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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0632
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Rothenburg

sie meiden, das ist: die christen sollen sie faren las-
sen; dan sie haben das urteil uber sich selbs beschlos-
sen, nach welchem sie auch gerichtet werden, wo sie
nicht umkeren und sich besseren.
Uf das aber soliche leut nicht mit irer falschen ver-
füerten leer umb sich fressen, wil der christlichen
oberkait gebüeren, ein christlichs und ernstlichs ein-
sehen zu haben, darinen hie sanct Paulus wol nicht
sagt, aber gleichwol ir hiemit nichts benomen hat.
So vil aber die unbusfertigen sunder belanget, die
in öffentlichen laster ligen, die haben sich auch ge-
mainlich selbst von der gemain Gottes ausgeschlos-
sen; dan sie fragen weder der predig Gottes worts
noch den heiligen sacramenten etwas nach, fliehen
dieselbigen; dan sie besorgen, sie mussen from wer-
den.
Wann soliche leut sich bei den kirchendienern an-
zaigen und das heilig abentmal empfangen wollen,
sollen die kirchendiener nicht alsbald inen un-
geschicklicher weis das heilig sacrament versagen
(dan es nicht ein schlecht ding ist, einen menschen
vom heiligen abentmal auszuschließen, das in der
warheit nichts anderst ist, dann aus dem himel und
gemeinschaft der glaubigen in der [so!] gesellschaft
der verdampten sprechen), sonder er soll die bosen
tragen kunden [so!] mit sanftmut und strafen die
widerspenstigen, ob inen Gott dermalseins buß gebe,
die warheit zu erkennen, und [sie] wider nüchtern
würden aus den stricken des Teufels, von dem sie
gefangen sein zu seinem willen (2. Tim. 3 [richtig 2,
24f.]). Demnach und auf das ordenlichen zugehen
möchten und niemand so vil immer muglichen ver-
kürzet und ubereilet, were mit solichen leuten nach-
volgender weis diser zeit zu handlen:
Wo in einem flecken ein person befunden, die mit
uberflussiger trunkenheit oder gotslesterung oder
dergleichen laster ergerlich, soll dieselbige erstlich
durch den pfarrer desselbigen orts angeredt werden,
von solichem laster abzustehen, und soll dise ver-
manung mit gutem grund aus Gottes wort und sanft-
mütigem geist gehen. So er sich nicht bessert, soll
neben dem pfarherr der specialsuperattendens ine
für sich erfordern, der ersten geschehenen warnung
ine erinnern und darauf nochmals51 ernstlich er-

51 In der Vorlage irrig: nachmals.

manen. Wo auch solche andere vermanung bei ime
nicht verfangen wurde, sol er für das kirchenconsi-
storium gewisen werden - da es heißet: dic eccle-
siae [Matth. 17, 16]; dan solichs ist mit kirchen-
diener und pfarkindern besetzt als den fürnembsten
glidern allda ime noch ernstlicher zugesprochen
und die ewige straf wol sol fürgebildet werden. Wann
er sich dann auch nach dieser warnung nicht bes-
sern wolte, alsdann mag solicher mensch von ge-
mainschaft der heiligen sacramenten abgesündert
und ime solichs alles nach christlicher ordnung ab-
geschlagen werden.
Und würd sich ein christliche oberkait gegen einen
solchen losen und verruechten menschen irem be-
volhen ampt nach wol wissen zu halten, darmit das
ergernus abgeschafft und ob solichem exempel die
andern sich leren, von der gleichen lastern abzuzie-
hen. Also gienge es ordenlich und christlich zu und
were kein beschwernus darüber zu besorgen.
So vil hab ich aufs kürzest vom bann uf diesmal
verzaichnen wollen; dann, was andere in den fall ge-
schriben oder gelert, ist den herrn [nicht] unbewußt.
Aber, wo man nicht behutsam mit der sachen umb-
gehet, ist darmit bald ein lermen gemacht, daran
man nach als zu stillen hette.
Wie der unvleiß bei den kindern
abgeschafft und sie zum catechismo
gebracht werden möchten.
Es will sich nicht wol schicken, das man den leuten
in die kirchen zum wort Gottes gebieten soll. So
kann man aber auch zu dem großen unvleiß und
verachtung göttlichs worts nicht wol allerdings still
schweigen; dann, wo das jung gesind in solicher ver-
achtung Gottes worts aufwachsen, wer52 zu besor-
gen, das endlich die erkantnus Gottes ganz und gar
bei inen verleschen würd, daraus dann nichts anderst
dann ein wild, wüest, türkisch, vihisch leben und
endlich ein gemain landsverderben volgen wurde.
Demnach hielte ichs darfür, das sollte uf dem land
der allersicherst und füeglichst weg sein, das jung
52 In der Vorlage irrig: wie.

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