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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0623
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VI 2 Instruktion 1558

was sie für nutz in der kirche und sonsten schaffen
mögen.
Dadurch würden die studia widerumb bei der ge-
main in ein ansehen kommen und die leut auch mehr
lust und liebe haben, ire kinder zur schul zu halten
oder dem armen zu heffen, auch würden die schuol-
meister sonderlichen willen und naigung haben, auch
vleis ankeren, wo ire arbeit erkannt und darfür (wie
sie an ir selbst ist) nutzlich und notwendig gehalten
würde.
Es ist aber den lateinischen knaben nicht eine
schlechte verhindernus an iren studiis, das sie alle
samentlich sambt den preceptoribus täglich zu chor
gehen müßen, welches nützlich und freihch möcht
uf volgende weis geändert werden, das in der schuol
knaben in etliche choros nach irer anzahl geteilet,
da einer ein tag umb den andern zu gewonlicher zeit
in der kirchen heffe, die gewonliche gesang volbrin-
gen21. Also bliben die schuolmeister und collabora-
tores bei iren lectionibus und würd weder in der
schuol bei den knaben noch in der kirchen mit dem
gesang etwas versaumpt und ein große versaumb-
nus der studien bei der jugend abgeschaffet.
Darmit aber auch durch die teutschen schuolen
der lateinischen kein abbruch geschehe, möchte den
verordneten scolarchen uferlegt und bevolen wer-
den, das sie zu gebüerender zeit auch die teutschen
schuolen visitiereten.
Und indem sie, wie von nöten, vleißig erkundigen,
in was zucht die kinder gehalten, auch wie sie ler-
neten schreiben und lesen, sonderlich aber den cate-
chismum, sollten sie auch vleißige achtung haben,
wo in den teutschen schuolen knaben weren, die
gute ingenia hetten, darmit ufs freundlichst mit iren
eltern gehandelt, das sie soliche knaben, von denen
ein besondere hoffnung were, zur lateinischen schuel
schickten. Weren sie so arm, das sies bei der schuol
nicht erhalten möchten, würden die verordneten
scolarchen uf ein weg gedenken, wie solichen inge-
niis gehoffen würde.
Wo auf gedachte weis mit beiden schuolen gehan-
delt, ist kein zweffel, man würde in wenig jarn die
21 Siehe S. 593 . 22 = Amm. 2.
23 Zu zählen sind freilich nur elf: Superintendent, Mit-
tagsprediger, 4 Diakone, Frühprediger bei St. Jo-

große frucht spüren, so aus dieser ordnung mag ver-
hoffet werden. Bitt derhalben ein erbaren weisen rat
umb unsers Herrn Jesu Christi willen, sie wollen der
kirchen und gemainem nutzen zu gutem umb eines
geringen stainhaufens willen an inen nichts erwin-
den22 lassen, darmit der kirchen einmal im funda-
ment und grund gehoffen werde; dann wil man der
kirchen heffen, mus man es warlich bei der schuol
anfahen. Wo dieselbige wol geordnet und daruber ge-
halten, ist der sachen schon wol halb gehoffen.
Und dieweil ein erbarer rat neben der schuol ein
feins cohegium hat mit priestern - ungevarlich bis
in die zwoff priestern23 - möchte uber die gewon-
liche lectiones pädagogii noch ein nützlichs exerci-
tium angerichtet werden, nemblich: das der super-
attendens alle wochen zwen oder drei tag den ca-
plönen und den genachparten pfarrherrn ein lection
tete, durch welche die jungen caplön allgemächlich
neben iren lectionibus in der kirchen uf das predigen
abgerichtet, darmit, wo einer oder mehr kirchendie-
ner in der statt krank wurde, nicht allein zur not
mit nutz und frucht predigen und also des abwesen-
den oder kranken statt ersetzen, sunder nachmals
uf das land zu einer pfarr möchten verordnet wer-
den. Und würde also dises collegium der priester täg-
liche einem erbern rat als ein vorrat werden, aus dem
sie im fall der not allwegen uf die pfarren kirchen-
diener gehaben, deren statt alsbald mit andern jun-
gen ersetzt, welche gleicher gestalt auch künten ab-
gerichtet werden.
Es möchten auch von der hohen schuol feine jun-
gen gesehen komen, denen es unbeschwerlich sein
würde, in der wochen ein stund oder etliche, iren
collegis, so lust darzu hetten, elementa hebraicae
linguae zu lesen, wie sie dergleichen auch vom magi-
stro in der schuol die griechisch sprach lernen kün-
ten, in welchen als den hauptsprachen baids altes
und neues testament beschriben, und alsdann mit
großern frucht und nutz die andern commentaria
lesen und verstehen und, was nutz und notwendig,
aus dem grund dem volk furtragen wurden.
Dieses alles kan leichtlich angerichtet werden und,
wo es in gang komen, sohte es gemaine statt nicht
hannis (bis 1575), Spitalpfarrer, 2 Spitalkapläne und
St. Leonhard (Schattenmann 180-183. — Dann-
heimer S. 13-17).

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