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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0337
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IV 3 Kirchenvisitation 1536

mainen nutz kunftig zu guten noch studiren mögen,
durch die verordneten gesagt und gepoten werden,
bei verlust irer presentz 1 zu den lectionen der hai-
ligen schrift zu geen.
Item die caplonen und mithelfer in den pfarren
zu vermanen ires berufs, ampts und bevelchs ge-
treulich und vleißig zu warten und sich dermaßen,
wie sich geburt, darin zu halten, auf das kain clag
von dem volk uber sie kome,
das sie an den feiertagen den catecismum mit
den kindern in der kirchen vleißig treiben und üben,
item das sie die communicanten vleißig verhören
und underrichten.
Item die kranken, so mit dem hailigen sacrament
bewart haben, sollen sie vleißig besuchen und trösten.
Item den casten der armen leut sollen sie getreulich
furdern.
Item das der wochner aus den caplanen im pfarr-
hof bei tage vleißig aufwarte, damit er (sovil mug-
lich und sich leiden will studirns halben) furhanden
sei und man ine finden könne, wann sich ein fall zu-
tregt mit taufen und in ander wege, das kain mangel
oder nachteil erscheine.
Item dergleichen soll im stift Feuchtwang ge-
scheen.
Item die lesmaister und schuldiener zu fragen, was
und wann sie lesen,
wie man es in der schul halt, wie vil stund man des
tags darein gee,

Druckvorlage: Originalhandschrift (Papier, 12 Bl.)
(NSt A AEA2aPr. 2.-Druck: Schornbaum, Kir-
chenvisitation 1536, 13-22. — Von einer anderen,aber
gleichzeitigen Hand an den Rand geschriebene Stich-
wörter wurde nicht eigens vermerkt, wenn es sich
lediglich um die Wiederholung eines im Text als sol-
ches hervortretenden Wortes handelte.
1 präsenz — Geld, das für die Teilnahme an den Got-
tesdiensten gereicht wurde.
2 Gemeint sind die Lektoren an der vorbereiteten
Hochschule in Ansbach — Opsopöus für Griechisch,
Ziegler für Hebräisch und Pistor für Latein (Jor-
dan 1, 177-239). - B. Ziegler: Geb. in Gävernitz
bei Meißen, Zisterziensermönch in Altenzelle, 1521
Magister legens in Leipzig, 1526 Lehrer an der ge-
planten Akademie in Liegnitz, 1529 Lektor in Ans-
bach, 1510 Universitätsprofessor in Leipzig. — † 1552
(Jordan 1, 133-176. 217-228). — Vincentius Opso-
pöus: Aus der Inngegend in Bayern. — Salzburg,

was man den schülern in ainer jeglichen stund zu
morgens und nachmittags furgebe etc.
Item das die lectores2 ein aufsehen und sonderlich
Obsopeius in der statschul auch hab, damit es ordent-
lich angericht, desgleichen zwischen inen den lec-
toren die lection und stunden in der andern ge-
ordenten schulen3 vleißig ausgetailt und gelesen wer-
den.
Item sie zu vermanen, daß sie ainen lateinischen
catecismum4 mit den schulern anrichten, denselben
neben dem deutschen catecismo in der kirchen uben,
auf das die eltern bewegt und dester genaigter wer-
den, ire kinder zur schul ze tun und zu halten
und die knaben dadurch anfang und eingang zu Got-
tes wort und hailiger schrift haben, darzu, fur der
gemain oder den leuten zu reden, dest mer erkecken
und unerschrocken werden.
Item das sie darob seien und mit vleis schaffen,
das die schuler mit ainander lateinisch reden, des-
gleichen auch zu dem lateinischen gesang in der kir-
chen und auf der gassen5 gehalten und nit allein die
deutschen gebraucht werden.
Item das ubersingen des chorgesangs etc.soll nit
under der zeit des lernens, sonder am feierabend aus-
gericht werden, wie vorzeiten auch gescheen ist.
Item das sie mit den armen sovil und großen vleis
ankern und lernen als mit den reichen, sie getreu-
lich underweisen.

Schulmeister der Kapellknaben, seit 1524 ohne Stel-
lung in Leipzig und Nürnberg, 1528 Ansbach Rek-
tor des neu errichteten Gymnasiums, 1529 auch
Lektor an der neuen Hochschule —† 1539.-Vor allem
als Übersetzer von deutschen Schriften Luthers ins
Lateinische, darunter bes. des Großen Katechis-
mus, bekannt (Jordan 1, 115 - 125. 229-240. -
WA 30 I 508ff. - A. Jegel, Humanist Vincentius
Heidecker gen. Opsopöus, in: Archiv für Kultur-
geschichte 30 [1940] 27-84. - Schreibmüller 12ff.
18ff.). - Christ. Pistor: Aus Neustadt a. d. A., um
1528 Lehrer des Prinzen Albrecht Alcibiades, 1529
auch Lektor in Ansbach- †- 1537 (Jordan1, 181 ff.).
3 Nämlich am Gymnasium in Ansbach (Jordan
1, 115ff. - Schreibmüller, Gymnasium).
4 Man mag dabei an die Übersetzung von Luthers
Großem Katechismus durch den Rektor Opsopöus
denken (vgl. Anm. 2!).
5 D. h. beim Kurrendesingen (Reicke 725. 727. -
Gölz, Kurrende, in: RGG 3, 1439.

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