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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0352
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

Darnach soll der neu pfarrer oder capellan auf
nechstkonftig capitel sein ingreß erlegen, nemlich
die pfarrherrn von Gnotzhaim7, Hainsfart8, Röcking
und Beurberg söllen allen capitels personen ein ganz
prandium, wie von alter her beschehen ist, aber alle
andre pfarrer sollen geben 16 pfund9 fur ir introitum
und ein jeglicher fruemeßer oder capellan soll geben
8 pfund.
Item wir haben einhelliglich unter uns entschloßen
und bewilliget, das alle pfarrherrn und capellän oder
früemesser alle ire kirchendienst und ampt mitein-
ander sollen gleich tragen nemlich dergestalt, wo ein
pfarrer zufelliger krankhait halben die pfarr zu ver-
sehen nit vermugens were oder aus sonderlichen und
namhaftigen gescheften nit anhaims sein kunte, das
der früemesser die kirchen mit predigen und sacra-
menten on ainige besoldung versehen soll. Derglei-
chen, wo ein fruemeßer vor andren notwendigen ge-
scheften nit anhaims sein konde, soll sein pfarrer ine
friemesser in der kirchen mit predigen oder mit dem
catechismo auch on ainige besoldung versehen und
vertreten, alles ongeferlich.
Nach solchem allem soll man in eines erbern wirts
behausung eine erliche, zimliche gastung halten,
darzu niemands dan die capitelspersonen geladen
sollen werden on die, so vor altershero darzu beruft
worden sein als der amptmon, castner, vogt, schul-
maister, mesner. Doch wo die tisch, wie sie dem wirt
angedingt, nicht besetzt wurden, mocht man zu zei-
ten nach gelegenhait ain des innern rats oder ein hei-
ligenpfleger laden, wie hievor auch beschehen. Doch

7 Als öttingen-wallersteinisch bald wieder katholisch.
8 Als öttingen-wallersteinisch bald wieder katholisch.
9 Das Pfund war eine Zähleinheit und enthielt
240 Pfennig, weil ursprünglich aus 1 Pfund Silber
240 Silberpfennige geprägt wurden. Im 14. Jahr-
hundert wurden ihnen gleichwertige Goldgulden ge-
prägt. Ihr Wert mußte bald auf 252 Pfennige fest-
gesetzt werden. Bei zunehmender Münzverschlech-
terung galten 252 neue Pfennige (= 1 Pfund neu)
nur noch soviel wie 30 alte Pfennige (= 1 Pfund
alt), so daß nun 1 fl. = 8 Pfund (alt) 12 Pfennige
wurde. Nach diesem Pfund alt rechnete man nun
im Volk das Pfund zu 30 Pfennigen (E. Scholler,
Der Reichsstadt Nürnberg Geld- und Münzwesen in
älterer und neuerer Zeit. Nürnberg 1916. 240 ff. -
Lang 2, 99). 8 Pfund waren also fast 1 Gulden,
16 Pfund fast 2 Gulden. Das Jahreseinkommen eines
einfachen Geistlichen betrug auch damals noch

soll es stehen bei decano, camerario und seniori-
bus.
Solche gastung soll zugebracht werden on erger-
nus, fullerei, afterreden, ehrabschneidung, reckeln10,
zanken, zwitracht, spilen und allen andern leicht-
fertigen stucken. Wurde aber einer erfunden, der sich
hierinnen unmeßig, unzuchtig, ungepurlich und un-
priesterlich hielte, der soll nach gestalt der ubertre-
tung durch den decanum und seine zugegebne ge-
straft werden.
Das prandium ist vormals, weil alle priester das
capitel besucht haben11, der halbteil aus der cam-
mer, der ander halbtail von den capitelpersonen be-
zalt worden. Wo dan die papisten die christliche kir-
chenordnung annemen wurden und das capitel wider
besuchen und so vil vorrats nit in der cammer sein
wurde, soll der halbtail erlegt werden12 .
Zuletz solle der decanus die fratres mit kurzen
worten vermanen, das sie in irem ampt vleisig wol-
ten sein, mit gesunder lehr anhalten und mit gueten
exempeln die zuhorer, das volk, zur besserung raizen
und traiben, darauf der decan sampt den andern ain
vleisig aufsehen haben werden und alle jar, wo es die
not erfodern wurde, allenthalben visitirn, damit die
ungehorsamen mit der straf zu christlichem vleis
ires ampts und gehorsam gezogen werden
Es mogen aber solche statuta zu furfallender not-
turft durch decanum, camerarium und die assessores
geendert, gebessert, gemert oder gemindert werden,
welchs jederzeit mit verwissen und rat des gemainen
capitels beschehen soll.
50-60 fl. Die Kaufkraft eines damaligen Guldens
darf ungefähr mit der von 132 DM im Jahre 1959
gleichgesetzt werden (vgl. S. 31 Anm. 20!).
10 Lümmelhaftes Benehmen (Schmeller 2, 44).
11 Zum Kapitel Dekanat Wassertrüdingen (in der Diö-
zese Eichstätt) gehörten 1480 die Pfarreien Arberg *,
Auhausen, Beyerberg, Burk, Cronheim, Dambach,
Ehingen(am Hahnenkamm),Geilsheim,Gnotzheim *,
Hainsfahrt, Hüssingen, Königshofen, Lellenfeld *,
Lentersheim, Megesheim*, Mörsach*, Obermögers-
heim, Ostheim, Röckingen, Steinhart, Stetten,Unter-
schwaningen, Ursheim, Wald, Wassertrüdingen, West-
heim und Wieseth. (J. G. Suttner, Schematismus
der Geistlichkeit des Bistums Eichstätt für das Jahr
1480 [Lyzealprogramm Eichstätt]. Eichstätt 1879,
68—75.) Davon waren 1545 die mit * bezeichneten als
katholisch schon ausgeschieden.
12 Demnach zahlte 1545 die Kapitelskasse alles.

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