Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0505
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
[V1] Agend /Büchlein für die/Pfarrherrn auff /dem Land.
Durch/Vitum Dietrich. /M. D. XLV.

Allena) frommen pfarrherren und
kirchendienern.
Gnad, barmherzigkeit und fride von Got unserm
Vater und unserm Herren Jesu Christo. Amen. Es
spricht der heilige Paulus 1.Timot.3 [1]: Das ist je
gewißlich war: So jemand eines bischofs ambt be-
geret, der begeret ein köstlich werk. Solches wort
Pauli, wer es recht verstehen und für ein wares wort
will halten, der muß nicht auf der welt exempel und
urteil sehen - denn da findet sich das widerspiel
sonder allein auf Gottes wort und willen und dar-
nach auf die geistliche, verborgne frücht, so solches
ambt mit sich bringet. Denn außer disem heist es:
Wer eines bischofs ambt begeret, der begeret eines
fehrlichen, schweren, verhaßten, ja wol auch ver-
fluchten und verdambten werks. Ursach: in der welt
gehet es also: Wer Gottes wort füren, die leut recht
unterrichten und die warheit frei one scheu beken-
nen will, der ledt erstlich auf sich den Teufel. Das
ist ein sehr schwerer feind, der nicht bleibt still sit-
zen, wo man in seine veste einbrechen und im die
seelen durchs Gottes wort abdringen will, sonder, ob
er wol für sich selb, one Gotes verhengnus nit kan
schaden tun, erwecket er doch seine dienstwillige,
lieben und getreuen in allerlei stenden, geistlich und
weltlich, und geschicht gemeiniglich, je größer und
höher die stende sind, das sie je heftiger und bitterer
wider das wort handlen. Da gehts denn mit allerlei
tyrannei und wüterei wider die rechtschaffen pre-
diger und frommen christen, wie heutiges tags lei-
der vor augen ist mit den seellosen und heilosen
bischofen, die mit allem mutwillen aus eim teuf-
lischen trotz wider Gottes wort erbittert die armen
christen alles unglück anlegen und nit allein für sich
selbs schendliche, greuliche mörder und henger uber
den armen leuten werden, sonder auch gern andere

Druckvorlagen: Originaldrucke und zwar
1543 I: NLA BKG 1931;
1543 II: Schweinfurt Stadtbibliothek D 4, 98
Beiband;

zu gleicher tyrannei und wüterei wolten reizen und
treiben.
Wo nun der Teufel durch solche seine dienstwil-
lige liebe und getreuen nichts kan schaffen - Gott
weret im und wil sein wort nit allenthalb lassen aus-
rotten und dempfen.Wöllen jene dem Teufel zu lieb
und dienst Gottes wort nicht haben noch dulden, so
mögen sie davon bleiben und endlich gewarten, was
für ein urteil an jenem tag erfolgen werd! - so findet
man doch dagegen ein anders heuflin. Das lest im
Gotes wort lieb sein, danket und lobet Gott drumb
und setzet ee alles in far, ehe man des worts wolt
entberen. Aber bei und unter denselben felets nicht,
werden sich auch etliche finden, die ihren rechten
und treuen bischofen, das ist iren pfarrherrn, pre-
digern und seelsorgern, nit am günstigsten sind und
mit lust und liebe inen zuwider tun, was sie können;
wie man sonderlich auf dem land und unter dem
baursvolk erferet, welchs den schalk nit so decken,
sonder seiner art nach, wie ers im herzen hat, her-
ausfaren und sich an tag muß geben. Also heist es
zu beden teilen, wenn wir weltlich davon reden wöl-
len: Wer eines bischofs ambt (das wir pfarrambt oder
kirchenambt nennen) begert, der begert eines fehr-
lichen, schweren, verhasten, verfluchten und ver-
dampten ambts, da nichts gutes an ist; denn je treu-
licher man solchs ambt füret, je mehr fahr, haß, ver-
folgung und anders unglück folget. Das ist gewiß-
lich war. Solches aber helt je die welt nit für ein
köstlich ding, sonder fleuhets und fürcht sich dafür
als für eim sondern unglück.
Wo bleibt nun S.Pauli spruch, der da spricht: Es
ist gewißlich war: Wer eines bischofambts begeret,
der begeret eines köstlichen werks ? Heist denn das
ein köstlich werk, mit großer mü und arbeit mer
nicht schaffen, denn das der meiste teil dir feind sei
und alles unglück wundsche und zu haus sckicke ?
1544: XS1 B Will II 200. 4°;
1545: NStB Solg. 1297. 4°.
a Die Vorrede fehlt vor 1545.

487
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften