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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0677
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VIII 1 Kirchenordnung 1528

lection aus der bibel lateinisch von der zuhörer we-
gen, das die sprach auch im schwang bleib, und dar-
nach gee er auf die cancel und lege solche gelesne
geschrift dem volk teutsch und verstendiclich nach
seinem vermügen auf ein viertail oder halbe stund
aus. Nach solchem sing der schuelmaister entweder
den glauben teutsch 9 oder ein psalm oder ein alle-
luia mit dem gradual10, das der geschrift gemeß sei,
und auf solchs beschließ der diener mit einer teut-
schen collecten und mit dem Benedicamus Domino;
darnach ker er sich zu dem volk und geb den segen
teutsch aus dem dritten [!] buech Moisi am 6. cap.
(R: Num. 6 [24 ff.]): Der Her segen dich und bewar
dich etc.!
Von der vesper.
Es ist je e[uer] w[eisheit] wol kund und wissen, wie
die vesper sogar on allen nutz und besserung an den
werktagen abget und nicht allain kain frucht dar-
aus kombt, sunder auch die zeit unnützlich zuge-
bracht wirt und die jugent vergebenlich versaumbt.
Derhalben nach unserm rot solche vesper ganz soll
abgestelt werden. Will man aber von der arbaiter
und handwerksleut willen, so mag man darzu leu-
ten wie vormals, aber niemant dardurch versau-
men noch die zeit umbsunst damit verzeren.
Am suntag zu morgens wie jetzund zu meßzeit.
Auf alle sonetag und hohe fest, nachdem sob man
zusamen geleut hat, ge der schulmaister mit den
knaben hinein in chor und fahe an das introitum,
so es aus der geschrift ist, und sing das, wie pisher
gewonhait gewesen ist, oder für das introitum ein
teutschen psalm oder Kum, Heiliger Geist; darnach
les der diener die epistel des sontags wie pisher ge-
sungen. Nach dem sing der schulmaister etwo ein
kurz alleluia oder gradual. Dann les der diener oder
sing das evangelium vom suntag und, so es aus ist,
so sing der schuelmaister den teutschen glauben
oder Kum, Heiliger Geist; indem so ge der diener
auf die cancel und postulir11 das evangelium.
Gottesdiensts in der Gemeinde (WA 12, 35), und
vor allem in der Prophezei in reformierten Gebieten
(Güder, Prophezei, in: PE 16, 108ff.).
9 = Wir glauben all... 10 Siehe S. 46 Anm. 10

So die predig des evangeliums aus ist, volgen ge-
maine pitt für alles anligen der christlichen kirchen.
Nach dem allen: so heb der schulmaister an zu
singen ein kurzen psalm: Es woll uns Gott gnedig
sein oder So pitten wir den Heiligen Gaist oder sünst,
was ihm gefelt, das kurz ist. Indem so get der die-
ner von der cancel zu dem altar, do man dan halten
will des Herren nachtmal, und alle, die zu des Her-
ren tisch gen wöllen, die sollen sich zu dem altar,
auf welchem der tisch des Herren gehalten wirt,
fuegen und, so das gesang durch den schulmaister
volendet ist, soll der diener die nachvolgend exhor-
tacion und vermanung12 oder dergleichen ein andre
ton.
Von des Herren nachtmal.
Nachdem und es die gemain am maisten an sol-
chen tagen zusamenkombt, welcher dan zu guet Cri-
stus seine sacrament hat beschiden und eingesetzt,
die dan nicht im verporgen der gemain angepoten,
verkundigt und mitgetailt sollen werden, auf das
auch die unglaubigen durch solchs unser dienstlichs
austailen möchten geraizt werden und durch das
leben dero, sob solche sacrament offentlich empfan-
gen (dan es je früchten soll), auch die pösen moch-
ten gepessert werden, so haben wir beschlossen,
allain auf den sonetag oder hohe fest solch des Her-
ren tisch zu beraiten und sein abentmal zu halten.
Doch so wölen wir den benötigten an kainem tag
unsern dienst in solchem versagt haben und, dieweil
es communio haist, das ist: ein gemainschaft, so sol-
len alle der christen anligen gemain sein, umb und
für welche wir auch den Herren sollen pitten, er wöll
uns in allen dingen erhören und beistendig sein.
Nach solchem volgt ein exhortation und ver-
manung zu den, die zu dem tisch des Herren gen
wollen.
Welche zu dem tisch des Herren sollen
zugelassen werden,
Auf das wir niemand ursach geben, sich zu stoßen
oder ergeren an disem abentmal und anzuvermes-
11 = postilliren, in einer Predigt (Postille) auslegen.
12 Sie zu bringen wurde dann aber vergessen. Gemeint
war natürlich die Nürnberger Abendmahlsvermah-
nung ,,Ihr Allerliebsten in Gott!“ (oben S. 48).

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