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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0353
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IV 6. Vereinbarungen der Theologen auf der Synode 1556.
Appendix und erclerung etlicher stuck und articul zur kürchenordnung gehörig,
deren sich dazumal die herren superintendenten und pastorn, zu Onoltzbach ver-
samlet, verglichen haben.

Von dem catechismo,
wie der furzutragen und zu halten,
Die predig und kurzer bericht 1 sollen abgewechs-
let und ein sonntag oder feirtag um den andern fur-
getragen und gehandlt werden, dergestalt, daß man
heut erstlich ein predig lese, darnach die sechs stuck
catechismi deutlich furspreche, zum driten die schuel-
kinder oder auch andere ein teil der kurzen aus-
legung Lutheri lasse recitiren, zum vierten und letz-
ten den inhalt der predig fragweis repetire und die
kurz auslegung desselben stucks, davon die predig
gelesen, dem volk zu merken einbilde.
Den nechsten feirtag aber hernach erstlich die
stück des catechismi fürspreche, zum andern die
schuelkinder zwen tail der kurzen auslegung lasse
recitirn, zum dritten ein stuck aus dem kurzen be-
richt tractire und moglichs vleis auslege und zum
letzten albegen mit einem teutschen gsang, collecten
und segen beschlüeße.
Von personen,
so noch nicht zum abendmal gangen.
Bei dem catechismo gebürt sich auch die kinder
bei zwelf jaren und drüber, so des herrn abentmal
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (NLA
Markgräfl. Dek. Uffenheim 3f. 31 ff.). (Dieses viel kor-
rigierte Stück hält die Entwicklung von der ursprüng-
lichen Vorlage bis zur endgültigen Fassung fest. Letz-
tere gelangt zum Abdruck). - Andere gleichzeitige Ab-
schrift der Vorlage: NLA Markgr. Dek. Uffenheim 96
[Acta synodica in conventu Onolspacensi 1556] f. 18v
bis 21. - Druck: Schornbaum, Ansbacher Synode
159 ff.
1 Gemeint ist damit ein Katechismus Kargs. Merkwür-
digerweise wurde dieser damals überhaupt nicht ge-
druckt, sondern nur handschriftlich verbreitet und
gebraucht, wobei dieser Gebrauch anfänglich auf
Widerstand in den Gemeinden stieß (Bernbeck,
S. 202. 207). 1558 gab ihn, ohne Vorwissen des Ver-
fassers, der Schwabacher Diakonus Georg Selnecker
in Druck. 1564 veröffentlichte ihn Karg. Er blieb, den
jeweiligen Zeitläuften angepaßt, fast 300 Jahre lang
in Franken Kirchen- und Schulbuch.Die älteste Form
scheint nur noch handschriftlich vorhanden zu sein,
in: NStA ARA 28 I Nr. 2 (Wilke 45-62. - Karl

erstlich empfangen wellen, damit sie es wirdiclich
empfangen, alle jare zwischen pfingsten und ostern2
insonderhait anstat der confirmation, sovil ir sind,
von tag zu tag oder doch von feiertag zu feiertag
semptlich außer der beicht abzurichten, welches inen
darnach in irem ganzen leben in vil wege fürtreglich.
Von dem eestand.
Die pfarrherrn sollen verlobte eeleut mit vleiß fra-
gen: erstlich, ob sie frei oder irgent verhaft sein; zum
andern: ob sie nicht mit frundschaft3 oder schweger-
schaft bis in driten grad4 inclusive verwandt sein;
zum dritten: ob sie mit wissen und willen der eltern
oder deren, so an der eltern stat sind, sich verlobt
haben, welche auch neben oder anstat der jungen
um die verkundigung sollen piten, und sollen dem-
nach verhafte, verwandte und wider der eltern wil-
len verlobte personen nicht verkundigen, sondern an
die ambtleute und dechant, wie auch in andern
zweiflhaftigen fellen weisen; es were dann, daß die
eltern nachmals darein bewilligen oder sonst die
sachen nicht zu fechten begerten. Alsdann soll die
verkündigung wie auch sonst albegen drei sontag
nacheinander geschehen. Es sollen auch die hoch-
Schornbaum, Ansbacher Synode 38. - J. M. Reu,
Zur katechetischen Literatur Bayerns im 16. Jahr-
hundert, in: BbKG 13 [1907] 130-134. - Reu 1
[1904] 428ff. 578-597. - K. Schornbaum, Zur Ge-
schichte des Kargschen Katechismus, in: BbKG 31
[1925] 111ff. - K. Schornbaum, Zur Geschichte
des Katechismus im Fürstentum Brandenburg-Ans-
bach, in: ZbKG 9 [1934] 149-152).
2 So!Vermutlich liegt aber nur ein Schreibversehen vor.
Die übliche Zeit dieser „Sechswochenkinderlehren“
lief von Ostern bis Pfingsten (vgl. unten S.349, ferner
den in Anmerkung 1 genannten Katechismus Selnek-
kers [Reu a.a.O., in: BbKg 13<1907> 131f] und Schorn-
baum, Zur Geschichte des Konfirmandenunterrichts
in Crailsheim, in: Blätter für württembergische Kir-
chengeschichte NF 39 [1935] 65).
3 Blutsverwandtschaft.
4 Das war die seit Luther („Welche personen verboten
sind zu ehelichen“ [1522] [WA 10 II 263-266] und
„Vom ehelichen leben“ [1522] [aaO. 267—304]) in
evangelischen Gebieten übliche Grenze.

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