Grafschaft Wertheim
ihrem wesen verachten und den Teufel mit allen sei-
nen tücken überwinden. Und zuletzt erlöse uns von
allem übel, beide leiblich und geistlich, zeitlich und
ewiglich. Welche das alles mit ernst begehren, die
sprechen von herzen Amen. Ohn allen zweifel glaubt,
es sei ja und erhöret im himmel, wie uns Christus zu-
gesagt [Matth. 21, 22; Mark. 11, 24]: Was ihr bittet,
glaubt, daß ihrs haben werdet, so solls geschehen.
Zum andern vermahne ich euch, daß ihr mit rech-
tem glauben des testaments Christi wahrnehmet und
allermeist die wort, darin uns Christus seinen leib
und blut zur vergebung der sünden schenke, im
herzen fest fasset, das ihr gedenket und danket der
grundlosen liebe, die er uns bewiesen hat, da er uns
durch sein blut von Gottes zorn, sünd, tod, Teufel
und hölle erlöset hat und darauf eußerlich brot und
wein, das ist: seinenleib und blut, zur sicherung und
pfand zu euch nehmet12.
Damit aber solches würdiglich geschehen möge,
wollen wir also Gott anrufen und beten:
O allmächtiger Gott, himlischer Vater! Sintemal
wir dir nicht denn allein in deinem geliebten Sohn,
unserm Herrn Jesu Christo, wohlgefahen mögen, so
heilige unsern leib und seel und gib uns, seine seelige
gemeinschaft in seinem heiligen abendmahl mit recht
gläubiger begierd und dankbarkeit zu empfahen, daß
wir deiner ewigen güte und liebe gegen uns abermals
getröstet und in dem neuen leben gestärket, dir zum
preis deines heiligen namens und besserung deines
volks mit mehr fleiß und forcht leben und dienen
mögen durch denselben unsern Herrn Jesum Chri-
stum. Amen13.
Der diener nehm die paten14 mit dem brot und
spreche mit lauter stimm:
Unser Herr Jesus Christus in der nacht, da er
verraten ward, nam er das brod, danket und brachs
und gabs seinen jüngern und sprach: Nehmet hin und
esset! Das ist mein leib, der für euch gegeben wird.
Solches tut zu meinem gedächtnus!
12 Die Vermahnung aus Luthers deutscher Messe 1526 -
nur zum Teil in Gebetsform gebracht (WA 19, 95 f.).
13 Aus der württembergischen KO 1553 (Richter
2, 137),diese wieder nach der Kölner KO 1543, dort
als Schlußgebet eines besonderen Vorbereitungs-
gottesdienstes (Richter 2, 42).
14 Teller zur Bedeckung des Kelches und zur Auf-
nahme der Hostie (Braun 262f.), in evangelischer
Zeit als Hostienteller verwendet.
Bald auf die consecration des brods soll das sacra-
ment ausgeteilet werden, ehe man den kelch segnet,
welches dem abendmahl gemäß ist, als man aus Luca
[22, 20] und Paulo [1. Kor. 11, 24] nehmen mag15.
Dieweil man das sacrament reicht, singet man, was
noch übrig ist an vorigem lied, nemblich: Jesus Chri-
stus etc. Und so dässelbe um menge der communi-
canten willen nicht reichen wolte, singet man Gott
sei gelobet etc.
Nimm den kelch mit wein und sprich:
Desselbigengleichen nahm unser Herr Christus
den kelch nach dem abendmahl und sprach: Neh-
met hin und trinket alle daraus! Das ist der kelch ist
des neuen testaments inmeinem blut, das für euch und
für viel vergossen wird zur vergebung der sünden. Sol-
ches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem gedächtnus!
Dieweil man den kelch gibt, singet man, was übrig
ist von dem obgenannten liedlein.
Es wird auch für gut angesehen, daß der diener
allewege, jegliches zum letzten nehme vor sich, ob
etwas über bleibe, daß ers gar nehme, jegliches auf
einmal16.
Nach dem abendmahl zum volk:
Lieben freunde Christi! Wir danken dem allmäch-
tigen Gott, daß er uns durch diese heilsame gabe
des leibes und bluts seines Sohns hat erquicket,
und bitten seine barmherzigkeit, daß er uns solches
gedeien lasse zum starken glauben gegen ihm und zu
brünstiger liebe unter uns allen17, zu christlicher ge-
duld in allen leiden, zu schuldigem gehorsam im leben
und tod, der da samt dem Sohn und heiligen Geist
lebet und regieret immer und ewiglich. Amen.
Der segen über Gottes volk [4. Mose 6, 24ff.]:
Der Herr segne euch und behüte euch! Der Herr
erleuchte sein angesicht über euch und sei euch gnä-
dig! Der Herr erheb sein angesicht auf euch und
gebe euch frieden! Amen.
Zum abschied singet man den teutschen psalm Es
woll uns Gott gnädig sein etc.
15 Nach Luthers Deutscher Messe 1526 (W A 19, 98).
10 D. h.: Der Geistliche soll als letzter kommunizieren
und dabei sowohl die noch vorhandenen Hostien wie
den noch übrigen Wein zu sich nehmen. Dazu z. B.
S. 49 Anm. 23, S. 531 Anm. 3 und S. 391 Anm. 31!).
17 Das Gebet bis hierher nach Luthers Deutscher Messe
(WA 19, 102). - In jüngeren Abschriften fehlt der
hier folgende Teil; sie könnten aber durchaus die
ältere Form bewahrt haben.
