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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0300
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Brandenburg und Nürnberg gemeinsam

fleißig yermanen, mit inen Gott den allmechtigen
umb seinen Heiligen Gaist, gnad und hilf zu bitten,
damit soliche ordnung seiner götlichen maiestat zu
lob, eer und preis, auch uns und allen unsern unter-
tanen zu wolfart und seligkeit fürderlichen anfang
erraiche und zu fruchtbarer volziehung gedeihe.
Verlassen wir uns also zu geschenen, ernstlich und
genzlich zu euch allen, sambtlich und sunderlich.
Datum Jegerndorf am Montag nach Antonii.
Anno etc. 33 [= 20. Jan. 1533].
Und wiewol die kirchenordnung hernach gemelter
artikel halben on das lauter ist und weiter keiner
erklärung bedörft, jedoch den einfeltigen pfarherrn
und kirchendienern zu noch besserer unterricht soll
im artikel, vom heiligen sacrament der tauf mel-
dent, der ordnung verstand sein, das das taufen
jedes orts an der gewonlichen stell in der kirchen
und nicht in heusern geschehen, damit auch in der
christlichen gemain für das kind andechtiglich gebet
werden mög, es weren dann dermaßen ursachen des
kinds schwacheit oder anders halben vorhanden, das
mans in die kirchen on merklich gefar nicht bringen
könt. So mag es durch jachtaufen, wie der artikel
sunst gesetzt, im haus getauft werden.
Als auch in berürtem artikel, die tauf belangend,
ein rubriken gesatzt ist, also lautend: ,,Do nem der
priester das kind und tauch es in die tauf wie auch
die lateinisch rubriken in dem alten taufbüchlein
laut, soll der verstand noch die mainung nicht sein,
die kindlein, wie sich der buchstab oder ordnung an-
sehen läßt, gar in das wasser zu tauchen, dardurch
es sunderlich winterszeit erschrecken, in große siech-
tag4 fallen oder gar umbpracht werden möcht, sun-
der mit eintauchen oder aufgießen der tauf fürsich-
tiglich, beschaidenlich und dermaßen gehalten, das
kein kind in geferlicheit gegeben werd.
Zum dritten. Nach dem die collecten für die ober-
4 = Krankheit (Schmeller 2,214).
5 Es handelt sich dabei um die Blätter 49 und 50 der
Folioausgabe (vgl. Seite 196f.). Von ihnen wurden den
800 von Markgrafen bestellten Exemplaren dieser
Kirchenordnung 500 Sonderdrucke für den genann-
ten Zweck beigelegt (Westermay er 112). - In ähn-
licher Weise führten sich um diese Zeit in den katho-
lischen Kirchen als Gedächtnisstützen für den messe-
lesenden Priester die entsprechende Stücke des Ordi-
nariums der Messe enthaltenden Kanontafeln auf
dem Altar ein (Braun 153f. - Eisenhofer 86f. -

keit allein auf unsern aller gnedigsten herren den
römischen kaiser gestelt, wie die aus der alten latei-
nischen collecten verteutscht worden, ob wol dar-
unter alle christliche oberkeiten begriffen werden.
So ist doch umb besser unterricht willen unser be-
felch die gemelten collecten also zu halten: ,,Wir bit-
ten dich, allmechtiger Gott, siehe gnediglich auf
deine diener, römische Kaiser und ander christliche
könig, unsere fürsten und alle andere christliche
oberkeiten etc“, also das darunter alle kaiserliche
und königliche maiestaten, potetaten und oberkei-
ten, die christlichen namen und regiment haben,
ausdrücklich begriffen werden.
Datum ut in litera.
Handschriftliche Nachträge:
Nachdem dann zu ainer jeglicher kirchenordnung
die wort des abentmals unsers lieben Herrn und Hai-
lands Jesu Christi und das heilige gebet Vater unser
etc., wie bedes ob dem altar in der ewangelischen
meß gesungen werden sol, mit groben buchstaben
und noten, auf tafeln zu machen, getruckt worden5,
so ist unser bevelch, das ir auch verfuegen und daran
sein wollt, solich notiert gesang in allen kirchen uf
tafeln zu machen und dieselben tafeln allwegen mit
uber altar zu tragen und sauber zu behalten, auch
in dem notirten ton mit guten, verstendigen worten
langsam und so laut zu singen, das das volk diesel-
bigen wol mit andacht hören, merken und zu dem
gebet herzlich ,,amen“ sprechen mög. Darzu sie dann
durch die pfarherrn und prediger vleißig ermant wer-
den sollen.
Und wiewol in der getruckten kirchenordnung
kain sondere meldung von der letanei6 geschehen
aus ursachen, das davor derhalben durch uns7 und
die von Nurmberg8 lauter bevelch ausgangen sind,
so ist doch hiemit abermals unser ernstlicher bevelch,
RGG 33, 1122).
6 Litanei, siehe S. 503f.
7 Durch das Gottesdienstmandat vom 28.Febr. 1531
(unsere Nr. IV 1).
8 Durch eine Bekanntmachung vom 30. Okt. 1530 (von
Soden 342). — Dazu Pirkheimer 1530 an den Bau-
meister Tscherte in Wien: ,,Wir heten hie ein litania
zu singen angefangen, als der Dürk vorhanden was.
Aber so derselb hinweg, ist sie auch in den prunnen
gefallen“ (Zucker, M., Dürers Stellung zur Refor-
mation. Erlangen 1886. 79). Das muß im Jahre 1529

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