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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0371
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IV 9. Kapitelsordnung 1565/78

und clagn, so dai furgebracht und angezaigt wor-
den, so sie unzweiflich sind und der beclagte zu-
vor in gegenwertigkeit der cläger darauf gehort
worden, vleißig und ordenlich aufschreiben und das
soll vor essens gescheen und zugleich den heiligen-
pflegern, dem pfarrer die zehrung zu erstatten, an-
gezaigt werden.
kNach essens um zwölf uhr lsoll die gemain, do
es fug hat, sich in die kirchen versamblen und, da-
mit es aigentlich geschehe, soll es morgens zu guter
tagzeit durch jedes orts amtleute, schulthaiß oder
wie sie sonst namen haben und wie es in andere wege
fueglich geschehen kan und dann auch nach ailf
uhrn mit ordentlichem geleut, nemlich mit drei
unterschiedlichen zaichen, den leuten angezaigt wer-
den.
Da soll alsdann der dechant das volk1 nach inhalt
des catechismi verhören und an den catechumenis
desselbigen jars anfahen und etliche andere neben
zu auch fragenm: Ob und wie sie beten konnen (das
ist der text des catechismi), wie sie die stück des
catechismi versteen und was sie sonst von notwen-
digen artikeln christlicher lehr für verstand haben.
nUnd soln zum beschluße die ganze gemain zum
gehör und lernung göttlichs worts und zu gepürlicher
reverenz und gehorsam gegen iren seelsorgern, zu
christlicher zucht und gottesfurcht vleißig und mit
aller sanftmut vermahnen und solch examen in einer
stunde ungeferlich enden.

k 1578 +:VIII.
l-l Dafür 1578: sollen die visitatores das volk, wann
sich es sich auf bevelch der ambtleut, schultheis oder
anderer bevelchhaber und auf vorhergeende drei zei-
chen, so geleutet worden, in der kirche versamblet,
m 1578 + : IX.
n-n 1578 + : X. Und sollen die visitatores
o 1578: XI. Doch ist hiebei p 1578 +: XII.
q-q 1578: soll der visitator r-r 1578: collegen
s-s 1578: seinen t-t 1578: vermelt
tigung einer gewissen Geldentwertung seit um 1525
etwa 16 DM (vgl. oben Anm. 13!). — Scheidweg und
Letzrocken sind der festliche Abschluß der winter-
lichen Rockenstube (Dünninger 160. — Andere
Deutungsversuche: J. B. Götz, Die religiöse Be-
wegung in der Oberpfalz von 1520 bis 1560 [= Er-
läuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte
des deutschen Volkes X 1 und 2] Freiburg 1914. 149).
19 = Hoch-, Blutgerichtsbarkeit.

oHiebei ist abero zu bedenken, das gleich wie in
frömbder herrschaft obrigkeit nicht visitirt werden
soll, ungeacht, das der pfarrer von unserm gnedigen
fürsten und herrn belehnet ist und derhalben das ca-
pitel billig besucht, also soll auch mit dieser offner
verhör wie auch mit allen andern, das der visita-
tion anhanget, auf frembder herrschaft undertanen,
wenn sie gleich in unsers gnedigen herrn fraischlicher
obrigkeit19 seßhaft sind, allerlei gezenk und unruhe
zu verhueten, nit gedrungen werden.
pNach vollender verhör qsollen die visitatorenq
vom pfarrer und seinen rmitgehülfenr mit notwen-
diger vermahnung und mit verzaichnus der zehrung
alsbald urlaub nemen und sihrens weg fortan raisen
und darumb morgens zu rechter zeit die verordnung
tun lassen, daß sie durch den fuhrmann nicht gesau-
met noch aufgehalten werden, sondern zeitlich fur-
kommen und die sach im nechsten flecken gleicher
weise, wie jetzt terzehltt fürnehmen und abhan-
deln mugen.
uDoch damit die pfarr- und pfrundhäuser im
wesentlichen pau erhalten werden und nicht all-
gemach eingangen, wie bisher viel gescheen ist, vsol-
len die visitatoresv dieselbigen heuser mit aller zu-
gehör, zuvor und ehe wsie von dannen ziehenw, zu
irer gelegenheit auch vleißig besichtigen und der ein-
wohner unheuslichkeit, da die im werke befunden,
mit andern mengeln begreifen.
xHierüberx soll unser gnediger furst und herr ydem
u 1578 +: XIII. v-v 1578: soll der visitator
w-w 1578: er von dannen zeucht
x-x 1578 +: Von den Schulen
I. Auch sollen die visitatores die schulen in acht
haben und bei iren zugetanen mit fleiß erforschen,
wie und mit was ordnung sie ihre schuelen visitirn,
was geschickligkeit und glaubens schulmeister und
collaboranten sein, ob sie irem amt vleißig oder un-
fleißig obliegen, ob in der schuelen rechtschaffene
disziplin gehalten und reine, nutzliche lehr ordent-
lich getrieben werde.
II. Die visitatores sollen auch sich erkundigen und
ordenlich verzeichnen, was an jedem Ort für arme
knaben vorhanden, die im studieren fleißig und gute
ingenia haben, aber doch wegen ihrer eltern armut
dem studieren nicht nachvolgen können. Die sollen
sie selbst, wie weit sie procetirt, in studiis hören, ihre
namen mit fleis aufzaichnen und berichten, ob denen
künftig mit stipendiis oder in andere weg möchte ge-
holfen werden.

23 Sehling, Bd. XI, Franken

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