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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0289
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III 4b Kinderpredigten 1533

wasser schlecht wasser und kain taufe. Aber mit
dem wort Gottis ists ein taufe, das ist: ein gnaden-
reich wasser des lebens und ein pad der neuen ge-
purd im Heiligen Gaist, wie S. Paulus saget zu Tito
am 3. cap. [5 f.]: Durch das pad der widergeburd
und erneuerung des Heiligen Gaists, welchen er aus-
gossen hat uber uns reichlich durch Jesum Christum
unsern Hailand, auf das wir durch desselben gnad
gerechtfertigt erben seien des ewigen lebens nach
der hoffnung. Das ist gewißlich war.
Zum vierten, so man euch fraget,
was solch wasser taufen bedeut,
antwort:
Es bedeut, das der alt Adam in uns durch tegliche
reu und buße sol erseuft werden und sterben mit
allen sunden und bösen lüsten und widerumb teg-
lich eraus kommen und auferstehn ein neuer mensch,
der in gerechtigkait und rainigkait vor Gott ewig-
lich lebe, als Paulus zun Römern am 6. capitel [4]
spricht: Wir sein sampt Christo durch die taufe be-
graben in tod, das, gleich wie Christus ist von den
toten auferweckt durch die herrlichait des Vaters,
also sollen wir auch in eim neuen leben wandeln.
Also habt ihr, meine liebe kindlein, den rechten
ainfeltigen verstand der heiligen taufe, dardurch wir
verneuet und zum ewigen leben widergeporn wer-
den. Den solt ihr fleißig merken und Gott darumb
on unterlaß danken, daß er euch zu solcher großen
gnad berufen hat, und fleißig darnach leben, euch
auch der taufe in allem leiden, darzu auch im ster-
ben trösten; dann durch die taufe sein wir in tod
Christi eingeleipt. Darumb kan uns kain sund, tod
noch helle schaden, sonder wir werdens alles uber-
winden durch den glauben, gleich wie ers uberwun-
den hat, und also durch die neuen gepurd in Gottis
reich und in das ewige leben kommen. Das verleihe
uns Got allen! Amen.
Vom ampt der schlüssel.a
Ein ainige predig.
Meine liebe kindlein, es spricht der heilig Paulus
zun Römern (Rom. 10 [13]) :Wer den namen des Herr

wird anrufen, der sol selig werden, und fraget dar-
nach weiter also [Röm. 10, 14 f.]: Wie sollen sie aber
anrufen, an den sie nicht glauben ? Wie sollen sie
aber glauben, von dem sie nichts gehört haben ? Wie
sollen sie aber hören on prediger ? Wie sollen sie
aber predigen, wo sie nicht gesandt werden ? Und
zaiget uns in disen worten fein klerlich an, das nie-
mand Gott warhaftiglich anrufen kan, er glaub dann
an ihn, und das niemand festiglich an Gott glauben
kan durch sein aigen gedanken, sonder man mus
ims predigen oder er müsse es von andern leuten
hören. Dan wir wissen von uns selbs nit, was wir
glauben sollen. Auch kan niemand fruchtbarlich pre-
digen, er werde dann darzu berufen und gesandt.
Dann wo die predig sol frucht schaffen, da mus Gott
der Herr durch seinen Heiligen Gaist mitwürken.
Er würket aber nichts durch die prediger, die er zu
predigen nicht hat verordnet. Darumb spricht Pau-
lus: Wie können sie predigen, wann sie nicht gesandt
werden ?
Es ist uns auch die predig nichts nutz, wan wirs
nit glauben; dann wer nit glaubt, der wird verdambt
werden. Nun können wir aber der predig nit glau-
ben, wir wissen dan und seien des gewiß, das es
Got bevolken hab, das man uns also predigen sol.
Wir müsten sunst zweifeln und also gedenken: Wer
waißt, obs war ist, was diser predigt. Hat ihns
doch unser Herr Gott nicht gehaißen. Und wans
gleich war ist, wer waißt, ob unser Herr Gott mit
uns auch also tun will, wie diser predigt, oder nicht ?
Er möcht villeicht mit andern leuten also handeln
und mit uns gar nicht.
Solcher zweifel wird uns alle anfechten in der zeit
der not, wann wir nicht gewiß wüsten, das uns unser
lieber Herr Jesus Christus die diener und amptleut,
die uns sein wort predigen und die heiligen sacra-
ment raichen, selbs hat eingesetzt und in bevelh
geben, was sie uns von seinen wegen sagen und wie
sie mit uns handeln solten. Darumb hat er sie be-
rufen, und ausgesand und uns darzu ein herrlichs
zusagen geton (Mat. 16 [19]), nemlich: was sie bin-
den auf erden, das sol auch im himel gepunden sein,
und was sie auflösen auf erden, das sol auch im

a: Diese Predigt ist 1591 an den Schluß hinter die Pre-
digt vom Abendmahl gerückt.

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