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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0550
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Nürnberg II

Etlicher würds also bekennen, das man an worten
und geberden sehen muß, das er seer bekummert,
vol leids und jammer sei. In summa, es laß sich einer
hie sehen, wie er wöll, so kan man daraus ursach
nemen, mit ime zu handeln.
Alle handlung aber, er antwort, wie er wölle, muß
darauf bestehn - ist er blöd und forchtig, das man
ihn mit Gottes güte und barmherzigkeit tröste, ist
er verwegen und trotzig oder ungeduldig, das man
im die sünde wol einreibe und ein schrecken in in
jage, das er sich erkennen und uber seiner mißhand-
lung reu und leid lerne haben. Wie nun solche zwei
stück anzugreifen und zu handeln sind, wird hie ein-
feltig nach einander anzeiget; denn mit solchen leu-
ten und an solchem ort, wil sich scharpfe kunst und
subtilikeit nit leiden.
Vom schrecken.
Weil nun die sünde, welche von weltlicher ober-
keit mit dem schwert oder tod gestraft werden, on
alles mittel wider die zehen gebot sind, sol man es
mit den zehen geboten anheben, wenn man den ar-
men schrecken und zum erkentnus seiner sünden
bringen will (R: Durch die zehen gebot soll man die
leut zu erkantnus irer sünde bringen); nemlich also:
ob er auch je zu predig gangen und die zehen ge-
bot Gottes gelernet oder gehöret hab. Sagt er, er
habs nit gehört, so weiß man, wie solches gotlos
leben zu strafen ist, wo man nach Got und seinem
wort so gar bei gesundem leib nichts gefraget hat
und Got derhalben solche rohe leut widerumb ver-
achten und in solch sünd, schand und not fallen lest.
Saget er aber, er hab es wol gewist und gehört,
so volget, das die sünde dest größer sei, weil er sich
davor nicht gehütet und Gottes wort nit gefolget hat.
Zum andern ist solche sünd nicht allein wider Gott
und sein wort, sonder auch wider die oberkeit und
den nechsten, das also ein solcher mensch zugleich
sich wider Gott und weltliche oberkeit versündigt
hat.
Da mag man in ermanen, was er tun wolt, mit eim
knecht oder kind, so seinem willen nicht geleben
wolt, wie er wider seines Gottes und der oberkeit

b-b 1543 I: von der oberkeit gericht sind

willen mutwillig getan hat, da er gewist hat, Gott
hab es verboten, da er mangmal gesehen hat an an-
dern, so bdergleichen wider Gott und oberkeit ge-
tunb, was es für ein ende mit ihnen genommen hab.
Da lerne nun (sprich), wie dein herz so gar ver-
stockt und der Teufel dich so gar in seinem gewalt
gehabt habe, das du dich Got nit befolhen, nie dar-
umb gebeten hast, das du dich seines willens halten
und der sünd widerstehen könnest. Ja, das du solch
offentlich urteil und gericht Gottes und der ober-
keit an andern nit hast bedacht, sonder in der glei-
chen sünde auch gefallen cund darinnen beharret
und deinemc nechsten nit allein mit bösem exem-
pel, sonder auch mit der tat one ursach allen scha-
den tun hast, etc.
Hie gibt (R: Unterschied der sünden) sich nun die
underscheid der sünden. Ein dieb stilt einem, der
im nie kein leid tun hat. Ein mörder nimbt einem
leib und leben, der im nie kein bös wort geben hat,
allein umb gelts willen. Solchs alles sihet und weiß
Got. Und weil du dich an sein wort und warnung
nit keren, an offentlich schand und laster, so du an
andern gesehen, dich nit hast bessern wöllen, hat
er dich jetzo in sein gericht genummen und also ge-
fasset, das du nicht mer entlaufen, sonder den tod,
wie du verdient hast, leiden must, das du es greifen
must, Gott sei erzürnet und wölle dir deine schalk-
heit nit lenger zusehen, so du sonst, wo du dich sol-
cher sünd enthalten, dich deiner arbeit genehret und
christlich gelebt hettest, beim leben bliben, deine
narung von Gott gehabt und mit naturlichem tod
on schand und laster ehrlich gestorben werest. Solchs
hat dein gotlos leben, und stetes sündigen gehindert,
das du sehen must, Gottes zorn sei umb deiner sün-
den willen uber dich kommen.
Also sol man im die sünd grob einreiben und der-
maßen fürbilden, das ers jetzo greifen und nit mer
laugnen noch beschönen möge. So nun ihm das herz
brechen beginnet und weich zu werden, sol man mit
dem trost auf Gottes güte und des kunftigen lebens
weiterfaren.
Wo er aber noch solchs verachten und im trotz
unbußfertig bleiben wurde (R: Wie man mit den
rohen, trotzigen soll umbgehnd), da kan man nit mer,
c-c 1543 I: Dein d Fehlt vor 1545.

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