die
leut, das sie ihn müssen gehorsam sein, tun auch
recht daran; dann Gott hats also geordnet. Aber
Gott der Herr tut ihm dannoch nicht also in seinen
himelischen reich, sonder regirt allein mit der predig
des heiligen evangelions und mit dem Heiligen Gaist.
Das geht also zu.
Gott der Herr last uns das heilig evangelion pre-
digen, wie Christus für uns gelitten hab, gestorben
und wider auferstanden sei, wie ihr dann im glauben

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