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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0680
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Weißenburg

Die fürnemsten fest und feiertäg aber weren dise:
alle sonetag,
aller apostl tag18,
den Cristag [25. Dez.] mit sambt sant Steffans tag
[26. Dez.] und sant Joanes tag [27. Dez.] dofuer
und in einen tag gefeiert,
den Neuen jaerstag [1. Jan.],
der heiligen Dreikönigtag [6. Jan.],
Marie Liechmeß oder Rainigung [2. Febr.],
Marie Verkündung [25. März],
Ostern und den montag henach,
Auffart Christi,
Pfingstag und montag hernach,
Johannis des taufers [24. Juni],
Marie Heimsuchung [2. Juli],
Marie Himelfahrt [15. Aug.],
Marie Magdalene [22. Juh],
sant Michael [29. Sept.]
und Allerheiligen tag [1. Nov.].
Man soll auch solche feurtag an der cancel ver-
kündigen.
Von der beruefung und erwölung
der kirchendiener.
Wievil es gelegen sei an treuen und cristlichen pa-
storn und kirchendienern zaigen zwar genuegsam an
becle das alt und neu testament, in welchen uns Gott
der Herr deutlich genueg anzaigt, welche propheten
und apostel oder diener anzunemen sind. Er will
schlechts der nicht haben, die selber komen, von
inen selbs daher laufen, das ir mer suechen dan, was
Gottes und ires nechsten ist, derhalben sie auch Gott
der Herr falsch propheten haist und Cristus mit
sambt seinen apostelen uns treulich vor inen haist
fürsehen; dan es je fast alles an gueten und falschen
propheten gelegen ist. Darumb so soll man sie nach
der ler S. Pauli (R: 1.Tim. 3 [1-10]); Tit. 1 [6-9])
aus andren frumen christen, die die frömsten, ge-
schicksten sein, erwölen und zu dem dienst erfor-
dern und beruefen, doch zuvoran nach der ler Cristi
(R: Math. 9 [35-38]) den Vater pitten umb treu ar-
18 Nämlich Matthias 24. Febr., Philippus und Jakobus
der Kleinere 1. Mai, Peter und Paul 29. Juni, Ja-
kobus der Größere 25. Juli, Bartholomäus 24. Aug.,

baiter; dan, do er an ein ort kam und sahe das volk
zustreut sein als die schaf, die one hirten waren,
sprach er: Die ernt ist groß, aber wenig arbaiter.
Darumb pittet den Herren der ernt, das er arbaiter
in sein ernt schick! Und so man also Gott ernstlich
gepeten hat, so greif man dan zu der wal und, so
man nit die gelersten gehaben mag, so nem man die,
welche doch zumal vorhanden sein. Doch das ir ler
und leben vorher probirt und als cristlich erkant
sein. Dieselbigen sind auch, wie Paulus (R: 1. Cor.
9 [9-14]) lernt und Christus (R: Math. 10 [10]),
ires lons und speis wirdig. Man soll sie halten mit
lon und ehererpietung, auf das sie von uns als von
christen der undankperkait halben nicht clagen
mügen und wir nit alle jar neu kirchendiener habe[n]
müssen.
Von den schuelen und iren forsteern.
Man soll auch vor allen dingen treulich ob den
schuelen halten, das dieselbigen mit großem vleis
und steter wachung wider aufgericht und hand-
gehabt würden. Dieweil einer obrikait sunderlich das
zustet, ob einem gemainen nuz veterlich und emb-
siclich halten, so wirt je ein gemainer nuz nimmer-
mer also bewart und gefurdert dan, so man selbigen
mit gelerten, geschickten, gottesfurchtigen, fromen
leuten ist besetzen, gleich als wen einer ein lust-
lichen, fruchtbaren baumgarten will pflanzen, so kan
ers nit eh zu wegen pringen, er besez in wol mit gue-
ten geschlachten fechseren, daraus dan auch guete
beum werden. Also auch alhie. Man kan auch den
frumen19 eines gemainen nucz nicht eh übersehen
dan, so ungeschickte, ungelerte, ungottesforchtige
leut denselben regiren sollen, wie es dan in den ge-
schichten der haiden leichtlich anzuzaigen wer. Wo-
her komen aber solch rechtgeschaffne leut, die tüch-
tig sein ein gemainen cristlichen nuz bede, in welt-
lichen und gaistlichen sachen, zu regiren ? Nemlich
also! Do seien burgermaister, ratsherren, richter,
statschreiber, pfarher, prediger, diener und derglei-
chen. Ich glaub ein cristliche wolgeordente schul
Matthäus 21. Sept., Simon und Juda 28. Okt., An-
dreas 30. Nov., Thomas 21. Dez.
19 = Vorteil, Frucht (Schmeller 1,819).

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