Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0338
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

Item das sie die schuler zimblicher weis strafen
oder zuchtigen und darin kein ubermaß zu schaden
der knaben gebrauchen.
Item die verordenten sollen das alles dermaßen
bestellen, daß solchs in guten ördenlichen wesen
bleib und nit nach irem abschaiden die alt unord-
nung wiederumb eintringa.
Item mit den herrn des rats in jeder stat soll ge-
redet und gehandelt werden, wie volgt:
Erstlich des kirchners halben, das sie mit ime ver-
schaffen, das er seins ampts oder dienstes vleißig
auswarte, an den feiertagen zu rechter zeit in der
kirchen sei und nicht seinem weib, buben oder maid-
lein die sach in der kirchen bevelhe,
das er sich auch sonst zu andern zeiten anhaimbs laß
finden, wan man sein bedarf oder jemand tuglichs
an sein stat bestelle, auf das die caplön und gemain
nit uf ine muß warten und versaumnus geschee oder
jemand seinethalben verkurzt werde.
Item der ammen halben, das sie, die vom rate, vleiß
ankeren, ein gute erfarne und geschickte kindsam-
men uberkommen, dieweil es gemaine notdurft er-
fordert und mein gnediger herr deshalben aus gna-
den inen ein pfrundlein darzu hat geben laut des-
selben beschaids* * * * * 6 7.
Dergleichen sollen in andern steten die des rats
auch vermanet werden, nach rechtgeschaffen lieb-
ammen ze trachten und zu uberkommen.
a Ergänzung von andrer Hand: Volendung halben des
gebeus an der schuel noch vor winters6.
b Ergänzung von andrer Hand: Von den weibern zu
reden, die vil segen gebrauchen.
NB.: Das man bericht werd, das etlich under inen
selbst, auch gemainer burgerschaft vil seien, die nit
zu sacrament geen, auch verächtlich davon reden.
6 Für die zunächst in einem Privathaus untergebrachte
Schule wurde zu bisher unbekannter Zeit, aber nach
dieser Bemerkung im Jahre 1536 die durch die 1521
erfolgte Verlegung des Friedhofs vor die Stadt auf
dem nun aufgelassenen Friedhof um die Pfarrkirche
entbehrlich gewordene Totenkapelle überwiesen
(Schaitbergerstraße 20). Das Gebäude wurde im
18. Jahrhundert zu anderen Zwecken verwendet und
gänzlich umgebaut ( Schreibmüller 15f.).
7 Die Pfründe der Frühmesse zu Ammelbruch, die zur
Seelsorge nicht berechtigt und nun auch nicht be-
nötigt wurde, wurde jetzt zum Teil der Stadt Ans-
bach überlassen, da diese ihren zwei Hebammen statt
der bisher jährlich zwei Gulden jährlich 20 fl. geben
mußte (NStA ARA3f.18.- Götz,Glaubensspalt. 143).
8 Seelfrauen sind die Insassinnen von Seelhäusern,

Item das kain amm angenommen, sie werde denn
zuvor examinirt von verstendigen weibern, wie sich
geburt.
Item das die ammen die weiber nit ubernemen, son-
der sich an zimblicher belonung genügen lassen.
Item das sie willig und berait seien) zu den weibern
zu geen zu ainer als der andern, zu der armen gleich
so gern als zu der reichen.
Item das sie den armen unvermöglichen weiben
umsonst dienen und helfenb.
Item des gemeinen gotscastens halben soll ein-
sehen gescheen, das es mit demselben recht zugee
und kain mißbrauch begegne, dieweil allerlei clag
und geschrai an etlichen orten ist, als werde nicht
recht mit dem almusen umbgangen.
Item das auch desselben und der bruderschaft hal-
ben rechnung geschee vor den amptleuten, auch bur-
germaistern und rate.
Item man soll auch erfarn wie das gelt, so man den
sondersiechen samelt, angelegt werde.
Item der frembden bettler und aines petelvogts
halben ain gute ordnung ze machen, damit nit -wider
die lieb des nechsten gehandelt und dannocht aller
unrate solcher pettler halben verhutet werde.
Item der seelfrau8 und anderer dergleichen wei-
ber halben, so den kranken mögen dienen, soll
auch einsehen gescheen, damit die jeder zeit zur not-
turft den kranken personen umb ein zimbliche leid-
wie sie häufig als Stiftungen zum Heil der eigenen
Seele hinterlassen wurden (Schmeller 2, 256f.).
Sie waren ältere Witwen oder ledige Dienstmägde,
die sich durch allerlei Dienste, vor allem aber auch
mit Krankenpflege, Gebet für Kranke, Sterbende
und Verstorbene ernährten (Von den Seelweibern
und Seelhäusern in Nürnberg, in: A. Würfel, Histo-
rische... Nachrichten zur... nürnbergischen Stadt-
und Adelsgeschichte 2 [Nürnberg 1768] 718-727. -
G. Uhlhorn, Die christliche Liebestätigkeit. 2
[Stuttgart 1884] 313. - E. Mummenhoff, Die
öffentliche Gesundheits- und Krankenpflege im alten
Nürnberg, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen
Krankenhauses in der Stadt Nürnberg [Nürnberg
1898] 55. 66-73). Als eine religiöse Genossenschaft
nach Art der Beginen — wie es dort geschieht, dürfen
sie im fränkischen Raum nicht betrachtet werden,
wenngleich auch das Wort Begine für Seelfrau vor-
kommt. Diese Häuser sind vielmehr Seitenstücke
zu den Brüderhäusern. - Auch die Leichenfrauen
wurde Seelfrauen genannt, sind aber durchaus von
den Bewohnerinnen der Seelhäuser zu scheiden
(Würfel aaO. 728. - Mummenhoff 71).

320
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften