IV 1 Gottesdienstmandat 1531
stendig dabeibleiben, also das ir gotlos, unchristlich
leben aus dem und anderm, so hernach volgt, öffent-
lich erscheint.
Dann zu noch merer offenbarung desselben so hal-
ten und erzeigen sich etlich in irem wesen und wandel
mit öffentlichen sünden und schanden, gotslesterns,
zutrinkens, ehebruchs, hurerei, wucherei und der-
gleichen lastern so ungeschickt, gotlos und veracht-
lich, das es vor Gott und der welt ein rechter greuel,
unserm christentumb schmelich, auch dem heiligen
evangelion und wort Gottes nit wenig verachtlich
und verhinderlich ist.
Wir finden auch, das vil miser ambtleut, castner,
vogt, burgermeister und rete, die solch unchrsitlich,
ergerlich und verdamlich leben, wandel und wesen,
Gottes und unserm ernstlichen befelch nach strafen
und fürkummen4 sollen, solchs nit allein ungestraft
hingeen lassen und gestaten, sunder auch zum teil
dergleichen wandel und wesen selbst füren, das inen
auch nichts weniger anligt oder zu herzen gehet,
dann Gottes wort und desselben prediger zu fürdern
und zu handhaben, zu geschweigen, das auch etlich
das ewig wort Gottes und seine verkünder, ja alle,
die gern gotseliglich leben wolten, nichts weniger
denn der leichtfertig pöfel verachten und verlestern.
Das uns und nit unbillichen zu höchstem mißfallen
und beschwerden reicht. Wir sehen auch vor augen,
das der almechtig und gerecht Gott in dieser fer-
lichen, lezten zeit unser undankbarlich, sündlich
verschulden hertiglich und grausamlich strafen wil,
nit allein mit langwiriger, ubermeßiger teurung, auch
mancherlei einsteils zuvor unerhörten krankheiten5
und inlendischen, blutvergießlichen kriegen, sundern
auch dem allergrausambsten feinde misers christen-
tumbs, dem türken, der nit allein leib, leben und gut
hinwegnimbt, sunder darzu den höchsten schatz im
himel und erden, Gottes wort, unterdruckt und mit
nichte predigen zu lassen gestattet, also das es auch
in der armen gefangen herzen, welche Gott nit wun-
derbarlich erhelt, auslischt. Und was geben doch nur
dieselben armen gefangen darumb, das sie den schaz
und trost hetten, den wir haben und doch denselben
so offenlich und mit so unverscheuchter undankbar-
4 = verhüten, verhindern (Schmeller 1, 1248).
5 Die Ende des 15. Jahrhunderts in Europa erstmals
aufgetretene Syphilis.
keit in worten und werken verachten! Ja, sie lieden
alle ir gefenknus, angst und not dest williger. Dar-
umb uns Gott nach seiner gerechtigkeit solchen
hohen schaz und trost, wo wir uns nit mit unserm
leben, tun und lassen bessern, wie höchlich zu be-
sorgen, auch nemen und vil einen größern hunger
denn des brots, ja als ein unendlichen mangel seins
gotlichen worts senden würdet.
Und damit aber wir als die obrigkeit unserm Herrn
Gott durch unsern unfleiß und nachlessigkeit nit ur-
sach geben, unser verwanten und untertanen blut
von unsern henden zu erfordern, wie er denn allen
obrigkeiten und vorsteern troet und dieselben troun-
gen als, der allein warhaftig ist, nit zuruckstelt, sind
wir demnach endlich entschlossen, solche unschick-
ligkeiten, verachtungen und ubertretungen bei den
unsern nit zu gedulden, sunder der sovil immer müg-
lich abzustellen und durch ernstliche unnachleßliche
straf, wie sich gebürt, zu fürkummen. Des wir alle
und jegliche unser haubtleut, amtleut, castner, vogt,
richter, schultheißen, burgermeister, rete und ge-
meinden, auch gemeiniglich alle und jede miser unter-
tanen und verwanden, was wirden, stands und we-
sens die seien, hiemit zum gnediglichsten und ge-
treulichsten gewarnt haben wöllen, mit ganzem ernst
festiglich gebietend, das alle unsere verwante und
untertanen, obberürte und dergleichen beschwerli-
che, ergerliche und unchristliche, verdamliche ubun-
gen genzlich abstellen und vermeiden, das wort Got-
tes als unser aller einig heil, auch desselben verkündi-
ger und prediger, die inen von uns zu hirten und seel-
sorgern jezo zugeordent seien oder hinfüro zugeor-
dent werden, darzu uns und ander ire herrschaften als
ire christliche obrigkeiten in schuldigen eeren halten,
mit allen treuen meinen6 auch alle billiche gehorsam
und untertenigkeit leisten, das sie auch die kirchen
und predigen sunderlich an den feiertagen fleißig be-
suchen, Gottes wort begirlich hören, demselben aus
Gottes gaben und gnaden festiglich glauben, an-
hangen, auch Gott unsern himlischen Vater durch
die letanei und sunst teglich und herzlich anruefen
und bitten, seinen wol verschulten zorn und grau-
same strafen umb Christi seines lieben Suns villen
6 = lieb haben (Schmeller 1, 1610).
