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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0404
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

Zum vierten: Alle ärgerliche sund und laster an
den lehrern und zuhörern wider die erste und andere
tafel der gebot Gottes, so vil die gradus admonitio-
num und nicht die weltliche straf belangt15, als da
sind wider die erste tafel verdacht der abgotterei,
ketzerei, zauberei, weissagen, zeichendeuten, segen-
sprechen, gottslesterung, entheiligung des sabbats,
verachtung göttliches worts, der heiligen sacramen-
ten und derselben diener und, was dergleichen mehr
wider die gebot der ersten tafel gesundigt werden
mag, wider die verdacht der andern tafel sund und
laster als ehebruch, hurerei, unzucht, unversonlicher
haß, verletzung an leib und leben, trunkenheit, ver-
botene spiele, diebstal, wucher, unbilliche contract,
lugen und, was dergleichen wider Gottes gebot mit
ärgernus der kirchen begangen wird. Do nun die gra-
dus admonitionum bei solchen ruchlosen verbrechern
keine statt finden wurden, sollen dieselben, wie ob-
gemelt uns, deren von Gott furgesetzten, weltlichen
obrigkeit, zu gebuerlicher, unnachlessiger straf an-
gezeigt werden.
Zum fünften16: Alle sachen der kirchen- und schue-
len lehen, einkommen, nutzung, gebeu und besse-
rung, darzu der kirchen- und schueldiener besoldung
betreffend, darinnen billich mit unserm vorwissen
und bewilligung zu handlen.
Zum sechsten16: Der kirchner oder mesner, auch
anderer leut meuterei oder unordentliche, ungebuer-
liche sachen wider die pfarrer und kirchendiener.
Zum siebenden: Particular- und fürstenschuelen
und was denselben vermege der allgemeinen ordnung
anhangt.
Zum achten: Unsere stipendiaten, so bei den par-
ticularschuelen zue Onolzbach und zum Hof, auch
auf den universiteten erhalten werden, desgleichen
auch die pauperes auf der schuelen allhier zu Onolz-
bach, samt irem einkommen, oeconomia und haus-
haltung.
Zum neunten: Was von unsern stipendiaten, so
auf den universiteten erhalten werden, ihrer studien,
erudition, übung, lebens und wandels halben durch

15 Dieser Punkt bis hieher ähnlich aus Sachsen (Seh-
ling 1, 403).
16 Dieser Punkt fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 403).

die inspectores neben ubersendung irer schriften
jeder zeit anhero berichtet wird.
Zum zehenden: Ausschreiben und anordnung der
visitation, die des jars einmal im herbst zu halten.
Zum eilften: Abfertigung deren nach der visitation
und sonst wochentlich auf bestimpten tag gefallenen
beschaid und execution derselben, welche in fur-
nemen, wichtigen sachen mit unserm vorwissen und
bewilligen geschehen soll, und in summa, was im
kirchenregiment gute anordnung und verbesserung
erfordert, soll alles auf gegebene maas im consistorio
verrichtet werden.
Zum zwölften und letzten: Alle ehesachen, wie sie
namen haben, welche durch die pfarrherrn, decanen
und jedes orts obrigkeit auf die inen zugestelte ord-
nung nicht konnen verrichtet und verglichen wer-
den17, darzue im consistorio wochentlich ein gewisser
tag und besondere politische personen von uns ver-
ordnet, wie droben im ersten capitel angezeigt wor-
den.
V.
Vom proceß des consistorii und welcher gestalt
in furfallenden sachen erkant und gesprochen
werden soll.
Zum fünften: Nachdem in allen consistorien der
löblichen chur- und fürsten augspurgischer confes-
sion bishero breuchlich gewesen, das zum teil münd-
lich, zum teil auch nach gestalt der sachen wichtig-
keit und weitleuftigkeit schriftlich, jedoch alles sum-
marie ohne zulassung unnötiger dilation, exception
und dergleichen procedirt worden, so sollen auch die
consistorialn bei diesem consistorio solchen proceß
halten und vleis haben, das den sachen schleunig
abgeholfen, und sonderlich mit allen treuen ver-
hueten, das die parteien mit weitleuftigkeit und lan-
gen processen nicht beschweret werden, sonderlich
aber keine ehesachen mutwillig aufziehen lassen,
sondern zu verhuetung beschwernus der gewissen
und andere daraus erfolgende ungebuerliche sachen
jederzeit den proceß befördern und den parteien end-
lichen gebuerenden beschaid ervolgen lassen18.
17 Dieser Punkt bis hieher wörtlich aus Sachsen (Seh-
ling 1, 403).
18 Dieser Abschnitt aus Sachsen (Sehling 1, 403).

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