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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0549
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

gegen Gott sicher und unbekömmert sein. Der schatz
ist größer, damit sie abgelegt sind, und uberwiget
deine sünde. Darum so danke Got für solche gnad
und, wie Got dich durch sein wort und mit seinem
leib und blut von sünden los sprichet, also sihe, das
du in solcher gnad bleibest und nit wider drauß und
in die sünde fallest.
Ob aber ein fall sich zutregt, stehe wider auf, finde
dich wider hieher, erinnere dich hie, womit für deine
sünd bezalet sei, und nimb solchen schatz; denn er
ist dein eigen! Brauche dich sein! Und wie der gnedig
Gott dir deine sünde umb seines Suns willen nach-
gelassen und geschenkt hast, also tu du gegen dei-
nem nechsten auch! Halt an mit dem gebet, übe dich
in Gottes wort, bitte umb den Heiligen Geist, so bist
du zu disem abentmal recht und wol geschickt und
entpfahest es wirdiglich, nemlich dir zum trost wider
deine sünde und dem Herren Christo zu ehren als
den du dafür heltest, das er dich mit seinem tod von
sünden und allem unglück erlöset und ein kind Gotes
gemachet hat. Das verleih euch Gott allen!g
Wenn nun die communicanten also befraget und
unterricht sein, alsdann sol man sie, nach gelegen-
heit ein jeden in sonderheit-oder alle zumal, so sich
angezeigt,hnachdem es sich der zeit halb leideth, ab-
solviren ungeferlich auf dise weise:
Form der absolution.
Der almechtig Gott [Beide Formen wörtlich aus
KO 1533, S. 187, daher nicht abgedruckt.] Das helf
dir Gott imit seinem Heiligen Geist zui . Amen.
Wiewol es aber nicht fehlen wird (R: Wo leben
und leer dem pfarrer bekant ist, bedarf es keiner er-
forschung und dennoch sollen solche sich anzeigen),
h-h Fehlt vor 1545. i-i Fehlt vor 1545.
k—k 1543 I: vermessen; 1543 II und 1544: vergessen.
l Vor 1545: So wird auch ein jeder christ mit ernst
sich fleißen, das er den trost, welchen Gott im
wort mit der absolution verordnet, nit dahinten
laß. Derhalb er
3 Zur Frage der Verwendung beim heiligen Abendmahl
übrig gebliebener Elemente vgl. oben S. 49 Anm. 23
und S. 391 Anm. 31.
4 Bei der in der vorigen Anmerkung erwähnten Un-
klarheit wurde es vielfach Gebrauch, nach Verbrauch
der auf der Patene liegenden Hostien bzw. des im
Kelch befindlichen Weins über den nachgebrachten

ein jeder pfarrherr wird unter seinem heuflin vil fin-
den, die ein rechten unterricht vom glauben haben
und wissen, was ein jeder christen wissen sol, und
derhalb weder fragens noch unterrichts bedörfen, so
sol doch niemand so kunbescheidenk sein, der sich
nit ordnung halb, die man in solchen sachen muß
halten, seinem pfarrherrn anzeigen wolte. Dann wie
kan er sonst wissen, wie er sich mit den partikeln
und dem kelch schicken sol, wenn er die anzal der
communicanten nit zuvor weiß ? Denn dise unord-
nung taug in keinen weg, das man oblaten und wein
on gewisse maß auf den altar tragen und darnach
das ubrig dem custer wolt lassen zu seinem brauch
im haus nützen3. lSo ist es auch nit fein und wol
zu umgehn, wo man kan, das man mer denn einmal
das brod oder den kelch consecrirn oder des Herrn
Christi wort drüber sprechen wolt. Derhalben mit
der anzal und dem gefeß ein jeder pfarrer sich recht
sckicken soll, das es solches nit bedörfe4.
Der absolucio halb, weil es ein teurer, edler schatz
ist, wird ein jeder christ sich des fleißen, das ers nit
verachte noch dahinden laß. Derhalb jedermanb, ob
er gleich sonst keines unterrichtens bedarf, die ab-
solution suchen und begern würd.
XVII.a
Wie man gefangene und zum tod verar-
teilte unterrichten und trösten sol.
Zum aller erstem mag man fragen, warumb sie da
gefangen ligen. Da würt man dann an der antwort
bald merken, wie es umb ir herz steh. Etlicher wird
schweigen, nichts bekennen oder sich anheben zu
entschuldigen, wie er unschuldig drein kommen etc.
Etlicher wurds bekennen, aber doch mit eim trotz.
Elementen noch einmal die Einsetzungsworte zu
sprechen. V. Dietrich fühlte sich dabei spürbar nicht
wohl. In Nürnberg war später bei großen Abend-
mahlsfeiern ein eigener Geistlicher während der gan-
zen Feier mit solchem „Nachkonsekrieren“ beschäf-
tigt (Herold, Gottesdienste 229). Noch die Baye-
rische Agende von 1932 S. 41 schreibt diese Nach-
konsekration vor, vor allem da, wo diese Übung be-
steht, womöglich unter Schweigen der Orgel und des
Gesanges (Rietschel 472f. - Kawerau (s. vorige
Anmerkung) 356-362. — Graff 1, 194ff.).
a 1543 I: 15; 1543 II: 16; 1544 17. - Die Rand-
bemerkungen fehlen 1543 I alle.

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