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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0548
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Nürnberg II

fein auswendig von wort zu wort können und einen
zimlichen verstand davon haben oder soll zum sa-
crament nit zu gelassen werden. Derhalb ein jeder
pfarrherr neben andern predigen den catechismum
sonderlich fleißig treiben und dem volk wol einbilden
soll und sich nit scheuen, die, so das sacrament wöl-
len entpfahen, erstlich diser stück halb examinirn
und erforschen (R: I.Erforschung), ob sies können
oder nit. Die es nit können, sol er abschaffen, bis sie
es lernen. Die (R: II. Vermanung.) andern aber soll
er erstlich ernstlich vermanen, das sie gute acht auf
sich haben und dis abentmal nit inen zum gericht
und unwirdig nemen; denn Gott will solche sünde
nicht ungestrafet lassen hingehen, wie Paulus sagt
von den Corinthern, das vil an disem sacrament sich
versündiget und Gott verursachet haben, das er mit
krankheit und dem tod sie gestrafet habe [1.Ivor.
11,30].
Nun heist es aber das sacrament unwirdig emp-
fahen, wo man nit rechte reu uber die sünde hat, da
die sünde noch liebet und man den fürsatz nicht hat,
davon abzustehen. Denn da muß folgen, das du one
allen glauben hinzu gehest, allein aus gewonheit oder
scheins halb, das man dich nicht für einen unchristen
halt, wo du gar davon blibest. Aber dazu ist es von
dem Herren nicht eingesetzet. Er will nicht heuch-
ler, sonder solche leut bei disem tisch haben, den es
ernst ist und gern ihrer sünde los weren und der ver-
gangnen sünden halb ein unruegiges herz haben. Der-
halb sehe jederman in solchem fall auf sich! wer bis-
her in geiz, in unzucht, in zwitracht, zorn oder an-
derm ergernus gelebt hat, der höre auf, tue es nim-
mer und laß ims leid sein! Denn Gott wird niemant
deuschen. Er kennet und sihet unser aller herzen
und lest sich am eußerlichen schein nit gnügen. Dar-
umb prüfe ein jeder sich zuvor Er sehe zu, wie sein
herz stehe, ob er auch seiner sünden halb recht be-
kömmert sei und laß ims leid sein und beger, ferner
dafür sich zu hüten, das ers nimmer tue! Das ist die
erste prob, da wir uns mit prüfen sollen, ob wir zu
disem tisch gehören oder nit.
Wenn (R: III.Unterricht, wozu das sacrament
nutze.) nun solches in deim herzen ist - Du wohtest
gern deiner sünd los und ledig sein. Du woltest gern
2 Die Anhänger Zwinglis und die Wiedertäufer (vgl.
S. 184 Anm. 10!).

einen gnedigen Gott haben und in deim herzen sol-
ches gewiß sein. Du begerst dich zu bessern und fin-
dest ferner keinen fürsatz in dir, das du, wie bisher
in sünden woltest fortfaren - da prüfe dein herz wei-
ter, was du von disem nachtmal haltest! Nimb des
Herrn Christi wort für dich, denke ihm nach, was
es sei, das er das brot nimbt, danket, brichts und
gibts seinen jüngern und spricht: Nembt hin, esset!
Das IST mein leib der für euch gegeben wird! Und
zum kelch, da er ihn reichet, spricht er: Trinket alle
daraus! Das IST ein neues testament in meinem blut
das für euch und für vile vergossen wird, zur ver-
gebung der sünden. Solches trinkt [so!], so oft irs
trinkt, zu meinem gedechtnus!
Dise wort zeugen erstlich, das dis brot sei der leib
Christi, der am creuz für uns geben ist, und diser
kelch sei Christi blut, das für uns am creuz vergossen
ist. Darumb must du bedes glauben, so du dis sacra-
ment nicht wilt unwirdig empfahen. Erstlich, das
es, wie Christus sagt, nicht bloß brot und wein sei,
sonder der leib und das blut Christi. Das ist eins, das
du must glauben. Sonst lügenstrafest du Christum
und verkerest ihm seine wort, wie die sacrament-
schwirmer2 tun.
Zum andern, solt du glauben, das der leib Christi
für DICH gegeben und sein blut zu vergebung DEI-
NER sünde vergossen sei. Denn eben darumb, das
wir solches vest glaubten, hat Christus nit bloß brot
und wein, sonder sein leib und blut in disem nacht-
mal zu essen und zu trinken befolhen und eingeset-
zet, auf das, gleich wie es ein jeder für sich selb und
sein eigen person embfehet und nit für andere, also
ein jeder insonderheit solches unzweifenlich und
fest glaube, der leib Christi sei für in gegeben und
das blut Christi zu vergebung seiner sünde vergos-
sen. Da kanst du als denn ein leichte rechnung ma-
chen. Sünd hast du und bekennest es. Ja, du weist,
das dein ganze natur nichts denn sünd und verder-
bet ist. Solches ist die große schuld, welche du Gott
schuldig bist, und kanst sie nicht bezalen. Aber hie
hörest du, wer bezalet habe und könne bezalen und
womit er bezalet habe, nemlich der Son Gottes, Chri-
stus Jesus, der hat sein leib und sein blut für deine
sünde geben. Darumb solt du solcher schuld halb

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