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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0296
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

das ist, wie der heilig Paulus sagt [1. Kor. 11, 25]:
Wir sollen seinen tod verkündigen so lang, bis er
kompt. Dann er wirt ja wider kommen, zu richten
die lebendigen und die toten, wie ir im glauben ge-
hört habt. Mitlerzeit sol man immer gedenken und
predigen von seinem tod, nemlich; das er uns mit
seinem tod und blutvergießen vergebung der sund
erworben habe, auf das mans ja nicht vergesse und
vergebung der sund nicht in ander weg wölle suchen
dann durch den glauben an Christum.
Wann wir nun sein tods gedenken und verkündi-
gen, das er uns dardurch erlöset hab, so sollen wir
auch fleißig bedenken, das er nicht für und allein
gestorben ist, sonder für alle glaubige menschen.
Darumb weil er sie also geliebt hat, das er für sie ge-
storben ist, so sollen wir sie auch lieb haben umb sie-
nen willen. Dann Christus spricht- [Joh. 13, 35]: Dar-
bei wird jederman erkennen, das ihr meine jungern
seid, wann ihr euch unter einander lieb habt, das
ist, das Paulus spricht [1. Kor. 10, 17]: Wir alle sein
ein leib und ein brot, die wir alle eins brots tailhaftig
werden.
So oft ir nun, meine liebe kindlein, zum abend-
mal des Herrn wolt gehn, wann ihr nun verstendig
und geschickt darzu werdt, so tut, wie der heilig
Paulus leret. Der spricht also [1. Kor. 11, 28]:
Der mensch aber brüfe sich selbs, und also esse er
von disem brot und trink von disem kelch; dann
wer unwirdig isset und trinkt, der isset und trinkt
im selbs das gericht darmit, das er nicht unter-
schidet den leib des Herrn.
Wann ir aber euch recht. brüfet, so werd ir finden,
das ir sunder seit, und wol bedörft, das Christus sein
leib für euch geben und sein blut für euer sund ver-
gossen hab. Das ist dann recht geprüfet. Dann Pau-
lus spricht [1. Kor. 11, 31 f.]: Wann wir uns selbs
nicht richten oder urtailen, so werden wir von dem
Herrn gericht, doch allein darumb, das wir nicht ver-
dambt werden. Dann wer sein sund nicht erkennen
wil, den richtet und strafet Gott mit mancherlei
plagen so lang, bis ers zuletst bekennen und bereuen
mus, das sie ihm werden vergeben.
Ihr solt euch auch prüfen, ob ihr mögt tun, was
euch Christus haißt, und glauben, was er sagt. Des-
gleichen, ob ihr euerm nechsten mögt vergeben, was
er wider euch geton hat, und ihn umb Christus wil-

len lieb haben; dann wann ihr das tut, so empfahet
ihrs wirdiglich.
Wer es nun also empfahet, der empfahet es zum
ewigen leben; dann er empfahet nicht allein den leib
und das blut in seinem mund und leib, sonder er
glaubt auch dem wort Christi, das der leib Christi
für ihn geben und sein blut zur vergebung seiner
sunden vergossen worden sei. Wer aber also glaubt,
der isset und trinkt den leib und das blut Christi
auch gaistlich. Und darvon hat Christus gesagt
(Joh. 6 [56]): Wer mein flaisch isset und mein blut
trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wann wir
nun durch den glauben in Christo sein, so mögen
wir das abendmal prauchen, so oft wir wöllen, und
also für und für je lenger je mer getröst und gesterkt
werden, das Christus unser sund bezalt hat und in
uns sei und bleib und wir in ihm.
Dann die weil wir durch die tauf in Christum ge-
pflanzt sein und in ihm bleiben, wachsen, zunemen
und ihm gleich werden sollen, so taug es nicht, das
wir uns schlecht wolten dunken lassen, wir stunden
fest und nemen im glauben und in der lieb zu, son-
der wir’ sollen da auch Gottis wort und werk haben,
darauf wir vertrauen, und darbei merken, das wir
also zunemen. Das wirt uns aber im abendmal für-
getragen. Dann so uns Christus sein flaisch zur speise
und sein blut zum trank gibt und also kreftiglich
anzeigt, das er in uns wil bleiben, uns sterken und
zum ewigen leben erhalten, so mögen wir fest dar-
auf glauben und trauen, es werd frucht in uns wür-
ken und uns gaistliche kraft und macht geben, das
wir zunemen und nicht verschmachten noch ver-
dorren, sonder wie die reben an den weinstock saftig,
grün und fruchtbar bleiben, das wir nicht in das feur
geworfen werden. Ein solcher glaub, der kan dann
bestehn in allen nöten; dann er hat Gottis wort und
werk allenthalben für sich.
Und das ist, meine liebe kindlein, der ainfeltig ge-
main und recht verstand der wort des abendmals
Christi. Darumb merkts mit fleis und wann man
euch fraget:
Was ist das sacrament des altars ?
so solt ihr also antworten:
Es ist der war leib und das blut unsers Herrn Jesu
Christi, unter dem brod und wein uns Christen zu
essen und zu trinken von Christo selbs eingesetzt.

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