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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0512
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Nürnberg II

Darnach auch mit den worten; denn also beschlie-
ßen sie solches opfer: i(R: Die wort aus dem canon
in der messen.)i Du heilige Trifeltigkeit, laß dir den
gehorsam meines dienstes gefallen und gib, das dises
lobopfer, welchs ich sünder den augen deiner maje-
stet hab geopfert, dir gefellig und angenem sei und
mir und allen, für welche ich solches geopfert hab,
durch dein barmherzigkeit versönlich sei zum ewi-
gen leben5. Sihest du hie nit bedes, das es ein opfer
sei für die sünden nicht allein des meßpfaffens, son-
der auch deren, für die ers opfert, und das er sich
rümet, er opfere es und er sei der man, der den augen
der götlichen maj[estät] opfere für sein und ander
leut sünd ? kAh Got, was greuliche sünde und straf
ist aus solchem gotslesterlichem opfern gefolget?k
Hie nun ist dis noch das allerbest6 l(R: Der pfaf-
fen opfer kan nit fehlen.)l, das sie es leren und glau-
ben, solchs meßopfer muß Gott wol gefallen, es sei
gleich der mpfaffm, so es opfert, wie er wölle, er
glaube oder glaube nit. Denn, so reden sie, es sei
kreftig ex opere operato7, so doch das rechte heilige
opfer unsers lieben Herren Christi niemand nützet
denn nur denen, so es mit glauben annemen. Das ist
doch je ein greuel uber alle greuel, da die christen
vor fliehen solten wie vor dem Teufel.
Ich geschweig, das man es so umb großes gelt be-
stellen und kaufen sol. nAber sie haben solcher lügen
ser wol bedürft; denn wo sie dis gloßlin nit hetten
hinzu gesetzet, würde jederman das opfer für nichts
gehalten haben, sintemal die pfaffen so ein leicht-
fertiges, eigentliches, bübisches, unzüchtiges leben

1 Fehlt auch 1543 II und 1544.
Fehlt 1543 I, II und 1544.
Fehlt auch 1543 II und 1544.
nj_m Fehlt vor 1545. n-n Fehlt vor 1545.
im westgotischen Reich in Spanien eine Drittelung
aller kirchlichen Opfergaben (für den Bischof, die
Kirchengebäude und die Armen). Ebenso verfügte
Karl der Große im Aachener Kapitulare von 802,
daß der Zehnt an die Pfarrkirchen in drei Teile (für
das Kirchengebäude, die Armen und den Pfarrer)
geteilt werden solle. In beiden Fällen aber erfolgte
später der Übergang zur römischen Vierteilung (für
Bischof, Kirchengebäude, Geistliche und Arme) und
im späten Mittelalter war davon überhaupt nichts
mehr lebendig (A. Hauck, Kirchengeschichte
Deutschlands 25 [1935] 235f. - Chr. Meurer, Der
Begriff und Eigentümer der heiligen Sachen. 2

gefüret haben. Denselben argwon sind sie also zu-
vorkommenn.
Wo bleibt nun der befelh unsers lieben Herren
Christi: SO OFT IR DAS TUT, so tuts zu meinem
gedechtnus ? (R: Der befelh unsers Herren Jesu Chri-
sti vom abentmal.). Was sol man tun ? Den leib Chri-
sti essen und sein blut trinken, wie denn der meß-
pfaff auch rümet. Aber er lests bei dem essen und
trinken nit bleiben, sonder opfers noch. Wer hats be-
folhen? Christus nit. Warzu opferts ers? Im und an-
dern zu vergebung der sünden. Wer hat solches be-
folhen ? Christus auch nit. Das aber hat Christus be-
folhen, wenn man sein leib und blut im abentmal
isset und trinket, das man es nit opfern, sondern
SEINES opfers dabei gedenken sol, das er einmal
für uns und zu vergebung all unserer sünd geopfert
hat, auf das wir solches opfers uns trösten und an-
nemen und hoffen, Gott werde fortan mit uns zu-
friden sein, sintemal die große schuld unser sünd
durch das opfer seines Suns abgelegt und wir durch
sein blut von sünden abgewaschen und durch den
glauben an solchen priester und sein opfer zu Gottes
kinden worden sind.
Solche lehr preiset das opfer unsers Herren Chri-
sti, und billich; denn an solchem opfer können wir
nit zweifeln, sonder müssen schließen das Gott an
disem priester, dem Herren Christo, und seinem
opfer ein herzlichs wolgefallen hat, wie er spricht:
Das ist mein lieber Sun, an dem ich ein wolgefallen
hab [Matth.3,17]. Aber der babst schweiget solchs
priesters und opfers, macht andere pfaffen und rich-
[Düsseldorf 1885] 165-168. - U. Stutz, Geschichte
des kirchlichen Benefizialwesens ... bis auf Alex-
ander III. 1 I [1895] 28. 40. 241. - U. Stutz, Das
karolingische Zehntgebot, in: Zeitschrift der Savigny-
stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abt. 29
[1908] 128. - L. Pfleger, Untersuchungen zur Ge-
schichte des Pfarreiinstituts im Elsaß, III. Die Ein-
kommensquellen, in: Archiv für elsässische Kirchen-
geschichte 8 [1933] 26-32.). - Die auf dem Altar in
mittelalterlicher Zeit niedergelegte Oblatio gehörte
stets ganz dem Pfarrer (Pfleger aaO 63-87).
5 Placeat tibi, Sancta Trinitas, obsequium servitutis
meae et praesta, ut sacrificium, quod oculis tuae
maiestatis indignus obtuli, tibi sit acceptabile mihi-
que et omnibus, pro quibus illud obtuli, sit te mise-
rante propitiabile (Das Aufopferungsgebet am
Schlusse der Messe).
6 = allerbösest. 7 = durch den bloßen Vollzug.

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