714
ihrem wesen verachten und den Teufel mit allen sei-
nen tücken überwinden. Und zuletzt erlöse uns von
allem übel, beide leiblich und geistlich, zeitlich und
ewiglich. Welche das alles mit ernst begehren, die
sprechen von herzen Amen. Ohn allen zweifel glaubt,
es sei ja und erhöret im himmel, wie uns Christus zu-
gesagt [Matth. 21, 22; Mark. 11, 24]: Was ihr bittet,
glaubt, daß ihrs haben werdet, so solls geschehen.
Zum andern vermahne ich euch, daß ihr mit rech-
tem glauben des testaments Christi wahrnehmet und
allermeist die wort, darin uns Christus seinen leib
und blut zur vergebung der sünden schenke, im
herzen fest fasset, das ihr gedenket und danket der
grundlosen liebe, die er uns bewiesen hat, da er uns
durch sein blut von Gottes zorn, sünd, tod, Teufel
und hölle erlöset hat und darauf eußerlich brot und
wein, das ist: seinenleib und blut, zur sicherung und
pfand zu euch nehmet12.
Damit aber solches würdiglich geschehen möge,
wollen wir also Gott anrufen und beten:
O allmächtiger Gott, himlischer Vater! Sintemal
wir dir nicht denn allein in deinem geliebten Sohn,
unserm Herrn Jesu Christo, wohlgefahen mögen, so
heilige unsern leib und seel und gib uns, seine seelige
gemeinschaft in seinem heiligen abendmahl mit recht
gläubiger begierd und dankbarkeit zu empfahen, daß
wir deiner ewigen güte und liebe gegen uns abermals
getröstet und in dem neuen leben gestärket, dir zum
preis deines heiligen namens und besserung deines
volks mit mehr fleiß und forcht leben und dienen
mögen durch denselben unsern Herrn Jesum Chri-
stum. Amen13.
Der diener nehm die paten14 mit dem brot und
spreche mit lauter stimm:
Unser Herr Jesus Christus in der nacht, da er
verraten ward, nam er das brod, danket und brachs
und gabs seinen jüngern und sprach: Nehmet hin und
esset! Das ist mein leib, der für euch gegeben wird.
Solches tut zu meinem gedächtnus!
12 Die Vermahnung aus Luthers deutscher Messe 1526 -
nur zum Teil in Gebetsform gebracht (WA 19, 95 f.).
13 Aus der württembergischen KO 1553 (Richter
2, 137),diese wieder nach der Kölner KO 1543, dort
als Schlußgebet eines besonderen Vorbereitungs-
gottesdienstes (Richter 2, 42).
14 Teller zur Bedeckung des Kelches und zur Auf-
nahme der Hostie (Braun 262f.), in evangelischer
Zeit als Hostienteller verwendet.
Bald auf die consecration des brods soll das sacra-
ment ausgeteilet werden, ehe man den kelch segnet,
welches dem abendmahl gemäß ist, als man aus Luca
[22, 20] und Paulo [1. Kor. 11, 24] nehmen mag15.
Dieweil man das sacrament reicht, singet man, was
noch übrig ist an vorigem lied, nemblich: Jesus Chri-
stus etc. Und so dässelbe um menge der communi-
canten willen nicht reichen wolte, singet man Gott
sei gelobet etc.
Nimm den kelch mit wein und sprich:
Desselbigengleichen nahm unser Herr Christus
den kelch nach dem abendmahl und sprach: Neh-
met hin und trinket alle daraus! Das ist der kelch ist
des neuen testaments inmeinem blut, das für euch und
für viel vergossen wird zur vergebung der sünden. Sol-
ches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem gedächtnus!
Dieweil man den kelch gibt, singet man, was übrig
ist von dem obgenannten liedlein.
Es wird auch für gut angesehen, daß der diener
allewege, jegliches zum letzten nehme vor sich, ob
etwas über bleibe, daß ers gar nehme, jegliches auf
einmal16.
Nach dem abendmahl zum volk:
Lieben freunde Christi! Wir danken dem allmäch-
tigen Gott, daß er uns durch diese heilsame gabe
des leibes und bluts seines Sohns hat erquicket,
und bitten seine barmherzigkeit, daß er uns solches
gedeien lasse zum starken glauben gegen ihm und zu
brünstiger liebe unter uns allen17, zu christlicher ge-
duld in allen leiden, zu schuldigem gehorsam im leben
und tod, der da samt dem Sohn und heiligen Geist
lebet und regieret immer und ewiglich. Amen.
Der segen über Gottes volk [4. Mose 6, 24ff.]:
Der Herr segne euch und behüte euch! Der Herr
erleuchte sein angesicht über euch und sei euch gnä-
dig! Der Herr erheb sein angesicht auf euch und
gebe euch frieden! Amen.
Zum abschied singet man den teutschen psalm Es
woll uns Gott gnädig sein etc.
15 Nach Luthers Deutscher Messe 1526 (W A 19, 98).
10 D. h.: Der Geistliche soll als letzter kommunizieren
und dabei sowohl die noch vorhandenen Hostien wie
den noch übrigen Wein zu sich nehmen. Dazu z. B.
S. 49 Anm. 23, S. 531 Anm. 3 und S. 391 Anm. 31!).
17 Das Gebet bis hierher nach Luthers Deutscher Messe
(WA 19, 102). - In jüngeren Abschriften fehlt der
hier folgende Teil; sie könnten aber durchaus die
ältere Form bewahrt haben.
714