Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II
nur allein zu geburlichen zeiten gescheen und neben
dem teutschen cristlichen gesang das coral mit ge-
braucht und gefurt werden söll, dieweil dann dem
allen also ist und alle schulmaister und derselben
helfer in unserm furstentumben und landen mit vil
mer reicher und gewiser besoldung11 versehen sind
dann zuvor, da sie nur uf das zufallend und ungewiß
schulgelt12 von den knaben haben warten und sehen
mussen, und nun durch bede, figural- und coral-
gesang. den jungen knaben neben teglicher vleißiger
underweisung und lernung anderer kunsten, auch
rechter erberkeit, gehorsamen zucht gegen der obrig-
kait, iren eltern und meniglich, auch one abbruch
desselben (wie gemelt: zu geburlicher zeit) nichts
verhinderlichs begegnet, sonder sie nur davon ge-
schickter werden, solichs auch daneben den schul-
maistern und iren helfern13 selbst zu unverweislicher
gueter ubung geraicht, da sie das bedes, wa sie (wie
sie billich ton söllen) allenthalben rechten vleis ton
wöllen, wol hinbringen mögen, wie in unserm fur-
stentumb und land hienieden und, wie wir hören,
auch an etlichen orten droben geschicht und an-
gericht wurdet,
so bevelchen wir euch, ir wollet den schulmaister
bei euch sampt seinem helfer14 in gegenwertigkait des
pfarrherrn, prediger und caplon15 fur euch erfordern,
inen dieses unser schreiben, welichs wir allein zu
11 Auch in Wunsiedel wurde der Rektor 1533 von der
bis dahin mit seinem Amt verbundenen Stadtschrei-
berei befreit (Ruckdeschel 144). Die nicht mehr
benötigten Benefiziatenpfründen wurden zumeist für
die Besoldung von Rektor und Kantor verwendet
(Simon, BPfB 475).
12 Vgl. etwa oben S. 321 Anm. 9.
13 Außer dem Rektor und dem Kantor war auch der
Organist in der Schule.
14 Damaliger Schulmeister war seit 1532 Konrad Meyer,
der vorher Lehrer in Hof und dann Rektor der dortigen
Schule gewesen war (Wernlein 57. — Weißmann,
Matrikel XXXXVI. - Kätzel 81. 100). Ob die Neu-
besetzung des Rektorates im Jahre 1540, die man
geradezu als Neugründung der Anstalt bezeichnete
(Wernlein 57), mit diesem Vorfall zusammenhängt,
ist unbekannt. Der Kantor des Jahres 1538 ist un-
bekannt. Es ist möglich, daß es Kaspar Laymann
war. Dieser wurde 1535 wegen eines scharfen Strei-
tes, der zwischen ihm und dem Prediger über das
Wiederaufleben von Volksbräuchen ausgebrochen war
und über dem beide 1/4 Jahr ins Grefängnis kamen,
samt seinem Gegner aus dem Dienst entlassen
(Kraußold 12. 143. - Ruckdeschel 108f.). Er
war dann Rektor in Weiden (H. Hoffmann, Wei-
der ere Gottes und sonst gnediglich und wol mainen,
anzaigen und sagen, auch darob halten, das sie furt-
hin die musica neben und - als obstet, unverhindert
und one abbruch anderer lere und zucht - derglei-
chen cristlichen figuralgesang, gotlichem wort gemes
und nit entgegen, vleißiglich anrichten und in den
kirchen uben und singen, nachdem es doch nit pfleg-
lich oder teglich, sonder allein in zeiten gebraucht
werden soll.
Welicher schulmaister oder seine helfer dann so-
lichs nit könnten, wollet bevelchen, das cantores,
solicher kunst bericht, bestelt und aufgenomen und
denselben sambt andern berurts gesangs anrichtung
gestattet werde, also das auch sonderlich das latei-
nisch cristlich coral neben dem teutschem cristlichen
gesang imerdar mit in ubung bleib. So sind wir be-
richt, das in etlichen unsern stetten droben wol jung
burgersleut, zu dieser kunst geschickt16, funden, die
sich one allen zweivel auch darzu gern gebrauchen
lassen werden, und wöllet in solichem guten vleis
ton, zuvörderst Gottes lob und ehr angesehen.
