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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0597
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VI 1 Kirchenordnung 1559

Das solle aber mit folgender ordnung geschehen.
Erstlich soll ein jeglicher pfarrherr oder prediger
auf dem lande allwegen auf ein jeden sontag uf der
canzel die zehen gebot, das simbolum apostolicum,
das Vaterunser, die wort von der heiligen tauf, vom
ampt der schlüssel und heiligem abentmal fürspre-
chen. Und darmit es fruchtbarlich und nützlich ge-
schehen möge, soll er nicht heut dise form, morgen
ein andere gebrauchen, sonder die bemelte stück auf-
schreiben und sie dem volkaus dem geschriebnen
büchlein oder täfelein ordenlich, verstendiglich und
deutlich fürlesen, das beide, alt und jung, bei inen
selbs die wort nachsprechen und einerlei wort ge-
wohnen mögen; dann es tregt sich bei dem gemeinen
volk diser stück halben allerlei unrichtigkeit zu, von
welches wegen die notturft erheischet, das diser
catechismus oft und gleichförmig gehalten werde.
Wiewol nun dise verordnung bei manchem ein ge-
ringes ansehen haben möchte, als die viel schlechter
und kindischer were, dann das fürnemlich die geler-
ten damit beladen solten werden, jedoch, welcher
bedenkt die hoch,gros autoritet der bemelten stück
und, was treffenlicher nutz der heiligen christlichen
kirchen daraus entstehet, der wird sich, er seie gleich
wie gelert er wölle, dieselben der kirchen fürzuspre-
chen nicht schemen; dann die zehen gebot seind von
Gott so hoch geacht worden das er sie selbst seiner
kirchen auf dem berg Sinai fürgesprochen hat (R:
Exo. 20 [1-18]). So hat unser Herr Christus auch
selbs das Vater unser zu beten gelert (R: Math. 6.
[9-13]). Was dann das symbolum apostolicum, für-
nemlich die artikel von dem Sohn Gottes, unserm
Herrn Jesu Christo, belanget, hat es Petrus mit
gegenwürtiger kuntschaft anderer seiner mitapo-
steln auf dem Pfingstag, da sie allererst den Heiligen
Geist empfangen hetten, gepredigt (R: Act. 2 [22
bis 36]), und ist nicht zu zweifeln, nachdem die recht,
war christlich lehr des heiligen evangelions in der
kirchen viel jar mit menschen gedicht verdunkelt
gewesen und doch darbei der gebrauch, die ob-
bemelte stück nach der predig fürzusprechen, ge-
halten, das viel menschen durch dieselben aus gna-
den des Heiligen Geists im rechten glauben erleuch-
tet und erhalten worden seind. Darumb soll sich kei-

= Quatember, vgl. S. 75 Anm. 16!

ner dises christlichen, nutzlichen werks zu unter-
fahen beschweren, sonder dasselb mit allem fleis und
ernst verrichten.
Darnach soll ein jeglicher pfarrherr im jar all-
wegen uf den nechtsten sontag nach dem cottem-
ber11 auf die bemelte stuck die folgende sprüch
Pauli, darinnen ein jetlicher seines berufs erinnert
würd, fürlesen. Nemlich also:
Nachdem wir jetzt die haupt- und nötige stück
unsers heiligen christlichen glaubens gehöret, so sol-
len wir auch vernemen die sprüch der heiligen schrift,
darin ein jetlicher in seinem stand erlernen mag, was
ime in seinem beruf zu ton gebüre.
Der weltliche Oberkeit.
Last euch weisen, ir könig, und last euch leren,
ir richter auf erden; dienet dem Herren mit forcht
und freuet euch mit zittern! Psal. 2. [10f.]
Trachtet nach recht! Helft dem vertrukten!
Schafft dem waisen recht und helft der witwen
sachen! Esai. 1 [17]!
Den richtern.
Sihe dich umb unter dem allem volk nach red-
lichen leuten, die Gott förchten, warhaftig und dem
geiz feind seind! Die setze uber sie, das sie das volk
alle zeit richten! Exodi. 18 [21 f.].
Sehet zu, was ir tut; dann ir haltet das gericht
nicht den menschen, sonder dem Herrn und er ist
mit euch im gericht. Darumb last die forcht des
Herrn bei euch sein und hütet euch und tuts; dann
bei dem Herrn unserm Gott ist kein unrecht noch
ansehen der person noch annemen des geschenks !
2. Chronicorum 19 [6f.].
Der weltliche oberkeit und untertanen.
Jederman sei untertan der oberkeit, die gewalt
uber ihn hat; dann es ist kein oberkeit on von Gott.
Wo aber oberkeit ist, die ist von Gott verordnet.
Wer sich nun wider die oberkeit setzet, der wider-
strebet Gottes ordnung. Die aber widerstreben, die
werden uber sich ein urteil empfahen; dann die ge-

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