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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0737
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XII 2 Kirchenordnung um 1555

Durch wen ist solches geschehen und wer ist da-
bei gewesen ?
Wird geantwortet: Durch die oder die, so frage
der pfarrer weiter: Habt ihr auch den namen des
Herrn darbei angerufen und gebeten ?
Antwort: Ja, wir haben den namen des Herrn an-
gerufen und das Vater unser gebetet.
Frag der pfarrer weiter: Womit habt ihr getauft ?
Antwort: Mit wasser.
Item: Mit was worten habt ihr getauft ?
Antwort: Im namen des Vaters und des Sohns
und des Heiligen Geistes.
Frag der pfarrer ferner: Wisset ihr, daß die ihr
wort nach dem befehl Christi gebraucht habt ?
Antwort: Ja, wir wissens.
Folgt die vermahnung:
Nun, lieben freunde Christi, weil ihr denn im
namen und auf den befehl unsers lieben Herrn Got-
tes dis fürgetragene kindlein daheim in einer eil
schwachheit halben nach der ordnung Christi getauft
habt, so soll es forthin nicht mehr äußerlich getauft
werden. Sag derohalben, daß ihr recht und wohl ge-
tan habt, sintemal die armen kindlein der tauf be-
dürfen und unser lieber Herr Christus ihnen dieselbe
nicht absage, sondern sie aufs allerfreundlichst dar-
zu erfordert, wie solches denn der volgende text des
evangelisten tröstlich zeuget, welchen der evange-
list Marcus am 10. [13ff.] also beschreibet:
Zu der zeit brachten sie die kindlein zu dem Herrn
Jesu,daß er sie solt anrühren. Aber die jünger betrohe-
ten die, so sie brachten. Da das Jesus sahe, verdroß es
ihn und sprach zu ihnen: Lasset die kindlein zu mir
kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das
reich Gottes. Warlich, ich sage euch, wer das reich
Gottes nicht empfähet als ein kindlein, der wird
nicht hinein kommen, und er herzet sie und legt die
hände auf sie und segnet sie.
Weil ihr denn nun aus itzt gehörten worten un-
sers Herrn Christi dessen gewiß und sicher seid, daß
dis kindlein zum reich der gnaden auch angenom-
men, so vermahne ich euch durch unsern Herrn
Christum, daß ihr dis kindlein für ein mitghed der
christlichen kirchen erkennen, annehmen und hal-
8 Dieses Gebet fast wie in Herzog Heinrichs KO 1539
(Sehling 1, 268).

ten wollet und Gott bitten, daß es darin zur ewigen
seehgkeit möge erhalten werden. Auf das es auch
auf dieser welt unter uns einen unterschiedlichen
namen habe, so zeigt mir an wie es nach seinem christ-
lichen namen genannt werden soll!
Wird nun geantwortet: N. oder N.: Wohlan, so laßt
uns Gott von wegen dis N. anrufen und bitten und
sprecht mir heimlich also nach:
Allmächtiger, ewiger Gott [Hier folgt wieder das
Sintflutgebet, wie S. 712, in der gleichen Form, aber
ohne die dort als in anderen Abschriften fehlend be-
zeichnete Stelle. Nur wird die Taufe nicht als bevor-
stehend, sondern als empfangen genannt] unsern
Herrn. Amen.
Vater unser usw.
Nach dem Vater unser sprich:
Der allmächtig Gott und Vater unsers Herrn Jesu
Christi, welcher dich durch das wasserbad und Hei-
ligen Geist anders geboren hat, der hat dir alle deine
sünde vergeben und stärke dich mit seiner gnaden
zum ewigen leben! Amen8.
Der friede sei mit dir! Wie du glaubest also ge-
schehe dir! Amen.
[Kollekten]
Folgen hierauf collekten und gebeter,
so man zum beschluß des gottesdienstes singen
oder lesen soll1.
In Adventu.
Bereitet den weg des Herrn.
Machet seine steige richtig [Matth. 3, 3]!2.
Herr Gott, himmlischer Vater! Wecke uns auf, daß
wir bereit sein, wenn dein lieber Sohn kömmt, ihn
mit freuden zu empfahen und dir mit reinen herzen
zu dienen durch denselben deinen lieben Sohn Jesum
Christum unsern Herrn, der mit dir und dem Hei-
ligen Geist, ein wahrer Gott, lebt und regiert immer
und ewiglich. Amen3.
Nativitatis Christi [25. Dez.]
Uns ist ein kind geboren.
Ein Sohn ist uns gegeben [Jes. 9, 5].
Herr Gott, himmlischer Vater, hilf, daß wir der
neuen geburt deines lieben Sohns teilhaftig werden
1 Zu den in Franken erstmals hier auftretenden Schluß-
versikeln vgl. oben S. 428 Anm. 54!
2-3 Von Luther (WA 35, 552).

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