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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0595
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VI 1 Kirchenordnung 1559

lichen fleis so tags so nachts mit ernstlicher anrue-
fung Gottes dahin richten und wenden, das sie die
schrift der propheten und aposteln embsiglichen
lesen, recht verstehen und alle ire predig in lehr, er-
manen und strafen darauf und daraus gründen und
bestetigen.
Und dieweil nach der apostel zeit etliche heilige
väter in sachen, unser christlich religion belangend,
auch geschrieben haben, wiewol sie, mit iren schrif-
ten der kirchen ires fleis zu dienen, christliche ge-
sinnet, auch allerlei irrtumb, so sich wider die recht
prophetisch und apostolisch lehr einreißen wolten,
ires besten vermögens durch Gottes gnad begegnet
und gewehret und der rechten warhaftigen lehr gute
kundschaft haben gegeben, derohalben ire schriften
ehrlich gehalten und zur gelegenheit fleißig gelesen
werden sollen: Jedoch sollen (R: Aug. ad Hier, Epi-
stola XIX)8 dieselben schrift der väter der heiligen
prophetischen und apostolischen schrift nicht glei-
cher autoritet und ansehens geachtet, sonder so-
viel (wie sie es selbst erfordern) darinnen gehalten
werden, soviel sie mit kuntschaft der propheten und
apostel schrift erweisen und darbringen mögen.
Nachdem auch bis anher allerlei mißverstend und
irrtumb in mancherlei artikeln und capiteln, die lehr
unserer rechten, warhaftigen, christlichen religion
betreffend, in der kirchen sich zugetragen und aber
dieselbigen irrtumb in der augspurgischen confes-
sion, so weiland dem allerdurchleuchtigsten groß-
mechtigsten fürsten und herrn, herrn Carln dem
fünften, römischen keiser hochlöblichster gedecht-
nus, unserm aller gnedigsten herrn, Anno 1530 uber-
geben, kürzlich vermeldet und mit gründlicher zeug-
nus der heiligen prophetischen und apostolischen
schrift, auch mit kuntschaft der rechten, christlichen
kirchen verworfen und widerlegt und darneben die
recht heilsam christlich lehr angezeigt, so ist eines
erbarn weisen rats der stat Rothenburg uf der Tau-
ber ernstlicher will und befelch, das alle und jede
pfarrherrn, caplän und kirchendiener, so in gemelter
stat obrigkeit und gebiet mit kirchendiensten ver-

An Hieronymus: Ego enim fateor charitati tuae,
solis eis scripturarum libris, qui iam canonici appel-
lantur, didici hunc timorem honoremque deferre, ut
nullum eorum auctorem scribendo aliquid errasse
firmissime credam ... Alios autem ita lego, ut quan-

sehen sein oder künftig werden, ir lehr und kirchen-
handlung in den zwispaltigen, auch andern puncten
nach inhalt, anweisung und erklerung der bemelten
augspurgischen confession verrichten und volnzie-
hen.
Und soviel zu einer kurzen anmanung und erinne-
rung von der lehr, die dem volk rein und unverfel-
schet fürgetragen werden soll.
Nun volget hernach, wie sich hinfüro eines erbarn
rats pfarrherrn und kirchendiener mit kindertaufen,
abentmalreichen, ehe einlaiten, begrebnussen etc.
und andern christlichen kirchengebreuchen und cere-
monien halten sollen.
Von der tauf.
Nachdem die heilig tauf aus dem bevelch Gottes
nicht allein durch Joannem den taufer angefangen,
sonder durch Christum, den Sohn Gottes selber
empfangen (R: Math. 3 [13-17]; Joan. 1 [28-34]),
bestetigt und bevolhen, das dieselbig bis an den
jüngsten tag in seiner kirchen für und für gehalten
werde (R: Math. 28 [19]), soll billig dis heilig sacra-
ment bei allen christen ehrlich, hoch und werd ge-
halten werden, auch neben dem bevelch Gottes an-
gesehen, was für sonder hohe gnaden und guttaten
Gottes uns darinnen mitgeteilt, nemlich: das uns
durch dises sacrament geschenkt und angeboten
würd der Herr Christus selbs mit allen seinen gü-
tern, wie S. Paulus zun Galatern am 3. [27] sagt:
Wieviel euer getauft sind, die haben Christum an-
gezogen, das wir neu geborn werden, durch das blut
Jesu Christi von allen unsern sünden gereinigt (R:
Joan. 1 [7]; Ephe. 5 [26f.]) und durch den Heiligen
Geist erneuert (R: Tit. 3 [5ff.]), das wir hinfüro von
Gott für seine liebe kindlein gehalten werden, denen
er aus gnaden umb Christus willen das erbteil des
himelreichs zugesagt, im heiligen tauf versiegelt und
also in die posseß der himlischen güter eingesetzt
hat.
Demnach die Christen nicht uf bloß wasser, son-
talibet sanctitate doctrinaque praepolleant, non ideo
verum putem, quia ipsi ita senserunt: sed quia mihi
vel per illos auctores canonicos vel probabili ratione,
quod a vero non abhorreat, persuadere potuerunt
(MSL 33, 277).

37 Sehling, Bd. XI, Franken

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