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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0400
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

keit, sondern zuvorderst am jungsten gericht vor dem
gerechten richter Jesu Christo verantworten mussen.
Zum fünften3 sollen sie auch vleis tun,damit die
kirchen- und schuldiener ihres ambts mit aller treue
und stetem vleise abwarten und, do von einem oder
anderm klag derhalben eingebracht, die ernstliche
erinnerung und vermanung nicht geverlich mit scha-
den und nachteil der kirchen aufziehen, sondern je-
derzeit nach gelegenheit- der personen und ihres un-
vleises mit der decanen ausfuehrlichem gründlichem
bericht, darinnen sie keine person ansehen und nie-
mand bei vermeidung unserer ungnad uber ruck
tragen noch etwas verschweigen sollen, fur sich er-
fordern, und ein ernstlich einsehen haben, damit an
den pfarrkindern nichts versaumbt, sondern sie je-
derzeit nach aller notdurft mit dem kirchendienst
versorgt werden.
Zum sechsten3, wann auch zwischen den kirchen-
oder schueldienern zwitracht oder ärgerliche spal-
tung von einem oder mer religionsarticuln einfallen
wurd, sollen die consistoriales inen keine stunde zu-
sehen, sondern, da sie desselben berichtet, alsbald die
anordnung tun, das sie in der stille ohne alle weit-
leuftigkeit durch den decanum verhöret und, wie es
damit geschaffen, dem consistorio berichtet werde,
und damit sie jeder zeit der person gewis und das
ärgernus künftig verhuetet werde, sollen sie die per-
son, welche einen streit erreget, ungeacht wie die-
selbe sich vor dem decano ercläret, auch für das con-
sistorium erfordern und, was der streit gewesen, ihr
furhalten, auch ernstlich von ihr begeren, do sie in
der lehr irgend einen mangel habe, das sie denselben
sambt dem grund irer widerwertigen meinung an-
zeige, damit, wo sie noch in einem zweifel steck, sie
des rechten grunds berichtet und fernere trennung
irenthalben bei der kirchen abgewendet werde.
Zum siebenden4, nachdem besonders durch den
truck, wo derselb nicht der gebür nach bestellt wurd,
in der kirchen Gottes groß ärgernus, zwitracht und
unainigkeit angerichtet und falsche unraine lehr
leichtlich und mit großem schaden der kirche aus-
gebraitet werden kan, wollen wir mit besonderm
vleis die anordnung tun, daß in unserm land und
fürstentumb nichts, wie klein und gering es auch sein
3 Diese Abschnitte gleich oder fast gleich Sachsen
(Sehling 1, 401 f.).

möcht, ohne unserer consistorialn vorwissen und be-
willigung getruckt, sondern alle schrieften, so zu
trücken sein möchten, zuvor durch sie besichtiget,
gelesen und erwogen werden, ob sie, do es theolo-
gische schriften, dem rainem wort Gottes und unserer
christlichen bekanntnus gemees, ob sie auch nüzlich
und notwendig und zu erbauung der kirchen dien-
lich, damit die kirchen nicht mit unrainen, falschen,
unnüzen und unnotwendigen schrieften beschweret
und die notwendigen nüzlichen schrieften der fur-
treflichen theologen, sonderlich D. Luthers, nicht aus
den henden gebracht werden.
Zum achten, weil auch durch die buechfuerer nicht
weniger als durch den truck falsche unraine lehre
durch verdechtige buecher leichtlich und mit gro-
ßem ärgernus und schaden der kirchen eingeschoben
werden kan, so sollen die consistorialn auf die bue-
cher, so offentlich verkauft werden, gut achtung ge-
ben; dann wir wollen keine schrieften, welche dem
rainen wort Gottes und unserer christlichen augs-
purgischen confession zuwider und den neuen oder
alten ketzereien verwandt und zugetan, öffentlich
fail zu haben gestatten, sondern, do sie dergleichen
haben, die heimblich halten und andern nicht dann
denen, die solche cum iudicio lesen und versteen,
verkaufen. Wie dann die buechfuerer hiermit auch
an die consistorialn gewiesen sein sollen, das sie ohne
ihr vorwissen und willen keine neue, unraine, ver-
dechtige buecher fail haben und, do sie solches tun,
von uns in gebuerliche strafe genommen werden sol-
len.
Zum neunten, die consistorialn, besonders der prä-
sident und ime zugeordnete politische räte, sollen
insonderheit, was zue unterhaltung der kirchen und
schulen von alters gestift und nach beschehener
christlichen reformation von uns darzu verordnet,
auch künftig aus mildraichem herzen verordnet wer-
den möchte, daran und darob seim, das solches alles
sampt derselben anhangend jura gehandhabet, ver-
taidigt und erhalten werde, damit nichts entzogen
oder anderstwohin und obangezogener reformation
und ordnung zuewider gewendet werde.
Zum zehenden, was die laster belangen tut, da-
durch, wann sie ungestraft bleiben, der zorn Gottes
4 Der Anfang aus Sachsen (Sehling 1, 402).

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