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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0559
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

werk, wenn sie schon am besten sind, tun es nicht,
wie Paulus sonderlich mit gewaltigen worten saget
[Röm. 3,20; Gal.2,16]: Durch die werk des gesetzes,
wird kein mensch rechtfertig. Denn er heist des ge-
setzes werk, nit die ceremonien eoder eußerliche kir-
chengebreuche, so on das gefallen, tod und ab sind,
sonder die höchsten, grösten und besten werk der
zehen gebot. Denn je höher und reiner die werk sind,
je weniger es mit uns unreinen sündigen menschen
hernach will. Derhalb mag man das gesetz hieniden
auf erden lassen darzu, das wir den gehorsam gegen
Gott drin uben, so vil uns möglich ist. Aber da hüte
man sich, das mans nit hinauf in himel setze, als
müsten wir durch solchen gehorsam uns selb von
sünden und zur seligkeit helfen!
Denn (R: Lex facienda propter obedientiam, non
propter iustificationem) zu vergebung der sünden
und dem ewigen leben, gehört ein höher und größer
gehorsam, denn unser armer, sündlicher gehorsam
sein kan, nemlich der gehorsam des Sun Gottes, der
hat sich unter das gesetz tun, auf das er uns vom
fluch des gesetzes erlösete. Derhalb sol man wol die
leut nach dem gesetz leben und fromm heißen sein;
denn sonst geben sie sich weiter in Gotes ungnad und
straf, wie Paulus sagt Colos. 3 [5f.]: Tötet eure gli-
der, die auf erden sind, hurerei, unreinigkeit, lüste,
böse begirde, unkeuscheit und den geiz, umb wel-
cher willen der zorn Gotes kombt uber die kinder
des unglaubens! Aber das man vergebung der sün-
den und ewiges leben erlange, solchs muß allein ge-
schehen durch den glauben an Christum Jesum.
Denn da (R: Remissio peccatorum et vita eterna
tantum contingunt per fidem in Christum) stehet die
verheißung Johan.8 [34 ff.]: Wer sünde tut, der ist
der sünden knecht. Der knecht aber bleibt nit ewig-
lich im hause. Der son bleibt ewiglich. So euch nun
der Son frei machet, so seit ir recht frei. Item Johan. 1
[29]: Sihe, das ist Gottes lamb, welches der welt
sünde tregt. So nu Christus gepredigt wird, er sei
allein der Son, der von sünden frei machet, und das
lamb, von Gott dazu geordnet, das die sünde der
welt tragen und wegnemen soll, ists nit war, so muß
folgen, das wir allein durch den glauben an Christum
zu vergebung der sünden kömmen müssen ? Denn

e-e Fehlt vor 1545.

wie wöllen wir sunst Christum und sein wort an-
nemen denn durch den glauben, das wirs wissen und
uns desselben von herzen trösten ? (R: Testimonia
de fide iustificante.) Wie denn die sprüch uberaus im
Johanne gewaltig gehen: Wer an mich glaubt, wird
den tod nit sehen ewiglich [8,51]. Item Johan. 3 [6]:
Gott hat die welt also geliebet, das er seinen einigen
Son gab, auf das alle, die an ihn glauben, nicht ver-
loren werden, sonder das ewig leben haben. Item
Johannis 5 [6,40]: Das ist der wille des, der mich ge-
sandt hat, das, wer den Son sihet und glaubet an
in, habe das ewig leben, und ich werde in auferwek-
ken am jüngsten tag. Item Johan.am 3.[36]: Wer
an den Son glaubet, der hat das ewige leben. Wer
dem Son nicht glaubet, der wird das leben nit sehen,
sonder der zorn Gottes bleibt uber im.
Solche und dergleichen sprüche (R: 8. Quomodo
respondendum sit ad sententias de operibus et me-
ritis.) sollen die kirchendiener fleißig merken und zu-
sammziehen, auf das sie die gewissen recht unter-
richten und die lehr recht füren mügen, auf das jeder-
man sich nach dem höchsten des gehorsams fleiße,
welchen Gott in seinem wort von uns fordert, aber
allen vertrauen der gnade Gottes allein setze auf den
Son Gottes, der allein uns mit seinem leiden und tod
von sünden erlöset und das ewige leben verdienet
hat.
Wer nun mer unterrichts nit hat denn disen und
sich mit den widersachern, den papisten, muß bal-
gen, die vil schrift zusammenziehen vom verdienst
und guten werken als, das Daniel den könig zu Babel
lernet, er soll durch almusen sich von seinen sünden
ledig machen [Dan.4,24] und Christus Luce.16 [9]:
Mackt euch freund von dem unrechten mammon,
auf das, wenn ir darbet, sie euch nemen in die ewigen
hüten! Item Luce.6 [37,4.]: Vergebet, so wird euch
vergeben; gebet, so wird euch geben. Und Matth. 25
[34f.]: Kombt her,ir gebenedeiten meines Vaters!
Ererbet das reich, das euch bereitet ist von anbegin
der welt! Denn ich bin hungrig gewest und ihr habt
mich gespeiset etc. Wer, sag ich, mer unterrichts
nicht weiß und doch auf solche und dergleichen ein-
rede antworten sol, der halte erstlich vest an den
sprüchen, da Christus und die schrift vom glauben

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