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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0631
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VI 2 Instruktion 1558

tierer50, zauberei etc. befleckt, sol der pfarrer zum
allerersten, was sein irrung und eigne opiniones, mit
vleis erforschen und erkundigen, uf das er wisse,
warinen er sich irre, und ime nachmals auch ver-
manen, von solcher irrung abzustehen und sich aus
Gottes wort berichtung zulassen.
So dise freundliche und erste vermanung an ime
nichts verfangen würde, soll alsdann solche person
für den special oder, so derselbig der sachen zu
schwach, alsbald für den generalsuperattendenten
beschieden werden, der gleicher gestalt mit gutem
grund und aller sanftmut mit ime handle, ob er sie
wo müglich von irem irtumb abweisen und wider-
umb zur erkantnus der warheit mit der hilf Gottes
bringen möchte.
So sich dann ein soliche person aus Gottes wort
weisen läst, ist der sachen geraten und ein seel aus
dem irsal erlöset und gewunnen.
In fall aber, das soliche person uf iren kopf und
streit beharren wolte, soll sie zum dritten mal für
das verordnet consistorium erfordert und allda aber-
mals durch den generalsuperattendenten in beisein
der verordneten bericht und ufs ernstlichst, doch
nach art christlicher sanftmut mit ime gehandelt,
sein irrtumb ime fürgehalten und mit zeugnussen
der heiligen schrift widerlegt und darvon abzustehen
vermanet werden.
So [sie] sich aber nachmals weder berichten [noch]
nach ermanung will erwaichen lassen und darzu ime
ein anhang machen und andere leut mit seinem irr-
tumb vergiften wölte, würd sich alsdann ein erbarer
rat als ein christlicher magistrat in dem fall aller ge-
büer wol wissen zu halten. Allein sol allwegen für-
sehung geschehen, das mit solichen personen nicht
geeilet werde, wiewol der verzug oftermals auch ge-
farlich, darinnen durch die pfarrer und superatten-
denten in dem fall dester ein vleisiger ufsehen ge-
schehen solle.
Vom christlichen bann.
Es ist unlaugbar, das Christus seiner kirchen nicht
allein hinterlassen den schlüssel, mit welchem der
lebte und hier viele Anhänger fand (RE 18, 72-81.
- Schottenloher 19 575-19 720).
50 Die schweizerische Richtung in der Nachfolge Ulrich
Zwinglis. Dazu kamen nun besonders die Anhänger
Calvins, denen sich 1559 Friedrich III. von der Pfalz

himel allen busfertigen und glaubigen menschen auf-
geschlossen, sonder auch gegeben den schlüssel, dar-
mit die unbusfertigen vom himel und gemainschaft
der heiligen hie und dort ewiglichen ausgeschlossen
werden, welches baids durch die predig des heiligen
evangelii verrichtet würd, da geschrieben steht
(Mar. 16 [16]): Wer da glaubt und getauft würd, der
wurd selig; wer aber nicht glaubt, der wurd verdampt
werden, und abermals (Joh. 20 [23]): Welchen ir die
sünd vergebet, den sein sie vergeben; welchen ir sie
behalten, den sein sie behalten; (Mat. 16 [19]): Alles,
was du auf erden binden würst, das soll im himel
gebunden sein, und alles, was du auf erden lösen wür-
dest, soll auch im himel los sein.
Wie oft aber ein gefallener sünder soll aufgenom-
men werden, leret Christus Mathäi am 18. capitel
[21 f.], nemblich: so oft er kombt, sein sünd beken-
net, bus wirket, glaubt und der gnaden Gottes wider-
umb begeret. Wie aber mit den [un]busfertigen zu
handlen, leren baids Christus und sein heiliger apo-
stel Paulus, da geschriben steet (Mat. 18 [15ff.]):
Sündigt dein bruder wider dich, so strafe in zwi-
schen dir und ime allein! Höret er dich, so hastu
deinen bruder gewonnen. Höret er dich nicht, so nim
noch ain oder zwen zu dir, auf das alle sach bestehe
in zwaier oder dreier zeugen mund! Horet er dich
nicht, so sage es der gemain! Höret er die gemain
nicht, so halt in als ein heiden und zöllner! Und
S. Paulus (Tit. 3 [10f.]): Einen ketzerischen men-
schen meide, wann er einmal oder abermal ver-
manet ist, und wis, das ein solcher verkeret ist und
sundiget, als der sich selbst verurteilt hat!
So vil die ketzerischen menschen gelangt, die mit
irriger, falscher leer verfüeret seind, bedarf es nicht
vil disputationes; dan sie haben sich selbs von der
gemain Gottes abgesündert. Aber gleichwol wil sanct
Paulus, das man solche leut zuvor einmal und aber-
mals vermane, das ist: allen müglichen vleis mit sol-
chen verirten menschen durch allerlei christlichen
bericht und vermanungen fürwenden, ob sie wider-
umb uf den weg der warheit mochten gebracht wer-
den. Wo nicht, sagt Paulus [Tit. 3, 10f.], soll man
beigesellte, worauf er sogleich begann, diese Lehre
in seinen Gebieten durchzusetzen. — Außerdem ge-
hörten dazu auch die Wiedertäufer, vgl. die Anm. 48
genannte Quellensammlung von Schornbaum 238.

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