III 4 c Brandenburgische Nachträge 1533
das solich letanei als ein gemaine herzliche furbitt
für alles anliegend gemainer christenheit in allen pfar-
kirchen fur und fur andechtiglich gehalten und das
volk zu solichen und andern gemainen furbittungen
getreulich vermant und nit gestatt werden soll, das
sich jemand on redliche ehaft9 davon ziehe noch
solich oder ander christliche werk veracht, wie wir
davor mer dann einmal bevolhen und im truck10 aus-
geen lassen haben, als lieb ainem jeglichen sei, zu-
vorderst Gott des almechtigen und unser oder unsers
abwesens unser statthalter und rete ernstliche straf
zu vermeiden.
Dieweil auch bisher ein ergerlicher mißbrauch ge-
wesen, das man vor oder nach der predig des hailigen
gewesen sein, als am 26.Sept.die Türken vor Wien
erschienen und am 15. Oktober wieder abzogen
(Egelhaaf 2,114-118).
9 ehaft = gesetzlich gültig, echt, dann auf Grund der
gebräuchlichen Verbindung ehafte Not auch = Not
(Schmeller 1,6ff.).
10 Ein Druck - etwa des Mandates von 1531 (unsere
Nr.IV 1) - ist unbekannt.
11 Ganz setzte sich diese so wohl gemeinte Anordnung
gottlichen worts auf den prechgstulen oder sonst in
den kirchen kaufen, verkaufen, verlust etlicher und
ander zeitlicher, auch zum teil ganz geringschetzige
ding verkundet und ausgeschriben hat, da doch in
den kirchen und auf den predigstulen nichtz anders
dan Gottes wort und, was zu furderung desselben
von nöten ist, verkundet und gehandelt werden, set-
zen, ordnen und bevelhen wir hiemit ernstlich, das
nun hinfuro obberurt misbreuchlich verkunden zeit-
licher ding nit mer in den kirchen, sonder von den
ratheusern oder sonst außerhalb der kirchen an be-
quemen orten geschehen sollu, und des alles, wie ob-
steet, verlassen wir uns ernstlich und genzlich zu
euch. Datum ut in hteris.
nicht überall durch. In Leutersbausen baten Vogt-
verweser, Bürgermeister und Rat 1601, daß die Ab-
kündigung weltlicher Dinge von der Kanzel ab-
gestellt würde, wobei sie sich aber nicht auf diesen Be-
fehl, sondern auf die Übung in Ansbach beriefen. Die
Bitte wurde selbstverständlich sofort erfüllt (Hil-
ler Ludw., Weltliche Abkündigungen in der Kirche,
in: ZbKG 24 [1955] 106-109). Darüber, daß Nürn-
berg in dieser Frage anders dachte, vgl. S. 484f.!
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das solich letanei als ein gemaine herzliche furbitt
für alles anliegend gemainer christenheit in allen pfar-
kirchen fur und fur andechtiglich gehalten und das
volk zu solichen und andern gemainen furbittungen
getreulich vermant und nit gestatt werden soll, das
sich jemand on redliche ehaft9 davon ziehe noch
solich oder ander christliche werk veracht, wie wir
davor mer dann einmal bevolhen und im truck10 aus-
geen lassen haben, als lieb ainem jeglichen sei, zu-
vorderst Gott des almechtigen und unser oder unsers
abwesens unser statthalter und rete ernstliche straf
zu vermeiden.
Dieweil auch bisher ein ergerlicher mißbrauch ge-
wesen, das man vor oder nach der predig des hailigen
gewesen sein, als am 26.Sept.die Türken vor Wien
erschienen und am 15. Oktober wieder abzogen
(Egelhaaf 2,114-118).
9 ehaft = gesetzlich gültig, echt, dann auf Grund der
gebräuchlichen Verbindung ehafte Not auch = Not
(Schmeller 1,6ff.).
10 Ein Druck - etwa des Mandates von 1531 (unsere
Nr.IV 1) - ist unbekannt.
11 Ganz setzte sich diese so wohl gemeinte Anordnung
gottlichen worts auf den prechgstulen oder sonst in
den kirchen kaufen, verkaufen, verlust etlicher und
ander zeitlicher, auch zum teil ganz geringschetzige
ding verkundet und ausgeschriben hat, da doch in
den kirchen und auf den predigstulen nichtz anders
dan Gottes wort und, was zu furderung desselben
von nöten ist, verkundet und gehandelt werden, set-
zen, ordnen und bevelhen wir hiemit ernstlich, das
nun hinfuro obberurt misbreuchlich verkunden zeit-
licher ding nit mer in den kirchen, sonder von den
ratheusern oder sonst außerhalb der kirchen an be-
quemen orten geschehen sollu, und des alles, wie ob-
steet, verlassen wir uns ernstlich und genzlich zu
euch. Datum ut in hteris.
nicht überall durch. In Leutersbausen baten Vogt-
verweser, Bürgermeister und Rat 1601, daß die Ab-
kündigung weltlicher Dinge von der Kanzel ab-
gestellt würde, wobei sie sich aber nicht auf diesen Be-
fehl, sondern auf die Übung in Ansbach beriefen. Die
Bitte wurde selbstverständlich sofort erfüllt (Hil-
ler Ludw., Weltliche Abkündigungen in der Kirche,
in: ZbKG 24 [1955] 106-109). Darüber, daß Nürn-
berg in dieser Frage anders dachte, vgl. S. 484f.!
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