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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0591
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VI 1 Kirchenordnung 1559

nicht allein bestetiget und versiegelt werden, son-
der Christus der Herr selbst ubergibt und schenkt
sich selbst mit allen seinen gütern in disen sichtbar-
lichen sacramenten.
Dann darumb wird die heilig tauf ein bad der
widergeburt und erneuerung im Heiligen Geist ge-
nennet (R: Tit. 3. [5f.] Eph. 5. [26]), das in der tauf
die teufling durch das blut. Jesu Christi von iren sün-
den gewaschen und gereinigt und durch den Hei-
ligen Geist widergeborn werden, den inen der Herr
Christus durch sein bitter leiden und sterben erwor-
ben hat.
Solch gros ding künd schlecht wasser nimmer
mehr ausrichten, das nur den eußerlichen unrat am
leib abweschet, sonder es mus es der Herr Christus
selbst ton, der bei dieser siner stiftung und ordnung
als der recht. taufer ist, des diener die menschen seien,
so aus seinem bevelch und in seinem namen taufen,
durch deren dienst ime gefallen hat, solche große
ding auszurichten, das dises wasserbad der tauf (so
nicht schlecht wasser, sonder das wasser in Gottes
wort verfasset und mit Gottes wort verbunden (R:
Eph. 5 [26]) ist und genennet würd in der warheit
ein bad der widergeburt und erneuerung im Heiligen
Geist (R: Tit. 3 [5]).
Also auch vom heiligen abentmal zu reden. Soll
es genennet werden ein gemeinschaft des leibs und
bluts Christi, so mus nicht nur blos brot und wein
da sein; dann brot und wein seind ein leibliche speis
und trank. Das fürnembst aber, so die Christen im
heiligen abentmal suchen, ist der warhaftig leib und
das warhaftig blut unsers Herrn Jesu Christi, wel-
che aus seinem bevelch und kraft seines worts der
stiftung und einsatzung mit brot und wein aus-
gespendet und ausgeteilet werden.
Diser Christus mit seinem leib und blut ist die
recht speis und trank, die speisen und trenken kan,
den hungert und dürstet nach der gerechtigkeit (R:
Mat. 5 [6]).
In disem geheimnus wie auch in allen andern grüb-
len die Christen nicht fürwitziger weis, wie es zu-
gehe oder möglich seie, das uns Christus mit brot
seinen leib und mit wein sein blut geben und mit-
teilen künte. Sie sehen allein uf sein almechtig und
warhaftig wort: Das ist mein leib; das ist mein blut,
und gehorsamen seinem bevelch, da er es heißet,

essen und trinken zu seiner gedechtnus (R: Math. 26
[26ff.]; Mar. 14 [22ff.]; Luce 22 [19f.]; 1. Cor. 11
[23 ff.]), sagen ime nicht allein für sein bitter leiden
und sterben lob und dank, das er sein leib und blut
am creuz für ire sünd dem Vater ufgeopfert habe,
sonder sie danken ime auch, das er sie eben mit dem-
selbigen seinem leib und blut, so am creuz ein vol-
kommen opfer und bezalung der sünden ist (R: Heb.
7 [26f.]; 9 [14]; 10 [12]), auch im heiligen nachtmal
gespeiset und getrenkt. habe, das er in inen nach
seiner verheißung wohne und lebe und sie in ime
(R: Joan. 6 [56]; Joan. 14 [20]).
Und also sihet ein christenmensch, wann er durch
den glauben an Christum gerechtfertiget ist, warzu
ime die sacrament nütz und gut seien. Nemlich, weil
der glaub in uns gleich wie ander werk unvolkom-
men ist - dann wir glauben nicht so stark und vest,
wie wir glauben solten, wie auch die jünger beteten:
Herr,mehre uns den glauben (R: Luc. 17 [5])-, und
aber fürnemlich in allen trübsalen unserm glauben
zugesetzt würd, als durch den wir allein in Christo
dem Herrn uberwinden müssen (R: 1. Pet. 5 [7-10];
1. Joan. 5 [4]), da ist von nöten, das unser glaub für
und für gesterkt werde, darmit das glüende Dächt-
lin nicht ausgeleschet werde (R: Esa. 42 [3]). Dann
so wir den glauben verlieren, so verlieren wir auch
Christum den Herrn (R: Ephe. 3 [17]), unser ewigs
leben und seligkeit. Wer nicht glaubt, der ist schon
gerichtet; dann er glaubt nicht an den namen des
eingebornen Sohns Gottes (R: Joan. 3 [1S]). Und
abermals: Wer aber nicht glaubt, der würd verdampt
(R: Marc. 16 [16]). Also hat der glaub, so in unserm
herzen lebet und durch denselben auch in uns Chri-
stus, sein speis, darmit er uns ufenthelt, nemlich das
wort Gottes, darmit er umbgehet, darinnen tichtet
tag und nacht (R: Psalm. 1 [2]); Math. 4 [4, 7, 10]).
Er gedenkt an sein heilige tauf, wie David an die
beschneidung (R: 1. Reg. 17 [= 1. Sam. 17, 26]),
darinnen sich Christus mit ime verbunden hat und,
ob wir wol den bund nicht gehalten, so kan er sich
selbst nicht leugnen (R: 2. Tim. 2 [13]). Wann wir
allein wider umkeren und buß ton (R: Ezech. 18
[21 f.]), so soll es bei Gott noch in der ersten abred,
im heiligen tauf geschehen, bleiben. Also sucht er
auch die lebendigen himelspeis und -trank, den leib
und blut Christi, mit welchem das herz des glaubigen

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