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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0592
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Rothenburg

menschen also befestiget, das es weiß und gar nicht
zweifelt, es hab in Christo vergebung aller seiner
sünden, gerechtigkeit und ewigs leben, das also beide
sacrament, tauf und abentmal, uf das hauptstuck
unsers christlichen glaubens sehen, wie wir ver-
gebung der sünden erlangen allein durch den glau-
ben von wegen unsers Herrn Jesu Christi (R: Rom.
3 [25f.]; Esa. 53 [4f.]).
Und lassen sich die rechtgeschaffne Christen gar
nicht irren das vergebenlich geschrei etlicher irriger
geister7, die da fürgeben, der Herr lehre seine glau-
bigen durch seinen Geist allein innerlich, durch wel-
chen Geist er sie auch neu gebere und on underlaß
mit seinem fleisch und blut speise und trenke und
bedörfe hierzu keiner irdischen elements oder mit-
tel, sonder on alle mittel und instrument der crea-
turn künte er solchs alles wol ausrichten. Aber mit
der weis würden wir auch nicht arbeiten, weder brot
essen noch wein oder wasser trinken; denn ja Gott
wol so mechtig ist, das er unser leben on diese irdi-
sche speis und trank und ohn all unser arbeit er-
halten möchte. Aber es hat ime also gefallen: Wer
nicht arbeiten und allein uber sich gen himel gaffen
wolte. der solte billig hungers sterben. Also hette er
uns auch wol one den dienst und mittel der men-
schen die geheimnus seines reichs wol durch den
Heiligen Geist allein können offenbaren und mittei-
len. Aber es hat dem Herrn also gefallen: Wer nicht
durch die predig des evangelii will geleret werden
(R: Rom. 10 [14-17]; Mat. 28 [19f]; Mar. 16 [15]),
bei welcher der Heilig Geist kreftig ist und in den
herzen der zuhörer wirket, der soll von einem irr-
tumb in den andern fallen, wie wir leider an vielen
armen irrigen und verfürten leuten gesehen haben.
Dergleichen auch, wer die heilige tauf und nacht-
mal verachtet oder verkleinert, der mag wol viel
reden und rümen von der neue und widergeburt und
von der innerlichen geistlichen speisung und tren-
kung, aber es ist zu besorgen, das solche leut noch
fern darvon sein und so lang solcher himlischen güter
beraubt werden, bis sie solche verachtung erkennen
und der stiftung Christi, wie töricht sie auch in augen
der vernunft sihet, sich demütiglich unterwerfen.
7 Wie es der schlesische Spiritualist Kaspar Schwenck-
feld († 1561) lehrte (RE 18,72-81. - Schotten-
loher 19 575-19 720). Seine Lehre wurde dann in

Aus rechter erkantnus dises hauptstucks der recht-
fertigung, lehret man auch allein recht beten; dann
das gebet, soll es Gott gefellig sein, mus aus einem
rechten glauben gehen, sonst ist es auch sünd (Rom
14 [23], wie geschrieben steht im 109. psalmen [7]:
Sein gebet musse sünde sein.
Dieweil dann rechte Christen wissen, das sie allein
durch Christum bei dem Vater seien wider zu gna-
den kommen (R; Eph. 1 [7]; Heb. 4 [3, 16]; 2. Cor. 5
[21]) und haben umb seinetwillen allein vergebung
irer sünden, so rufen sie auch den Vater an allein im
namen Jesu Christi, wie er es bevolhen hat (R:
Joan. 16 [23 ff.]; Math. 6 [8]): Alles, was ir den Vater
bittet in meinen namen, das würd er euch geben,
und zun Hebreern am 5. [4, 16]: Darumb last uns
hmzutreten mit freudigkeit zu dem gnadenstul, auf
das wir barmherzigkeit empfahen und gnade finden
auf die zeit, wenn uns hilfe not sein würd.
Dise kunst wissen und können allein die recht-
glaubigen, die den Herrn Christum recht erkennen,
waren Gott und menschen, durch welchen wir vol-
kommene vergebung der sünden und die gerechtig-
keit, so vor Gott gilt und einen freien zugang zum
Vater haben, ime all unser not zu klagen, der uns
solchs zu tun bevolhen und, uns gewißlich zu er-
hören, versprochen und verheißen hat (R: Joam. 14
[14]).
Die aber, so dise erkantnus nicht haben, ob sie
gleich beten, so zweifeln sie doch immer, ob sie Gott
erhöre, ob ir gebet auch Gott angenem oder gefellig
seie; dann der falsch wohn steckt noch in iren her-
zen, sie können selbst ire sünde büßen und bezalen,
und stehet also das ganz vertrauen nicht allein uf
unserm Herrn Christo. Darumb kan auch das gebet
nicht rechtgeschaffen sein und komen solche leut,
wie ein verirrets scheflin endlich so weit ab dem weg
in einen holzweg, das sie endlich Gott den Vater und
Christum seinen Sohn fliehen, ine nicht frölich oder,
wie die epistel zu den Hebreern sagt [4, 16], mit
freudigkeit ansprechen dörfen als die solches nicht
wirdig, wenden sich zu den abgestorbenen, lieben
heiligen Gottes, das sie ir not dem Vater und seinen
Sohn fürtragen, als die ime viel angenemer seien
der Konkordienformel zurückgewiesen (Frank
2, 87; 4, 353. - Bekenntnisschriften 970-1016).

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