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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0620
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Rothenburg

Nach der predigt soll gesungen werden der glaub13.
Under dem gesang sol der superattendens fur den
altar treten, den neuen pfarherrn oder caplan zu sich
beruefen und vor ime zu dem gebet niederknien las-
sen, ain kurze vermanung zu dem volk ton, darin-
nen anzaigen, wie das diser zu irem pfarrer oder
caplan erwelet und taugentlich erkennet, auch or-
denlichen darzu beruefen der hoffnung, sie werden
mit ime versehen sein etc., und also das volk weiter
zum gebet vermanen, darmit der Herr sein gnad und
gedeihen darzu geben wolle, und alsdann volgende
gebet mit heller, lauter und verstendiger sprach vor-
beten und sagen:
Lasset uns bitten:
Allmechtiger, ewiger Gott, himmlischer Vater, du
hast je selbst dem armen menschlichen geschlecht
zur wolfart das hochwirdig predigampt des heiligen
evangelii durch Christum deinen geliebten Son ver-
ordnet und eingesetzt, auch darbei zugesagt und ver-
sprochen, das, welcher glaub und getauft werde,
selig sein soll. Dieweil uns aber unsers verderbten
und sündigen fleisch halben beschwerlich und gefär-
lich sein will, solchem so werten und teuren schatz
wider den anlauf des tausentlistigen und grimmigen
feindes ohne dein sonderlich hilf und gnedigen bei-
stand in unsern so elenden, schwachen und irdischen
feßlin zu bewaren, bitten wir dich herziglichen, du
wollest durch dein grundlose gnad und barmherzig-
keit uns in nöten nicht verlassen, sonder mit deiner
göttlichen hand uber uns halten und sonderlich uber
diesen deinen diener N., welchem jetzund das evan-
gelium zu predigen bevolhen ist, darmit solicher dein
so hehsamer, nützlicher und notwendiger bevelch
bis zu end der welt um deiner heiligen christenheit
wider alle gespenst des bösen gaists sein fürgang
habe und wir des himelischen trosts nimer beraubt
werden, durch Jesum Christum unsern Herrn, wel-
cher mit dir und dem Heiligen Gaist lebt und regiert,
gleicher Gott, hochgelobt in ewigkeit. Amen.
Hörent das evangelium, welches uns beschreibt
der heilig evangehst Johannes arn 20. capitel [22f.]:
Der Herr sagt zu seinen jüngern: Wie mich mein
himelischer Vater gesandt hat, also sende ich auch
euch, und als er solches gesagt hat, blies er sie an

= Wir glauben all an ...

und sprach: Nembt hin den Heiligen Gaist! Welchen
ir die sünd erlasset, den seind sie erlassen und, wel-
chen ir sie behaltet, den seind sie behalten.
Hierauf lassent uns herzlich bitten und sprechent
mit mir also:
Ach gnediger Gott, himelischer Herr und Vater,
der du uns durch deinen heiligen apostel Paulum
veterlich getröst und zugesagt hast, das es dir, o
himelischer Herr und Vater, wolgefalle, durch die
töricht predigt des kreuzes selig zu machen alle, so
daran glauben [1. Kor. 1, 21], so bitten wir dich nun
uf solichs ganz ernstlich, das du deinen diener N.,
hie zugegen, welchen du zu disem so seligen und
hochwirdigen predigampt berufen hast mit deiner
gottlichen gnaden begeben und deinen Heiligen Gaist
geben und mitteilen wöllest, durch welches craft er
gesterkt wider alle anfechtung des Teufels bestehen
und dein geliebte herd, durch das blut unsers Herrn
Jesu Christi, deines Sons, teur erkauft und erwor-
ben, mit deinem göttlichen wort und nach deinem
wolgefallen waiden möge zu lob und preis deines gött-
lichen namens und fürderung der ganzen christen-
heit, durch Jesum Christum, deinen geliebten Son.
Amen.
Solches alles zu erlangen, sprechend mit mir das
heilig Vater unser.
Es möchte auch, wo schuol vorhanden, das Vater
unser gesungen14 werden.
Nach dem gebet oder gesang des vaterunsers soll
sich der superattendent vor dem altar gegen den
volk und, so er es füeglich tun kan, dem neueling
die rechten hand auf das bloß haupt legen und also
sagen:
Dieweil wir, im Heiligen Gaist versamlet,
unsern himelischen Vater durch Jesum Christum
unsern Herrn und Heiland uber dich angeruefen und
gebeten und derhalb nicht zweifeln, er werde uns
laut seiner göttlichen zusagung genediglichen er-
höret und geweret haben, demnach so ordne, con-
firmier und bestetige ich dich aus bevelch des All-
mechtigen und eines erberen rats dieser stat als der
ordenlichen christlichen und von Gott gegebnen
oberkeit zu einem diener und seelsorger diser gemain,
hie zugegen, mit ernstlichem bevelch, das du solcher
14 = Vater unser im Himmelreich.

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