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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0566
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Nürnberg II

nicht aus der vernunft, sonder durch den Heiligen
Geist kombt und die vernunft allweg mer den glau-
ben hindert denn fürdert. So müste auch der Heilig
Geist ein schwacher, armer geist sein, so er sein werk
nit so wol in eim neugetauften kindlein als in eim
alten haben und ausrichten könt. Johannes, da er
noch in muterleib war und Christus neulich durch
den Heiligen Geist empfangen, fület er in doch und
hupfet im leib seiner muter Elisabeth für freuden, die
er an seinem Herrn und seligmacher Christo het
[Luk. 1,44]. Wer dises exempel verachten und für ein
solches wunderwerk halten will, das nur einmal ge-
schehen sei, derselbe helt den Heiligen Geist nit für
einen almechtigen, ewigen Gott, der sein werk allent-
halb füren und üben kan und weder alters noch ver-
stands halb kan verhindert werden. Nun ist aber des
Heiligen Geistes ambt, die herzen durch den glauben
heiligen und reinigen. Solches werks dürfen je die
kinder, sintemal sie von der empfengnus an sünd-
haft und unrein sind, wo der Heilige Geist sie nit
reiniget.
Weil nun solchs mit gutem, gewisen grund erhal-
ten ist, das es recht sei, die kinder taufen, so folget
weiter, das es ein greuliche gotteslesterung muß sein,
sich noch einmal lassen taufen (R: Vom widertauf.s);
denn die tauf, die geschicht im namen Gottes des
Vaters, des Suns und des Heiligen Geistes. Solche
tauf hat Gottes wort und zusagung, wie Christus
klar spricht: Wer glaubt und getauft wird, der wird
selig. Wer nun sich leßt widertaufen, der lügenstraft
Gott in solchem seinem wort und zusagung; denn
warumb wolte er sich sonst lassen taufen, wenn ers
dafür hielte und glaubte, Got het im zuvor ver-
gebung der sünden und ewiges leben zugesagt ? Der-
halb sol ein christ für solcher gotteslesterung sich
hüten und sich nicht wider taufen lassen, sonder sol
durch rechten glauben an sein erste tauf und die zu-
sagung, die Got im dabei getan, sich fest halten und
in allerlei engsten und anfechtung derselben sich
trösten.
Von dem sacrament des altars, ist oben genugsam
unterricht beschehen, warzu es eingesetzt und war-

s 1543 I. 1543 II und 1544: Anabaptismus impius.
t Fehlt irrig 1545. u Fehlt 1543 I. und II.
16 Wie der schlesische Spiritualist Kaspar Schwenck-

umb wir es sollen nießen (R: 16. Sacramentum alta-
rist), nemlich, das wir der vergebung der sünden dest
gewiser mögen sein, sintemal der leib und das blut
Christi uns selb zu essen und zu trinken geben wird.
Derhalb soll niemand sich dise grobe, unchristliche
einred lassen anfechten, das man sagt, der Heilig
Geist muß allein den glauben geben und sünde ver-
geben; darumb wirts das sacrament nicht tun16. (R:
Quomodo peccata remittuntur per usum sacramen-
torum.) Denn obwol der Heilig Geist allein sünd ver-
gibt und den glauben gibt, so will ers doch nit tun
denn nur durch das wort und die mittel, welche im
wort uns von dem Herrn Christo sind furgestellet,
uals durch die tauf, durchs wort oder die absolutio
und durch den brauch des hochwirdigen sacramen-
tesu.
Wie aber im bapstumb das testament des Herren
Christi verrucket (R: Missa papistica impia.) und nit
allein der kelch den christen genommen, sonder auch
aus dem abentmal ein meßopfer gemacht sei worden
und warumb solches meßopfer unrecht und ganz und
gar der einsetzung Christi entgegen sei, ist oben im
anfang diser agenden gnugsam gemeldet.
Also ist oben auch angezeigt von der beicht, das
dieselb von Gott nit geboten sei, derhalb die kir-
chendiener das volk dazu nicht sollen dringen. (R:
17.Confessio auricularis non precepta, ideo etiam
non necessaria.) Denn obwol, wie oben auch gemel-
det, die absolutio privata in keinen weg zu verach-
ten, sonder als ein sonderlicher trost gesuchet und
braucht sol werden, und sonst auch von nöten ist,
das, ee man das volk zum hochwirdigen sacrament
zulasse, sie zuvor erforschet und unterrichtet sollen
werden, so sol doch solchs keineswegs also gehandlet
werden, das man darumb die beicht wider anrichten
und die leut zu erzelung irer sünde treiben und als-
denn sie von sünden entbinden und zum sacrament
wolte gehen lassen. Neben dem nun, das solches kei-
nen grund aus der schrift hat, so ist auch die erfarung
vor augen, was die heimlich ohrenbeicht für nutz
bracht und warzu münchen und pfaffen derselben
gebrauchet haben, derhalb solche warnung nit zu
feld, der seit 1529 in Südwestdeutschland lebte und
hier viele Anhänger fand (RE 18, 72—81. - Schot-
tenloher 19575-19720).

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