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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0709
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X Dorfordnung für Obereisenheim 1579

Wäre aber sach, daß jemands nicht mit teufels-
beschweren xund unhuldenwerkx,sondern allein mit
segnen und (wie sie sagen) mit christlichen, guten
worten, yaber doch aberglaubischy, umbgingen, dar-
durch es dan Gottes wort entunehret und mißbrau-
chet, die natürlichen mittelz, so Got den menschen
zue gutem in der arznei erschaffen, und das recht,
gotselig, gläubig gebet, darin wir Got durch Christum
aus seinem bevelig mit ernst und aus wahrem glau-
ben in unsern nöten anrufen solten, verläßt und ver-
acht und also allein hilf und rettung bei ungebür-
lichen und aberglaubischen mitteln suchet, das soll
anfenglich azehen pfund38a zue straf geben und ime
die große sunde, daß er durch solchen aberglauben
und segnen Gottes namen mißbrauchet und greu-
liche abgötterei treibt, angezeigt und darvon ab-
zustehen ernstlich vermanet werden.
Würde aber jemand uber solche straf und getreue
verwarnung, wer der were, wahrsagern nachlaufen,
derselbigen rats pflegen, umb einige sachen, die er
verloren oder ime sonst widerwärtig zuegestanden,
oder unter dem zeichen der arznei sich oder das seine
segenen, mit geweihtem salz, wachs, kreutern, wasser
und andere zaubereien oder aberglaubischen kinder-
spielen bewaren oder heilen lassen würde, der sol uns
zehen gulden unnachlessig zur straf verfallen sein
und ime die geweihten oder gezauberten, aberglau-
bischen stück und beschribene segnen, da deren noch
vorhanden were, genommen und offentlich vor einer
ganzen gemeind bei der kirchen oder bdem rathausb
verbrant werden; dann uns Got solchen aberglauben
durch Moysen vielfeltig verboten, als nämhch
[3. Mos. 19, 26]: Ihr sollt nicht auf vogelsgeschrei
achten noch tag wehlen.
Item [3. Mos. 1931]: Ir sollt euch nicht wenden
zue den warsagern, und forschet nicht von den zei-
chendeutern, daß ir nicht an inen verunrainigt wer-
det; denn ich bin der Herr euer Got;
Item [3. Mos. 20, 6]: Wann ein seel sich zue den
warsagern und zeichendeutern wenden wurde, daß
sie inen nachhuret, so wil ich mein angesicht wider

x-xFehlt 1569. y-y Fehlt 1569.
z 1569: + aber a-a 1569; 4 Gulden39
b-b 1569: linde c 1569: + vier wochen
d-d1569: und, da sie abermals davon nicht abstehen
wollen, unserer herrrschaft verwiesen werden.

dieselben seel setzen und wil sie aus irem volk rot-
ten.
Item [5. Mos. 18, 10f.]: Siehe, daß nicht funden
werde unter dir ein weissager oder ein tagweler oder,
der auf vogelgeschrei achtet, oder ein zauberer oder
beschwerer oder wahrsager oder zeichendeuter oder,
der die toten fragt; denn wer solches tut, ist dem
Herrn ein greuel.
Würde aber jemand über solche straf noch nicht
von seinem aberglauben abstehen, sondern noch
mehr mit wahrsagen, segnen und geweichten kreu-
tern umgehen, so doch Gott der Herr zuvor durch
Christum alle dinge geweihet und geheiliget ohne
unser wort, creuz, gesang und selbsterdichte caere-
monien, der oder dieselben sollenc in turn gelegt,
mit wasser und brot gespeiset, duns fürter bericht
und ferners bescheids erwartet werden.
Ebenmäßig, daß ein solcher wahrsager, unhulde,
zauberer oder aberglaubischer von andern orten in
unsern flecken keme, seine zaubereien und aberglau-
bische künsten daselbsten zue gebrauchen oder je-
mand zue lehren, der soll alsobald in turn gelegt und,
wie zuvor vermeldet, mit ime verfahren werdend.
[Von den folgenden Artikeln werden nur die uber-

schriften wiedergegeben:] Seite
Die todschleg, balgen, schmehen, hadern
und zanken berürend 17
Vom diebstahl 20
[Einschub:] Vergewaltigung auf den
4 pfählen 21
Addition... totschlag... berührend 22 f.
[Einschübe] 21-24
Vom ehebruch, hurerei und unzucht 28
Vom kuppeln und heimhchen ufenthal-
ten 31
Vom voll- und zutrinken 32
Vom spilen 36
Vom wucher, entlehenen und verkaufen 36

38 39 \yieder gehen die Strafen stark auseinander.
4 Gulden sind fast 34 Pfund (alt) (vgl. Anm. 14).

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