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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0588
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Rothenburg

gnedige vergebung der sünden allein umb des mitt-
lers Christi willen.
Hie lernet und erferet man auch, was der recht
lebendig glaub sei, durch den wir umb Christus wil-
len vergebung der sünden erlangen, gerechtfertigt
werden und ewiges leben haben, nemlich: nicht ein
blosser menschlicher wohn, den ime ein mensch aus
seiner vernunft schöpfen möge (R: Jac. 2 [19];
2. Tes. 3 [2]; Math. 16 [17]), sonder ein werk Gottes
des Heiligen Geists wider die vernunft, da der mensch
nicht allein für gewiß weis und warhaftig glaubt,
was in der ganzen heiligen schrift von Gott Vater,
Sohn und Heihgem Geist geredt (R: Jac. 2 [23]),
sonder sich darauf verlest (R: Heb. 11 [1]) und allein
in allen anfechtungen, so dem menschen von wegen
der sünden zufallen, in Christo Jesu seiner seelen
ruhe suchet und findet (R: Mat. 11 [28ff.]; Jo. 16
[33]) und endlich uberwindet, wie Johannes in sei-
ner ersten epistel am fünften capitel sagt (R:
1. Joan. 5 [4]): Das ist euer sieg, euer glaub. Dann
der glaub ergreifet Christum, in welchen und durch
welchen ein glaubiger mensch den sieg wider die
sünd, tod, Teufel, hell und verdammnus behelt.
Hie lernet man auch allein recht erkennen, was
gute werk sein, die Gott wolgefallen und die wir ton
sollen, das wir ein ehrlichs leben füren, nemlich: die
aus einem solchen lebendigen glauben, der des Hei-
ligen Geists werk ist (Gal. 5 [22]; 6 [8]), in uns her
fließen, wie geschrieben stehet (R: Mat. 7 [17]): Ein
guter baum bringt gute frucht. Dann die werk, so
vor dem glauben geschehen, seien sünd. Wie Paulus
zun Römern am 14. sagt (R: Pvom. 14 [23]): Was
nicht aus dem glauben ist, das ist sünd, das ist: es
gefelt Gott nicht und ist ime nicht angenem. Die
werk aber, so aus dem glauben kommen, welche
S. Paulus nennet früchte des Geists, die gefallen
Gott (R: Gal. 5 [22]) umb Christus willen durch den
glauben, umb welches willen allein auch der mensch,
zuvor und ehe er solche werk tut, dem Vater gefellig
und angenem ist, wie geschrieben stehet (R: Eph. 1
[6]): Er hat uns geliebet in dem geliebten.
Sollen aber die werk aus dem glauben geschehen,
so mus sie Gott bevolhen haben; dann von men-
schen satzungen, das ist: von werken, welche von
menschen geboten werden, sagt Christus (R: Mat.
15. [9]; Esa. 29 [13]): Sie ehren mich vergebens, in-

dem sie menschensatzung lehren. Der glaub, so sich
im streit des gewissens allein uf das leiden Christi
verlest, der suchet in seinem wandel auch nichts
anders denn Gottes bevelch und gebot und erkennet
sich schuldig, demselbigen zu geleben, wie geschrie-
ben stehet. (R: Roma. 8 [12]): Debitores sumus. Wir
seien schuldig, nicht nach dem fleisch sonder nach
dem Geist zu leben.
Mit solchen werken understehen sich aber die
glaubigen gar nicht, vergebung der sünden oder das
ewige leben zu verdienen (R: Heb. 2 [9]; Rom. 3
[28]; Joan. 5 [24]; dann solches haben sie schon
durch den glauben in Christo uberkommen, umb
dessen bitter leiden und sterben willen sie volkom-
mene vergebung der sünden und das ewige leben
haben, der für unser sünd ist worden die erlösung
(R: Matth. 20. [28]; 1. Joan. 2 [1f.]). Das blut Jesu
Christi, sagt Joannes (R: 1.Joan. 1 [7]), reiniget
uns von allen unsern sünden, und Joannes der tau-
fer (R: Joan. 1 [29]). Sihe, dis ist das lamb Gottes,
das der welt sünde tregt, und Petrus (R: 1. Pet. 1
(18f.]): Wisset, das ir nicht mit vergenglichem sil-
ber oder gold erlöset seind von eurm eitel wandel
nach vaterlicher weis, sonder mit dem teuren blut
Christi als eines unschuldigen und unbefleckten
lambs.
Darumb, so einige gute werk der meinung ge-
schehen, unangesehen das sie Gott oder die men-
schen geboten, das man darmit solte die sünde
büßen und bezalen, solche werk künten nicht aus dem
glauben kommen, sonder sie geschehen wider den
glauben, der sich uf Christum und nicht uf seine
eigne werk verlesset und in Christo vergebung der
sünden allein und nicht in seinen werken, suchet,
wie S. Paulus sagt zun Galatern 6 [14]: Es sei fern von
mir zu rümen dann in dem creuz Jesu Christi, und
zun Philippern am dritten capitel (R: Phil. 3 [8f.]):
Ich halte es alles für kat und schaden gegen der uber-
schwenklichen erkantnus meines Herrn Jesu, uf das
ich Christum gewinne und in ime erfunden werde,
das ich nicht habe meine gerechtigkeit, die aus dem
gesetz, sondern die durch den glauben an Christo
kompt, nemlich die gerechtigkeit, die von Gott dem
glauben zugerechnet würdet, zu erkennen ine und
die kraft seiner uferstehung, der umb unser sünden
willen gelitten und umb unser rechtfertigung willen

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