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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0734
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Grafschaft Wertheim

Nach diesem laß er ihr beider hände wieder ge-
hen und sprech:
Nun wollen wir euch das ander mitteilen, nemlich
das gehet, Gott bitten, er wolle euch beistehn, euern
ehestand helfen in seiner gnad seliglich vollführen.
Kniet derwegen nieder und betet das heilige Vater
unser etc.
Nach dem gebet:
Die gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch
allen! Gehet hin in frieden und ladet den Herrn Je-
sum auf euer hochzeit!
Zuletzt singet man psalm [128]:
Wohl dem, der etc.
mit der collecten:
Rufe mich an, spricht der Herr, in der zeit der not.
So will ich dich erhören, so solt du mich preisen
[Ps. 50, 15].
Herr Gott himmhscher Vater, der du mann und
weib geschaffen und zum ehestand verordnet hast,
darzu mit früchten des leibes gesegnet und das ge-
heimnis deines lieben Sohns Jesu Christi und der
kirchen, seiner braut, damit bezeichnet, wir bit-
ten deine grundlose güte, du wollest solch dein ge-
schäft, ordnung und seegen nicht lassen verrücken
noch verderben, sondern gnädiglich in uns bewahren
durch Jesum Christum unsern Herrn, der mit dir
und dem Heiligen Geist, ein wahrer Gott, lebt und
regiert immer und ewiglich. Amen19.
Der Herr segne euch etc.
Von der Predigt.
Am sontag frühe vor der meß soll man predigen
das heilige evangelium nach der zeit des jahres, also
daß man kürzlich anzeige einen oder zween artikel
des glaubens oder christlicher hauptstück als lieb,
zucht oder creuz.
Zum andern soll der prediger fleißig vermahnen
das volk zur barmherzigkeit.
Zum dritten eußerlich gebet für oberherrn, son-

19 Das Gebet aus Luthers Traubüchlein 1529 (WA 30
III 80).
20 Dies sind die heiligen zehn gebot. - Diese Worte rei-
men sich nicht mit den Bestimmungen über den Be-
ginn des Gottesdienstes am Anfang (S. 709). Sie zei-
gen — wie schon die ganze Stellung dieses Stückes
getrennt von dem am Anfang stehenden Abschnitt

derlich für die christen und, [so] absonderlich per-
sonen im flecken wären, für sie bitten lassen.
Das auch der catechismus im schwang gehe, soll
man für der predigt singen die zehen gebot, nemblich
in schöner paraphrasi darüber20. So wird in der meß
ein paraphrasis über das Vater unser vorgelesen21.
Auch so tut das lied: Nun freut euch lieben Christen
gemein genugsam verlesung von allen artikeln des
glaubens und ist auf den glauben ein gut paraphra-
sis. Welches lied nach der vesper am sontag soll ge-
sungen werden und nach der predigt, so am feier-
tag frühe kein meß gehalten wird.
Am sontag nach mittag nach der vesper soll man
predigen von der kinderzucht, auch wie sich christ-
lich halten sollen die eltern, kinder, knecht, unter-
tanen in ihrem stand, das als22 christliche zucht gut
und genugsam angezeigt werde.
Vor der predigt soll man etliche lateinische psalm
singen, die auch vormals zur vesper gebraucht wor-
den, mit einer gepürlichen antiphon. Darnach soll
folgen die predigt kürzlich verfasset. Nach der pre-
digt singet man das Magnificat zu latein mit einer
antiphon, alles wie der pfarrer ordnet, und collecten
mit dem Benedicamus Domino und darauf das lied
Nun freut euch etc.
Man fleißige sich, das alles über eine stund nicht
wäre.
Von den feiertagen.
Alle sonntag im jahr.
Petri und Pauli [29. Juni].
Jacobi [25. Juli].
Laurenti [10. Aug.].
Bartholomaei [24. Aug.].
Matthaei [21. Sept.].
Simonis und Judae [28. Okt.].
Andreae [30. Nov.].
Thomae [21. Dez.].
Nativitatis Christi [25. Dez.].
über den Predigtgottesdienst -, daß hier ein späterer
Einschub vorliegt. Es handelt sich hier also nicht,
wie Kobe, Kirchenordnung 13 meint, um einen Rest
aus der allerersten Zeit, sondern eher um einen Nach-
hall der Interimsperiode.
21 Siehe S. 713f.
22 = also (Schmeller 1,68).

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