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stendig dabeibleiben, also das ir gotlos, unchristlich
leben aus dem und anderm, so hernach volgt, öffent-
lich erscheint.
Dann zu noch merer offenbarung desselben so hal-
ten und erzeigen sich etlich in irem wesen und wandel
mit öffentlichen sünden und schanden, gotslesterns,
zutrinkens, ehebruchs, hurerei, wucherei und der-
gleichen lastern so ungeschickt, gotlos und veracht-
lich, das es vor Gott und der welt ein rechter greuel,
unserm christentumb schmelich, auch dem heiligen
evangelion und wort Gottes nit wenig verachtlich
und verhinderlich ist.
Wir finden auch, das vil miser ambtleut, castner,
vogt, burgermeister und rete, die solch unchrsitlich,
ergerlich und verdamlich leben, wandel und wesen,
Gottes und unserm ernstlichen befelch nach strafen
und fürkummen4 sollen, solchs nit allein ungestraft
hingeen lassen und gestaten, sunder auch zum teil
dergleichen wandel und wesen selbst füren, das inen
auch nichts weniger anligt oder zu herzen gehet,
dann Gottes wort und desselben prediger zu fürdern
und zu handhaben, zu geschweigen, das auch etlich
das ewig wort Gottes und seine verkünder, ja alle,
die gern gotseliglich leben wolten, nichts weniger
denn der leichtfertig pöfel verachten und verlestern.
Das uns und nit unbillichen zu höchstem mißfallen
und beschwerden reicht. Wir sehen auch vor augen,
das der almechtig und gerecht Gott in dieser fer-
lichen, lezten zeit unser undankbarlich, sündlich
verschulden hertiglich und grausamlich strafen wil,
nit allein mit langwiriger, ubermeßiger teurung, auch
mancherlei einsteils zuvor unerhörten krankheiten5
und inlendischen, blutvergießlichen kriegen, sundern
auch dem allergrausambsten feinde misers christen-
tumbs, dem türken, der nit allein leib, leben und gut
hinwegnimbt, sunder darzu den höchsten schatz im
himel und erden, Gottes wort, unterdruckt und mit
nichte predigen zu lassen gestattet, also das es auch
in der armen gefangen herzen, welche Gott nit wun-
derbarlich erhelt, auslischt. Und was geben doch nur
dieselben armen gefangen darumb, das sie den schaz
und trost hetten, den wir haben und doch denselben
so offenlich und mit so unverscheuchter undankbar-
4 = verhüten, verhindern (Schmeller 1, 1248).
5 Die Ende des 15. Jahrhunderts in Europa erstmals
aufgetretene Syphilis.
keit in worten und werken verachten! Ja, sie lieden
alle ir gefenknus, angst und not dest williger. Dar-
umb uns Gott nach seiner gerechtigkeit solchen
hohen schaz und trost, wo wir uns nit mit unserm
leben, tun und lassen bessern, wie höchlich zu be-
sorgen, auch nemen und vil einen größern hunger
denn des brots, ja als ein unendlichen mangel seins
gotlichen worts senden würdet.
Und damit aber wir als die obrigkeit unserm Herrn
Gott durch unsern unfleiß und nachlessigkeit nit ur-
sach geben, unser verwanten und untertanen blut
von unsern henden zu erfordern, wie er denn allen
obrigkeiten und vorsteern troet und dieselben troun-
gen als, der allein warhaftig ist, nit zuruckstelt, sind
wir demnach endlich entschlossen, solche unschick-
ligkeiten, verachtungen und ubertretungen bei den
unsern nit zu gedulden, sunder der sovil immer müg-
lich abzustellen und durch ernstliche unnachleßliche
straf, wie sich gebürt, zu fürkummen. Des wir alle
und jegliche unser haubtleut, amtleut, castner, vogt,
richter, schultheißen, burgermeister, rete und ge-
meinden, auch gemeiniglich alle und jede miser unter-
tanen und verwanden, was wirden, stands und we-
sens die seien, hiemit zum gnediglichsten und ge-
treulichsten gewarnt haben wöllen, mit ganzem ernst
festiglich gebietend, das alle unsere verwante und
untertanen, obberürte und dergleichen beschwerli-
che, ergerliche und unchristliche, verdamliche ubun-
gen genzlich abstellen und vermeiden, das wort Got-
tes als unser aller einig heil, auch desselben verkündi-
ger und prediger, die inen von uns zu hirten und seel-
sorgern jezo zugeordent seien oder hinfüro zugeor-
dent werden, darzu uns und ander ire herrschaften als
ire christliche obrigkeiten in schuldigen eeren halten,
mit allen treuen meinen6 auch alle billiche gehorsam
und untertenigkeit leisten, das sie auch die kirchen
und predigen sunderlich an den feiertagen fleißig be-
suchen, Gottes wort begirlich hören, demselben aus
Gottes gaben und gnaden festiglich glauben, an-
hangen, auch Gott unsern himlischen Vater durch
die letanei und sunst teglich und herzlich anruefen
und bitten, seinen wol verschulten zorn und grau-
same strafen umb Christi seines lieben Suns villen
6 = lieb haben (Schmeller 1, 1610).
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