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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0717
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XI 2. Vesperordnung zu Lohr 1588.

Die vesper belangend soll dieselbige sommerzeit
umb 3 uhr, winterzeit aber der gelegenheit nach et-
was früer nach anordnung der pfarherrn geleutet
und angefangen werden
und in vigiliis oder primis vesperis, das ist am
abent der hohen und anderer festen, sonn- und
feiertagen (damit die jugent im psalliren und choral-
gesang, wie in allen kirchen gebreuchlich, geüebet
werde) mit lateinischen psalmen, responsoriis, hym-
nis, Magnificat, collectis, versiculis, Benedicamus
und anderm nach ordnung der psalmodiae L. Los-
sii1, wie dieselben nach erheischung jederzeit notiert
und bisher in brauch und uebung gewesen, gesungen
und gehalten werden und (damit die jugent nicht
ohne allen verstand und unwissend mitsinge) sollen
die lateinischen psalmen, so vil derselben zu fassen
müglich, in der schuel nach notturft expliciert wer-
den.
In secundis vesperis aber, das ist an den hohen

Druckvorlage: Gleichzeitige Niederschrift auf
Papier, Folio, 2 Blätter (2. Blatt leer) (Lohr am Main,
Katholisches Pfarramt). - Druck: SchottJos., Bei-
träge 19 (1960) 15f. (mit Abbildung).
1 Lukas Lossius. Geb. Vacke 1508. - Seit 1532 Lüne-
burg Gymnasiallehrer - + 1582 (ADB 19, 220 f.-
RE 24, 34ff. MGG 8, 1217ff. - Schottenloher 10793
bis 10 799). — Seine Psalmodia, hoc est: Cantica sacra
veteris ecclesiae selecta, quo ordine et melodiis per
totius anni curriculum cantari usitate solent in
templis, erschien erstmals 1553 in Nürnberg(Wacker-
nagel, Bibliographie Nr. 645).

und andern festen, sonn- und feiertagen, soll nur
ein lateinischer und (wegen des jungen und gemei-
nen volks, das sich zur kinderlehr versamlet) ein
teutscher psalm gesungen werden, dan ein kurze
predigt aus dem catechismo, wie dieselben von herrn
Vito Dieterich2 auf die gemeinen fragstuck geordnet
und gerichtet, gehalten, nach welchem der catechis-
mus von den schüelern recitiert und dan durch die
pastores von der gemeinen jugend exigiert werden
soll.
Nach gehaltenem catechismo würde das Magni-
ficat sampt dem betgesang umb gemeinen frid (Ver-
lei uns fride gnediglich) sampt einem versiculo und
Benedicamus wie bisher gesungen, dan mit einer
collect, wie sie die zeit bringt und die bisher ge-
habte agenda ordnet, beschlossen3 und das volk mit
der benediction wie breuchlich Gott bevolhen und
zu haus geschickt.

2 Einen Katechismus bzw. Katechismuspredigten von
Veit Dietrich (über diesen vgl. S. 481!) gibt es nicht.
Gemeint sind offensichtlich die Katechismuspredig-
ten der Brandenburgisch-nürnbergischen Kirchen-
ordnung von 1533 (unsere Nr. III 4b, S. 206-279),
die hier dann irrig V. Dietrich zugeschrieben werden.
3 Diese Reihenfolge ist durchaus ungewöhnlich und
unwahrscheinlich. Sie beruht wohl auch nur auf
sprachlichen Gründen (wegen des „gesungen“),
während tatsächlich die übliche Reihenfolge (Versi-
kel, Kollekte, Benedicamus) verwendet wurde.-Zu
diesem Schlußversikel vgl. S. 428, 588 und 719!

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