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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0324
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IV 1. Gottesdienstmandat 1531

Von Gottes genaden Georg, marggrave zu Branden-
burg cum tot.* 1 für uns selbs und an stat des hoch-
gebornen fürsten, unsers freuntlichen lieben jungen
vettern und pflegsuns marggraf Albrechten etc.
Wiewol wir als ein christliche obrigkeit, der von
Gott ernstlich befohlen ist, ob iren untertanen flei-
ßig zu wachen und denselben nit allein in zeitlichen
dingen, sunder auch und zuvorderst zu irer seelen
ewigem heil fürsehung und versorgung zu tun, bis-
her kein mühe, fleiß noch kosten gespart haben, die
pfarren, kirchen, gemeinde und ire zugehörigen nit
allein in unsern steten und flecken, sunder auch auf
dem lande mit frummen, christlichen, verstendigen
pfarherrn, seelsorgern und predigern zu fürsehen,
auch denselben christlich ordnungen zu geben, wie
dann weiter geschehen sol, der unzweifenlich hoff-
nung und zuversicht, gemelte imsere untertanen und
verwanten solten aus solcher unser gnedigen, veter-
lichen und christlichen versehnung in vermög des hei-
ligen evangelion und wort Gottes, das inen mit aller
christlichen bescheidenheit2 nun ein lange zeit zum
fleißigsten fürgetragen und gepredigt worden ist und
noch gepredigt würdet, billich dahin getriben wer-
den, sich in irem leben, wandel und wesen also zu
erzeigen, das es Gott, unserm aller gütigen erschaf-
fer, miltesten begnadern, gnedigsten erlösern und
seligmachern, gefellig und angenehm, auch andern
menschen besserlich were und das die lesterer göt-
licher warheit nit ursach schöpfen möchten, aus
einem unordenlichen wandel deren, so sich christen
rümen, auch die lere des evangeliums zu verachten
und zu verlestern,
so haben wir doch bisher in teglicher erfarung mit
der tat befunden, das ein großer teil unser unter-
tanen in den stetten und auf dem land solche christ-
liche, heilsame lere Gottes worts als ir einig ewig heil
und seligkeit nit allein nit annemen und darnach
besserlich leben, sunder auch dieselben christlichen,

Druckvorlage: Abschrift des 18. Jahrhunderts,
in: Ordinationum ecclesiasticarum Titul[us] 1 (NLA
MKA gen. 390 f. 33-45).
1 Wohl Schreibfehler für tit. Gemeint ist, daß im Ori-

heilsamen lere und ire pfarherrn und prediger als ire
getreue hirten und kirchendiener, darzu uns und un-
ser ambtleut als ir ordenliche von Gott verordente
obrigkeit mit allen unsern christlichen geboten und
verboten, auch alle, die gern christlich gebaren und
einen bescheiden, gotseligen, erbarn und züchtigen
wandel füren wolten, zum höchsten verachten, ver-
spotten, belachen, lestern und schmehen uber und
wider, das sie denselben verkündern Gottes worts als
Gott selbst gehorchen solten, wie sie dann uns und
iren getreuen hirten, pfarherrn, predigern und kir-
chendienern aus sunderlichem befelch und gebot
Gottes zu aller gehorsam und eererbietung schuldig-
lich verpflicht sein, das auch dieselbigen unsere
untertanen die kirchen, predigen und götlichen ämb-
ter rechter evangelischer meß, letanei3 und ander
christlichen ubung selten oder gar nit besuchen und
noch vil weniger das heilig, hochwirdig sacrament
des altars empfahen, sunder auch andere, so vil sie
mügen, davon ziehen und, obgleich etliche zu zeiten
in die kirchen zu predig und götliche ämbten gehen,
das sie doch, sobald das evangelion gelesen oder ge-
sagt ist oder so bald man im ambt der meß, wie mans
nennet, den leib und das blut Christi consecrirt hat,
ehe die comunion gehalten würdet, aus der kirchen
laufen und auf den kirchhofen, merkten oder plezen
stehen oder sunst spacirn gehen. Jtem etlich sizen
zu der zeit, wenn man predigt und die götlichen
ämbter, als obstehet helt, in wirtsheusern zu saufen
und zu spilen; etlich tanzen, kaufen und verkaufen
zu nechst bei den kirchen - alles zu merklicher, ver-
damlicher ergernus und verachtung Gottes seines
heiligen, allein seligmachenden worts und allerhei-
lichsten testaments und abentmals des waren leibes
und bluts unsers Herrn Jesu Christi. Denn wo sie
an Gott, sein heiligs wort und ewigs testament recht
und festiglich glaubten, würden sie das angezeigter
maß nit verachten und noch vil weniger davon
fliehen, sunder mit rechter begird hinzu tringen, be-
ginal die ganze Titulatur (vgl. etwa S. 317) stand.
2 = Verstand, Sachkenntnis (Schmeller 2,371).
3 = die Litanei (S. 503).

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