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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0369
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IV 9 Kapitelsordnung 1565/78

der superintendenten anlangen und bericht, zu was
zeit die visitation furgenommen werden soll, von hof
ausgeschriben werden, doch das mit solchem erfor-
dern der ambtdiener die beschaidenheit gebraucht,
daß, grosen unkosten zu vorkommen14, solchs ohne
not nit fürgenommen und von denselben in der zeh-
rung gepuhrliche maß gehalten werde.
Das wägelein mögen sie auftreiben, wo sie kön-
nen, und sollen inen die amptleut, obrigkeit und be-
velchhaber hierzu rätlich und behulflich sein, welche
inen auch in jedem flecken oder dorfe einen fuhr-
mann schaffen sollen, der sie frohnsweise oder auf
desselbigen gotshaus costen weiterfuhre in eine stadt
oder dorf, dahin sie ire rais angestellt und fürgenom-
men haben, und soll er, der fuhrmann, gleich vom
wagen vor nachts wieder zurück ziehen und nit zeh-
ren, es erfordere es denn die grose notdurft, als do
er vor nachts oder sonst ungefuettert ferne halben
des wegs nicht konte haim kommen.
Und damit die tagraise nicht groß seien, sollen die
decani die gelegenheit der pfarren zuvor und ehe sie
ausziehen, vleißig erwegen und absehen und darnach
ire raise aufs allerfueglichst und bequembst anstellen
und sontags nach mittem tag ausziehen und so
vil fur sich nemen, die werktage zu verrichten, daß
sie den nechstvolgenden sontag, woferne es sich fue-
get und leiden will, wider anheimb kommen und
nicht außerhalb vergeblich zehren mueßen.
Damit auch an der zehrung etwas ersparet werde,
sollen die visitatores in kein wirtshaus, sondern an
jedem ort zum pfarrer einziehen, da sie dann ire
mahlzeit abends und morgens zur noturft und so gut,
als das haus vermag, nemen und haben und die zeh-
rung für sich und den fuhrmann, da ime zerens von
a 1578 + : Artikel von der Visitation, was darin zu
handeln, zu tun und auszurichten sei.
b-b Fehlt 1578. c-c Fehlt 1578.
d-d 1578: und
e_e Seit 31. Okt. 1590: das concordienbuch und dem-
selben einverleibte schriften (NLA Markgräfl. Deka-
nat Uffenheim 3 f. 100).
f-f 1578:
II. Die visitatores sollen eines jeden seiner zuge-
tanen kirchendiener bibliothecam und bücher be-
sehen und, da verdächtige falsche bücher bei ime fun-
den, ob er dieselben cum judicio lese, seine zuhörer
von irrtumben abzuhalten und davor zu warnen,
auch vleißige erkundigung einnemen, was eines jeden
studia privata seien, ine zum studieren vermanen,

nöten, vom gotshause aus gereicht und bezahlt wer-
den soll. Doch, wenn es frembder herrschaft oder auch
armut halben vom gotshause nit bezahlt werden
konte, sollen die visitatores den pfarrer und fuhr-
mann selbst zufrieden stellen und es in das ausgeben
ihres capitels pringen, aber auch mehr nicht über die
mahlzeit auf eine person an keinem orte denn zehen
kreuzer rechen und darzu fur niemand anders, son-
dern allein für sich bezahlen oder zu bezahlen be-
vehlen.
a
Wann b dannb die visitatores gegen abents ein-
kommen, sollen sie desselbigen abents mit dem pfar-
rer, caplönen, schulmeister und mesner chandeln
und erstlich derc lehr und ceremonien halben sich
befragend, da es anders von nöten sein wird. Den
weil in synodis von der lehr und ceremonien trac-
tiret und gehandelt wurde, mag dieser artikel gegen
unverdechtigen personen in der visitation wohl
underlassen und eingestellet, aber dochd die guete,
nutze und notwendige bücher, nemblich eder cate-
chismus, die augspurgische confession mit aller zu-
gehöre, die loci communes Philippi, die schmalkal-
dische artikele, neben der bibel und gemainen kir-
chenordnung in alle wege erfordert werden.
fDarnach sollen sief des pfarrers und anderer kir-
chenpersonen beschwerten und clag, so vil sie deren
in gemain und ein jeder insonderhait furbringen und
anzaigen wollen, anhören und vleißig aufzeichnen,
kirchspil und gotsdinst, schulen, kirchenpersonen,
underhaltung, gepeu, pfarrvolk sämptlich oder son-
derlich, offentlicher laster als gotteslesterung, zau-
berei, verachtung und versaumbung göttlichs worts
und der heiligen sacrament, ehbruchs, fullerei, wu-
auf jede visitation etwas zu lesen und sich darin zu
uben, verordnen und, mit was nutz und vleis soliches
von ihme gescheen, auf nechst volgende visitation
erkundigen und, wie er seinen vleis oder unvleis be-
finden, ans consistorium berichten.
III. Es soll sich aber ein superintendent oder de-
chant der visitator ist, in erkundigung der lehr bei
seinen zugetanen und capitelsverwandten nicht mit
blosem ja abweisen lassen, sondern bei einem jeden
den grund seines glaubens, wie ers im herzen hat,
mit allem vleis und ernst erkundigen.
IV. Nach diesen sollen die visitatores denselben
abend vor und nach essens
14 = verkommen, verhüten (Schmeller 1, 1248).

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