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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0596
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Rothenburg

der uf das wort Christi, seinen bevelch und verhei-
ßung sehen solten, der bevolhen hat zu taufen (R:
Math. 28 [19]) und denen, so nach seinem befelch
in warem glauben getauft werden, solche hohe ga-
ben zugesagt (R: Mar. 16 [15-18]; Gala. 3 [27] und
versprochen, das sie sich also der heiligen tauf in
aller anfechtung, sonderlich in den letzten zugen, er-
innern und dardurch aller väterlichen zusagung ver-
trösten sollen. Demnach werden on allen zweifel
rechte, warhaftige Christen nicht allein ire kinder
zur empfahung der heiligen tauf, wie Esaias 49 [22]
sagt, uf iren armen bringen, sonder weil sie wissen,
das die heilig Dreifeltigkeit disem götlichen werk
selbst und mit gnaden beiwohnet, allen fleis fürwen-
den, darmit bei der heiligen tauf alles ehrlich, christ-
lich und dapfer gehandelt werde.
Und soll hiemit der widertaufer irrtumb genzlich
verworfen sein, so den kindern, von christlichen
eltern geborn, den tauf versagen, welches sie nicht
allein nottürftig seien, dieweil sie in sünden emp-
fangen und geborn (R: Psal. 51 [7]), sonder auch
nach der gnedigen verheißung Gottes zugehöret,
da der Herr versprochen, er wöll nicht allein der
frommen elter, sonder auch ires samens, das ist: irer
kinder (R: Gene. 17 [9f. 19.]), gnediger Gott sein.
Von denen Christus klerlich zeuget (R: Math. 10
[19, 14]), das inen das himelreich zugehöre und dem-
nach auch der tauf, in welcher [!] sie durch das blut
Jesu Christi von allen iren sünden gereiniget werden.
Wiewol nun bei der heiligen tauf allerlei ceremo-
nien9 gebraucht, die zum teils dises hochwirdig sa.
crament mehr verdunkelt dann geziert, zum teils
aber an inen selbst frei, von Gott weder geboten
noch verboten (und aber fürnemlich uf das wesent-
lich stück der heiligen tauf gesehen und an dem ge-
legen sein will, das der tauf nach dem bevelch Chri-
sti geraicht werde im namen Gott des Vaters und
des Sohns und des Heiligen Geists. Darumb auch
alle lectiones, vermanung und gebet bei der tauf da-
hin gerichtet werden sollen, das dises wesentlich
stück recht verstanden und gebraucht werde), hat
ein erbarer rat zur zeit der fürgenommenen christ-
lichen reformation alle aberglaubische ceremonien

Vgl. die alten Taufordnungen oben Nr. I 2, S, 33-38,
und II 7, S. 98 ff.

fallen lassen und allein die ceremonien behalten, so
der brandenburgischen kirchenordnung einverleibt,
bei welchen es ein erbarer rat auch noch zur zeit blei-
ben lest und will, das hinfüro nach angeregter ord-
nung und agend getauft werde, wie dieselbige her-
nach gesetzet.
Es sollen aber auch eines erbarn rats pfarrherrn
und kirchendiener fleis fürwenden, das bei disem
heiligen sacrament nicht allein sie sich, wie sich ge-
büret, erzeigen, sonder darob und daran sein, das
zu gevattern erbare, gottsfürchtige, dapfere leut ge-
nommen werden, darmit nicht durch leichtfertige
personen solchs sacrament verechtlich gehalten und
Gottes zorn uf uns gebracht werde, der alle leicht-
fertigkeit und unordnung in seiner kirchen, sonder-
lich bei seinen geheimnussen pfleget hertiglichen zu
strafen (R: 1. Cor. 11 [27-32]).
Hierauf soll nachfolgende ordnung im tauf gehal-
ten werden.
Wie man taufen soll.
[Nicht abgedruckt, da gleich Agendbüchlein 1545
Abschnitt VIII und IX, S. 505-508]
Von dem catechismo10.
Catechismus in dem christlichen glauben ist ein
mündlicher bericht, darin die fürnembste und nötige
stück der rechten, warhaftigen christlichen religion
erkleret werden. Und ist vor zeiten, da die christ-
lich kirch aus den alten, beide jüden und heiden, so
zu iren jaren und verstand kamen, versamlet wor-
den, der catechismus vor dem tauf gehalten worden.
Nachdem aber zu diser zeit gemeinlich die kinder
in irer kindheit, da sie des mündlichen berichts noch
nicht vehig sein, getauft werden, so soll der catechis-
mus als der, so zu unterrichtung der hauptartikel
des rechten, warhaftigen christlichen glaubens de-
nen, die zu iren jaren und verstand kommen, not-
türftig, mit den kindern, alsbald sie desselben ires
alters und verstands halben vehig sein mögen, ge-
halten werden.
10 Der ganze Abschnitt bis auf den Katechismus selbst
aus Württemberg 1533 (Richter 2, 134f.).

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