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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0614
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Rothenburg

Wo er nun sehen und hören würde, das der krank
sich recht darzu geschickt, soll er den kranken fra-
gen, ob er nicht etwan ein besonder anliegen hette,
darinnen ime berichts oder trost von nöten. Alsdann
soll er nach getaner vermanung ime die offen beicht54
fürsprechen und aus dem heiligen evangelio uf sein
bekantnus absolviren.
Darauf soll er nicht allein den kranken, sonder
auch die umbstender vermanen zum gebet, das Gott
ine in solcher erkantnus glauben, liebe, hoffnung und
gedult bis an sein ende erhalten wölle, und also mit
inen das heilig Vater unser beten.
Darnach sage er zu ime:
Wiltu auf dise weise das hochwirdige sacrament
empfahen, deinen glauben darmit zu sterken, das
der leib Christi für deine sünde geben und sein blut
zu vergebung deiner sünde vergossen sei ?
So der krank ja antwortet, trete er für den tisch,
da die hostia [weiter bis zum Schluß wörtlich gleich
wie bei Veit Dietrichs Agendbüchlein, siehe oben
S. 510, daher nicht abgedruckt] ewig leben möge.
Amen.
Wie man es mit der begrebnus
halten soll55.
Es bringt zwar denen, so in unserm Herrn Jesu Chri-
sto aus diesem zeitlichen leben verschieden sein,
unser dienst auf erden kein nutz. Dann, dieweil Chri-
stus sagt: Ich bin die auferstehung und das leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich
stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, der
wird nimmer mehr sterben [Joh. 11, 25f.], so seind
wir gnugsam vergwist, das, welcher im glauben und
vertrauen auf unsern einigen Herrn und Heiland
Christum von diser welt abscheidet, der habe al-
bereit on all unser wünschen, begird, fürbit, hilf und
zutun die ruhe des ewigen, seligen lebens und werde
mit freuden besitzen die herrligkeit des himelreichs
am jüngsten tag, durch unsern Herrn Christum auch

54 Siehe oben S. 585!
55 Bis auf den Schluß (Übergang zur Vermahnung und
diese selbst) aus Württemberg 1553 (Richter
2, 141).
56 = ersprießen, behilflich sein (Schmeller 2,477).
57 Gremeint sind wohl in erster Linie katholische Ge-

leiblich, der leib vergehe gleich in der erden im was-
ser, im luft oder feuer, wie er wölle, von den toten
auferstehen.
Nichts desterweniger sollen wir unsere verschied-
nen und abgestorbnen ehrlich und gebürlich zur
erden, mit solchen diensten, so uns, die noch im
leben sein, zu nutz erschießen56, bestättigen, damit
wir die lieb, so wir gegen inen in irem leben gehabt,
vor meniglich beweisen, auch unsern glauben, den
wir in Christum haben zur urstend von den toten,
hiermit bekennen und die hoffnung, die wir zu des
verschiednen ewigen heil und seligkeit tragen, be-
zeugen.
Hierauf solle sich meniglich vor allen denen aber-
glaubischen und heidnischen diensten57, so nicht uns
selbs, sonder allein den abgestorbnen für nützlich
erdacht sein, hüten.
Damit nun der verschiednen begrebnus uns nütz-
lich gehalten werde, mag man erstlich mit den glok-
ken leuten, das hiemit die leut, so die leich zur be-
grebnus belaiten wollen, ein zeichen der zeit irer ver-
samlung haben mögen.
Darnach mag der kirchendiener oder pfarrherr un-
geferlich dise kurze vermanung mit solchen oder
andern worten bei der begrebnus oder anstat der-
selbigen (so am nützlichsten) ein kurze tröstliche
predig tun.
Ir allerliebsten, ir [Vermahnung mit Schlußbe-
merkung nicht abgedruckt, da ganz aus V. Diet-
rich S. 528] bleiben lassen.
Beschluß
Wiewol mehr artikel seien, so zu erhaltung guter
christlicher ordnung bei der kirchen notwendig, und
aber ein erbarer rat uf dismals mit diser ordnung
dahin gesehen, das neben reiner lehr gleicheit in den
ceremonien und verrichtung aller kirchenärnpter bei
gemelts erbarn rats pfarrherrn und kirchendiener,
beids in der stat und uf dem land, ires gebiets und
oberkeiten gehalten werde, demnach soll es uf dis-
bräuche (Weihwasserbesprengungen des Sterbenden,
der Leiche, des Grabes [Braun 370. - Hartmann
646-656], Lichterbrennen beim Verscheiden, der Be-
stattung, an Jahrtagen [Wetzer 7, 1969ff. - LThK
10, 707]).

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