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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0366
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

catechumeni genant, vor der visitation mög ver-
richtet sein, kan derowegen die visitation im frue-
ling, ja so wenig als im sommer der feldarbait und
im winter kelt und ungewitters halben, gehalten wer-
den.
Über das sollen die dechante investiren und ein-
setzen die beruefenen und verordneten kirchendiener
und sollen sonst auch zu aller zeit gute achtung dar-
auf geben, das uberall in den kirchen recht zugehe
und allerlei ergernis, sonderlich aber, so vil die kir-
chendiener, ihr ampt, tun und leben betrift, ver-
huetet und abgestellet werden.
Von synodis und capiteln, was darinnen gehandelt
werden soll.
aErstlich soll zu fruer tagzeit aufs lengst um sieben
uhr in der kirchen in gemainer versamlung eine pre-
dig gescheen und, so mans an comunicanten unter
der gemain und capitelspersonen haben kann, des
Herrn abentmahl mit allen zugehörigen gewehn-
lichen ceremonien, gesengen und lectionen denen, so
es begeren, ausgetailet und aller ding, do schon keine
comunicanten vorhanden sind, wie an einem sontag
oder fest, ausgenommen das abentmahl, hierinnen
gehandelt werden. Und sollen die pfarrer und ge-
uebte caplöne mit der predigt und mit raichung des
heiligen sacraments des leibes und blutes unsers
Herrn Jesu Christi, auch mit fürlesung der capitel

a 1578 +: I. b 1578 +: II.
c 1578: handlen und reden und soll der dechant einen
locum communem theologicum nach dem andern für
sich nehmen und davon mit seinen capitularen ohne
weitleuftige disputation, auch ohne unnotige spitz-
findige fragen bruderlich und bescheidenlich confe-
riren und, der lautern, einfeltigen wahrheit göttlichs
worts beifall zu geben, vermahnen.
III. Auch soll der dechant
d-d 1578: (wie auch vorgedachte collation).
e-e Seit 31. Oktober 1590 dafür: das concordienbuch
und demselben einverleipten schriften (NLA Mark-
gräh. Dekanat Uffenheim 3f. 100).
f 1578 +: IV.
g-g1578:
V. Und damitdas examen in synodis nicht all-
zulang verzogen werte, soll der dechant jedes orts
diejenige pfarherr und kirchendiener, so ihm in der
lehre entweder irtums halber verdechtig oder son-
sten, das sie nicht fast gelert noch in irem studiren

abwechseln und es bester ordnung under inen umb-
geen lassen.
bDarnach sollen die versambleten kirchendiener
und seelsorger entweder in der dechants oder pfarrers
behausung oder sons tan einem gelegenen ort vor der
mahlzeit mit einander von christlicher lehrec reden
und handeln undc soll der dechant diejenigen, so ge-
ringes verstandes sind, fragen und gleich examiniren
und das examen4 und collationd anstellen und rich-
ten aufe den catechismum6, augspurgisclie confes-
sion mit der apologia7 und repetition8, auf die locos
communes9 Philipp Melanchthons, schmalkaltische
artikel und marggrävische kirchenordnunge, alles
der hailigen schrift gemeeß, und soll mit ganzem vleis
dahin arbeiten, daß ermelte bucher allen und jeden
kirchendienern durch tegliche lection und betrach-
tung wohl bekannt und sie darinnen läufig werdenf
Es sollen auch zugleich diejenigen, so in einem oder
mehr artikeln christlicher lehr zweifenlich und ge-
wissens halben unterricht begeren werden, gutwillig
gehört und mit sanftmuetigem gaist der wahrheit be-
richtet werden.
sZum dritten nach g gehaltener mahlzeit um zwölf
uhr soll der superattendens der ceremonien halben
und, so viel alle und jede actus ecclesiasticos belan-
get, nachforschung haben h und darauf sehen, daßh
an sontagen und festen die i lectiones, gesenge und
gebet neben der gewöhnlichen predigt der kirchen-

vleißig bekannt sein, vor dem synodo besonders zu
sich erfordern und der notdurft nach von allen, son-
derlich von dem strittigen artikeln und, was er sonst
von ihnen erfahren, vleißig und ernstlich mit ihnen
handeln.
VI. Nach
1578: und sich bei seinen capitularen der nachfol-
genden puncten halber erkundigen.
VII. Ob i 1578 +: gewönlichen
6 Luthers Großer und Kleiner Katechismus (Be-
kenntnisschriften 501-733).
7 Bekenntnisschriften 44-401.
8 Repetitio confessionis Augustanae sive confessio doc-
trinae Saxonicarum ecclesiarrun (1551), in: CR, 28,
327-468 (lateinisch), 470-568 (deutsch).
9 Melanchthons theologisches Hauptwerk, zuerst Loci
theologici, seit 1543 Loci praecipui theologici be-
titelt. 1521 erstmals, dann in wiederholten Bearbei-
tungen (in letzter Gestalt 1559) erschienen (CR 21).

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