Verlassen wir uns genzlich zu euch.
Datum Onoltzbach, donerstags nach Mathei ap[o-
sto]li [26. Sept.] anno [15]38.
F. v[on] Haldermannstetten17
D. Heller, canzler s[ubscrip]s[i]t18
H. Claus, oberster secr[retarius]19
dens Schulgeschichte. Weiden 1959. 11). Später
wurde er noch einmal Kantor in Wunsiedel, 1544
aber wegen eines erneuten Streites mit einem
Wunsiedler Geistlichen wieder entlassen (Wern-
lein 66). Wer zwischen diesen beiden Tätigkeiten
Laymanns Kantor war und wie lange er es war, ist
unbekannt.
15 Wunsiedel hatte damals zwei Kapläne; die außer-
dem noch vorhandenen zwei Benefiziaten sind hier
nicht erwähnt. - Die Namen bei Simon, BPfB
S. 476 f.
16 Gerade die Bewohner des Fichtelgebirges, in dem
Wunsiedel liegt, standen und stehen im Rufe beson-
derer Sangesfreudigkeit und -kunst. Es kann nicht
als ausgeschlossen gelten, daß darin wenigstens eine
Mitursache für das Zurücktreten des Chores und die
doch wohl anzunehmende stärkere Beteiligung der
Gemeinde am Gesang in Wunsiedel zu suchen ist.
17 Markgräflicher Hofmeister. - Zur Familie: J. G.
Biedermann, Geschlechtsregister der reichsfrey
ohnmittelbaren Ritterschaft des Landes zu Fran-
ken, löblichen Orts von der Altmühl (Bayreuth 1748)
206.
18 Vgl. S. 318 Anm. 11!
19 Vgl. Einleitung S. 69 Anm. 68!
398
nur allein zu geburlichen zeiten gescheen und neben
dem teutschen cristlichen gesang das coral mit ge-
braucht und gefurt werden söll, dieweil dann dem
allen also ist und alle schulmaister und derselben
helfer in unserm furstentumben und landen mit vil
mer reicher und gewiser besoldung11 versehen sind
dann zuvor, da sie nur uf das zufallend und ungewiß
schulgelt12 von den knaben haben warten und sehen
mussen, und nun durch bede, figural- und coral-
gesang. den jungen knaben neben teglicher vleißiger
underweisung und lernung anderer kunsten, auch
rechter erberkeit, gehorsamen zucht gegen der obrig-
kait, iren eltern und meniglich, auch one abbruch
desselben (wie gemelt: zu geburlicher zeit) nichts
verhinderlichs begegnet, sonder sie nur davon ge-
schickter werden, solichs auch daneben den schul-
maistern und iren helfern13 selbst zu unverweislicher
gueter ubung geraicht, da sie das bedes, wa sie (wie
sie billich ton söllen) allenthalben rechten vleis ton
wöllen, wol hinbringen mögen, wie in unserm fur-
stentumb und land hienieden und, wie wir hören,
auch an etlichen orten droben geschicht und an-
gericht wurdet,
so bevelchen wir euch, ir wollet den schulmaister
bei euch sampt seinem helfer14 in gegenwertigkait des
pfarrherrn, prediger und caplon15 fur euch erfordern,
inen dieses unser schreiben, welichs wir allein zu
11 Auch in Wunsiedel wurde der Rektor 1533 von der
bis dahin mit seinem Amt verbundenen Stadtschrei-
berei befreit (Ruckdeschel 144). Die nicht mehr
benötigten Benefiziatenpfründen wurden zumeist für
die Besoldung von Rektor und Kantor verwendet
(Simon, BPfB 475).
12 Vgl. etwa oben S. 321 Anm. 9.
13 Außer dem Rektor und dem Kantor war auch der
Organist in der Schule.
