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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0412
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

3.
Die stätt und flecken in unserm land und fursten-
tumb, so verledigte pfrundten oder andere gaistliche
kirchengueter innenhaben, besitzen und genießen,
sollen von denselben, wo es bei den pfarren, kirchen[-]
und schueldiener behausung die notdurft erfordert,
zu bauen schuldig sein.
4.
Wo aber wir außer unser stift und closter sonst das
ius patronatus39 haben, weren die baucosten zum
teil von den gottsheusern, wo sie vermöglich, zu ne-
men, zum teil von der gemein jedes orts gutwillige
anlag und steuer einzuebringen, und, do alsdann
diese zusammengebrachte costen nicht raichen wol-
ten. were das uberige durch uns von gaistlichen gue-
tern40 gnedigst zu erstatten.
Damit aber an pfarr- und schuelgebeuen nichts
verseumbt noch geverlich aufgezogen41 (sonderlich
wann anfangs mit einem geringen ein großer schad
zu verhueten), auch die pfarrer deshalben mit iren
eingepfarten nicht in argerliche unainigkeit erwach-
sen, soll der dechan, wann von einem oder dem an-
deren teil des bauens halben in werender visitation
clag furbracht, alsobald sambt den zugegebnen ambt-
leuten den bau besehen und dasselbig sambt irem
anschlag an das verordnete consistorium berichten,
welches die sachen ferner an uns bringen und mit
vleis daran sein soll, das von jedes orts bauherrn ge-
bauet oder gebessert werden möcht42.
Wann die pastores eigene heuser haben und dar-
innen wonen, welches doch ohne vorwissen und ver-
39 Gemeint ist hier nicht ein Privatpatronatsrecht, son-
dern das freie Verleihungsrecht des Summus episco-
pus.
10 Da hier der Artikel fehlt, sind damit alle vom Mark-
grafen in staatliche Verwaltung genommenen geist-
lichen Güter gemeint, nicht nur die insonderheit
„Geistliche Güter“ genannte Vermögensmasse (vgl.
S. 362 Anm. 2!). An diese hatte allerdings die Visi-
tationskommission 1566 für solche Fälle zuerst ge-
dacht. Ihren jährlichen Ertrag schätzte sie damals auf
fast 2000 fl. (Die Kaufkraft des Guldens betrug da-
mals soviel wie die von 116 DM im Jahr 1959 [zur Be-
rechnung vgl. S. 31 Anm. 20].) Davon wollte sie zu-
nächst für nötig gehaltene Einkommensergänzungen
geleistet sehen, was ,,wohl und reichlich geschehen
mug“. Aus dem Überschuß sollten die baufälligen
Pfarr- und Pfründhäuser von Jahr zu Jahr gebauet
und gebessert werden (Bamberg, Staatsarchiv,
C 2 Nr. Vg IX a/12 Prod. 41. - Lang 3, 362f. 365

gunst der herrschaft und heiligenpfleger nicht ge-
schehen noch zugelassen werden soll, so sollen sie
gleichwol die pfarrgebeu, so vil inen der billichkeit
nach geburt, in beulichem wesen erhalten; das gestroe
aber und den mist, welchen sie auf der pfarr erbauen
und machen, sollen sie nicht uf ire aigene, sonder auf
die pfarracker fueren43.
Es soll auch hinfuro allen pfarrherrn und mesnern
bevolen sein, das sie keine hausgenossen in ire pfarr-
und mesnerheuser einnemen, allerlei gevar, argernis
und schaden zu vermeiden, welcher oftmals daraus
erfolgt44.
Wann aber einem pfarrer auch ein filial zu ver-
sorgen zustehet und dasselbig auch eine besondere
behausung hett, soll ihme vergönnt sein, solche zu
vermieten, doch das derselbige auch nicht andere
hausgenossen zu sich neme und dem haus keinen
schaden zufuege, sondern do es geschehen, denselben
alsobald widerum erstatte45.
Und nachdem die notturft erfordert, das die pfar-
rer zue irem studiren ein besonder ort haben, da sie
von weib, kindern und hausgesind ungehindert und
ungeirret demselben mit vleis abwarten können, soll
jedem pfarrherr in der pfarrbehausung nach gelegen-
heit jedes orts ein studirstueblein gebaut werden46.
IX.
Von den gottsheusern, gemeinen casten,
heiligenpflegern und derselben rechnungen47.
Damit den kirchen und derselben guetern recht
und wol vorgestanden und die kirchengebeu desto
bis 369. - Über das tatsächliche Schicksal der Über-
schüsse aaO.). Hier wurde also diese Verpflichtung
nicht auf diese Kasse, die an sich zunächst wenig-
stens auch ausgereicht hätte, beschränkt, sondern
dem gesamten in staatliche Verwaltung genommenen
Kirchengut auferlegt.
41 = hinausgezogen, verzögert.
42 Dieser Absatz ähnlich aus Sachsen (Sehling 1, 447).
43 Dieser Absatz fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 447).
44 Dieser Absatz fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 447).
45 Dieser Absatz fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 447).
46 Dieser Absatz fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 447).
47 Dieser Absatz fast wörtlich aus Sachsen (Sehling
1, 450).

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