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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0679
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VIII 1 Kirchenordnung 1528

Der segen Numeri 6:
Der Herr segen und behuet dich!
Der Herr e[r]leucht sein17 angesicht über dich und
sei dir gnedig!
Der Herr erheb sein angesicht auf dich und geb
dir friden! Amen.
Von den kranken,
die do in heusern begeren das sacrament und das
herrennach[t]mal zu entpfahen.
Item, dieweil man niemand das sacrament soll
versagen, der es von herzen und mit einem rechten
glauben begert zu empfahen, ist auch an kain zeit
noch ort gepunden, darumb, so man der diener einen
zu einem kranken würd fordern, soll er hingen, das
broet mit im nemen, anfenklich des kranken glau-
ben erforschen und erkundigen. Auf welchs rechte
bekentnus soll er vor dem kranken das tröstlich
abentmal zuberaiten und den tisch des Herren vor
dem kranken halten, ine also trösten und in der
krankhait zu sterken, in gedult sich zum leiden und
sterben beraiten. Wo aber der krank oder, der das
sacrament begeret, so unverstendig und unkündig
oder auf des babst glauben und ler gegründt und ver-
hertet wer, soll ine der diener freuntlich, brueder-
lich mit gotteswort weisen, lernen und vermanen.
Höret er den diener, wer wol, wo nicht, soll der die-
ner nach getanem vleis von ime abgen, Gott die sach
bevelhen und ime das sacrament nit raichen; dan
wir fortan des furnemens und willens sein, niemant
das sacrament zu geben [als] allein nach der ein-
sezung des Herren, auf das wir selber nicht ursach
geben, secten weiter under uns zu halten, und den
Teufel williclich schüzen.
Mit der tauf
wirt man, wie pisher teutsch tauft ist worden, hal-
ten.
Ehe.
Man wirt fortan niemand einlaiten den allein, so
die predig aus ist. Darumb so soll man anfenglich
17 In der Vorlage steht irrig dein. - Auch B hat erst
nachträglich aus dem d ein s gemacht.

gleich hinein in die kirchen gehen, ein jezlichs an
sein ort, und so die predig aus ist, so soll der preu-
tigam und zwen gesellen mit ime und darüber nicht,
auch die praut mit zwaien junkfrauen und auch dar-
über nicht zu dem mittleren altar gen. Do sollen
si eingelaitet und zusamengegeben werden.
Volgt von der begrebnus der
verstorben.
So man ein verstorbne leih zu grab holen soll, soll
ein diener mitgen. Will man aber je auch den schuel-
maister haben, welchs doch on not ist, so soll er
nichts singen, es sei dan aus der geschrift, als do ist:
Si enim credimus etc., und so man es begraben hat,
soll allzeit entweder auf dem grab oder in der kir-
chen ein vermanung zu dem volk geschehen, wie und
in waserlei gestalt die toten zu beclagen sein.
Volgt nun von den feiertagen.
Wir haben nun wol gesehen und erfarens alle tag,
das wenig menschen bei uns sein, die sich der crist-
lichen freihait recht geprauchen; dan es sein wenig,
die dem evangelio gehorchen. Darumb so die frechen
und ungottesforchtigen menschen solche göttliche
predig horen von cristlicher freihait und andern,
faren sie zu und machen irem sündlichen leben ein
schanddeckel daraus und leben on alle forcht. Der-
halben und dieweil auch die feiertag also dermaßen
von der christlichen kirchen aufgesezt sind, daran
das wort Gottes zu horen und in demselbigen sich
zu ueben, faren ezlich und vil zu, verschonen auch
nimands. Ob si gleich alle welt ergerten, so hören si
doch an solchen tagen das wort nit und feiren da-
zu auch nit. Darumb, auf das, solche ergernus und
anstöß zu verkomen, ir muetwilliges furnemen ge-
wört würd, wer an e[uer] w[eisheit] unser freintlichs,
cristlichs bitt und begeren, [euer weisheit] hett ez-
lich und die fürnemsten heiligen täg und fest lassen
anzaigen und verkündigen, dieselben zu feiren ge-
poten pei einer burgerUchen pen und straf; dan das
gewissen soll hie ungepunden sein, dieweil es kain
gottesgepot bei den christen ist.

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