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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0492
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

pfingsten in den sechs haubtstucken christlicher lehr
und den fragstucklein vom abentmal, welche herr
magister Andreas Pangratius7, weiland prediger all-
hie, zusammengetragen, geübet, damit sie hernach
den letzten pfingstfeiertag desto christlicher und ver-
stendiger das abendmal des Herren entpfangen mö-
gen. Sonsten aber die andere zeit bis zum winter
wird die liebe jugent ingemein aus dem catechismo
Lutheri, ohne und mit desselben auslegen wie auch
an son- und feiertagen von der ehrwirdigen priester-
schaft unterrichtet und gelehret uf nachfolgende weis.
Für das erste wird ein christlich gesang, so sich zu
der erklerung des haubtstucks christlicher lehr, wel-
ches man damals tractirt, oder aber sonsten der jar-
zeit nach reimet und schicket, auch wol pro sereni-
tate et pluvia Gott Vater, der du deine sonn etc. von
zweien unterschidlichen choren gesungen, da dann
der cantor mit seinen knaben das erste, der h[err]
superattendens aber oder der diaconus, so da wöch-
ner, das ander gesetz mit den schulmegdlein und so
fortan verrichtet.
Nach vollendung dieses gesangs lieset ein tertianus
innerhalb des gegitters des altars, facie ad auditores
conversa-, ein capitel aus dem buch Jesus Sirach und
solches ordentlich eines nach dem andern. Darauf
dann alsbald ein diaconus ein stucklein aus dem cate-
chismo Lutheri sambt der auslegung von dem pre-
digtstul etlichmal furleset, damit ihme die kinder-
lein heimlich nachsprechen und also, was ihnen fur-
gelesen worden, bei sich selbsten lernen.
Zum andern: Wann der diaconus von der canzel ge-
stigen, recitiren die dazu bestellten knaben oder
megdlein also, das ein teil fraget, das andere ant-
wort gibt, ein stuck des catechismi Lutheri mit der
auslegung, einmal die zehen gebot, solang man nem-
lich ihnen dieselben furspricht, das andermal den
christlichen glauben, weil nemlich derselbe gehan-
delt wird, und also fortan, wie auch droben [S. 427]
gemeldet worden. Bisweilen werden alle stuck des
heiligen catechismi ordentlich nacheinander von den
knaben oder megdlein hergesagt, alles nach gelegen-
heit der zeit.
Da nun solche fragen gemacht sind, examinirt der
herr prediger neben seinen diaconis das gebot oder
7 Vgl. 407 Anm. 10 und S. 428 Anm. 52.
8 Vgl. 428 Anm. 53.

artikel oder bitt etc., welche uf der canzel fur-
gesprochen worden, als das ein teil die knaben, das
andere die megdlein wechselsweis examinirt, auch
die vorgehenden und nachfolgenden gebot, artikel
etc.fraget.
Furs dritte: Wann solches alles geschehen, so pflegt
als dann der herr prediger oder aber in abwesen sei-
ner ein diaconus des kunftigen sonn- oder feiertags-
evangelium gewise teil, sprüchlein und gebetlein des-
selben von den knaben oder megdlein, so dazu be-
stellet worden und außen vor dem gitter des altars
sitzen, zu fragen, damit sie hernach am sontag oder
feiertag desto baß bestehen mögen. Da sichs aber zu-
tregt, das uf den sontag ein apostel oder ander fest
gefellet, wird als dann das evangelium des festes
neben seiner gebreuchlichen abteilung von den kna-
ben, das sontags evangelium aber und seine teil,
sprüchlein und gebetlein von den megdlein recitirt
und dann den folgenden sonn- oder feiertag wider-
umb repetirt. Doch müssen die fragen von den dreien
hohen oder furnehmen festen als Weihnachten,
Ostern und Pfingsten zu ihrer zeit auch nicht verges-
sen werden, wie droben [S. 428] auch berurt worden.
Letzlich singt man nach diesem ein kurz gesenglein,
so da mit dem stuck des catechismi oder der zeit
ubereinkombt, oder aber fur ein schön gewetter oder
fruchtbaren regen, darauf dann von einem diacono
die collecta fur die jungen, zarten christen8, prae-
misso versiculo Danket dem Herrn etc., oder aber die
collecten fur die fruchtlein uf dem feld9 gesprochen
und also nach angehengter gebreuchlicher benedic-
tion der coetus puerorum et puellarum von dannen
gelasen wird.
Funemm Deductio.
Si funera sunt deducenda horumque exequiae pro-
sequendae et cohonestandae, toto scholastico coetu
praesente et eundem gubernante gymnasiarcha cae-
teris quoque collegis funeri operam dantibus statim
ad ianuam defuncti incipit ludimoderator respon-
sorium:
Si bona suscepimus.
Cui interdum subiicitur antiphonon:
9 = Das in der Ausgabe 1591 der KO von 1533 aus
Veit Dietrich (S. 194) übernommene Gebet.

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