14 Damaliger Schulmeister war seit 1532 Konrad Meyer,
der vorher Lehrer in Hof und dann Rektor der dortigen
Schule gewesen war (Wernlein 57. — Weißmann,
Matrikel XXXXVI. - Kätzel 81. 100). Ob die Neu-
besetzung des Rektorates im Jahre 1540, die man
geradezu als Neugründung der Anstalt bezeichnete
(Wernlein 57), mit diesem Vorfall zusammenhängt,
ist unbekannt. Der Kantor des Jahres 1538 ist un-
bekannt. Es ist möglich, daß es Kaspar Laymann
war. Dieser wurde 1535 wegen eines scharfen Strei-
tes, der zwischen ihm und dem Prediger über das
Wiederaufleben von Volksbräuchen ausgebrochen war
und über dem beide 1/4 Jahr ins Grefängnis kamen,
samt seinem Gegner aus dem Dienst entlassen
(Kraußold 12. 143. - Ruckdeschel 108f.). Er
war dann Rektor in Weiden (H. Hoffmann, Wei-
der ere Gottes und sonst gnediglich und wol mainen,
anzaigen und sagen, auch darob halten, das sie furt-
hin die musica neben und - als obstet, unverhindert
und one abbruch anderer lere und zucht - derglei-
chen cristlichen figuralgesang, gotlichem wort gemes
und nit entgegen, vleißiglich anrichten und in den
kirchen uben und singen, nachdem es doch nit pfleg-
lich oder teglich, sonder allein in zeiten gebraucht
werden soll.
Welicher schulmaister oder seine helfer dann so-
lichs nit könnten, wollet bevelchen, das cantores,
solicher kunst bericht, bestelt und aufgenomen und
denselben sambt andern berurts gesangs anrichtung
gestattet werde, also das auch sonderlich das latei-
nisch cristlich coral neben dem teutschem cristlichen
gesang imerdar mit in ubung bleib. So sind wir be-
richt, das in etlichen unsern stetten droben wol jung
burgersleut, zu dieser kunst geschickt16, funden, die
sich one allen zweivel auch darzu gern gebrauchen
lassen werden, und wöllet in solichem guten vleis
ton, zuvörderst Gottes lob und ehr angesehen.
Verlassen wir uns genzlich zu euch.
Datum Onoltzbach, donerstags nach Mathei ap[o-
sto]li [26. Sept.] anno [15]38.
F. v[on] Haldermannstetten17
D. Heller, canzler s[ubscrip]s[i]t18
H. Claus, oberster secr[retarius]19
dens Schulgeschichte. Weiden 1959. 11). Später
wurde er noch einmal Kantor in Wunsiedel, 1544
aber wegen eines erneuten Streites mit einem
Wunsiedler Geistlichen wieder entlassen (Wern-
lein 66). Wer zwischen diesen beiden Tätigkeiten
Laymanns Kantor war und wie lange er es war, ist
unbekannt.
15 Wunsiedel hatte damals zwei Kapläne; die außer-
dem noch vorhandenen zwei Benefiziaten sind hier
nicht erwähnt. - Die Namen bei Simon, BPfB
S. 476 f.
16 Gerade die Bewohner des Fichtelgebirges, in dem
Wunsiedel liegt, standen und stehen im Rufe beson-
derer Sangesfreudigkeit und -kunst. Es kann nicht
als ausgeschlossen gelten, daß darin wenigstens eine
Mitursache für das Zurücktreten des Chores und die
doch wohl anzunehmende stärkere Beteiligung der
Gemeinde am Gesang in Wunsiedel zu suchen ist.
17 Markgräflicher Hofmeister. - Zur Familie: J. G.
Biedermann, Geschlechtsregister der reichsfrey
ohnmittelbaren Ritterschaft des Landes zu Fran-
ken, löblichen Orts von der Altmühl (Bayreuth 1748)
206.
18 Vgl. S. 318 Anm. 11!
19 Vgl. Einleitung S. 69 Anm. 68!
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