Gestaltung des Kirchenwesens. Hilfe gegen den von Bayern unterstützten Bischof suchte er in engerer
Verbindung mit Wittenberg, wo Bucer auch 1536 die Wittenberger Konkordie zustande brachte15. Sie
wurde auch von Memmingen, Kempten und Lindau angenommen. So wurden auch Augsburg und Kemp-
ten Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes. Mit diesem Rückhalt wagte nun Augsburg 1537 das Ver-
bot der katholischen Messe in seinen Mauern überhaupt.
Hatte sich in der Grafschaft Öttingen bisher nur der Herr von Öttingen-Harburg evangelisch gehal-
ten, so schloß sich ihm jetzt auch sein Bruder Ludwig von Öttingen-Öttingen an. 1539 wurde in diesen
beiden Landesteilen die Reformation durchgeführt, während in Öttingen-Wallerstein weiterhin die evan-
gelische Bewegung unterdrückt wurde.
Daß das Religionsgespräch zu Regensburg im Jahre 1541 ergebnislos verlief, war manchem schwan-
kenden Reichsstand der Beweis dafür, daß der Papst keinen Ausgleich wolle. Deshalb schloß sich
jetzt Ottheinrich von Pfalz-Neuburg der Reformation an. Er befreite damit die Grafschaft Öttingen aus
ihrer bekenntnismäßigen Randlage. Gleichzeitig brachte er aber das bisher noch katholische Donauwörth
in die umgekehrte Lage. Im Februar 1545 beschloß daher der Rat dieser Stadt die Vornahme der Refor-
mation.
Schließlich folgte noch Kaufbeuren. Auf dem Umweg über die schwenckfeldische Bewegung, die
sich, seit Kaspar Schwenckfeld 1533 nach Augsburg und 1535 nach Ulm übergesiedelt war, auch in
Oberschwaben ausbreitete, fanden hier seit 1543 evangelische Abendmahlsfeiern statt. 1545 nahm dann
die Stadt unter dem Einfluß der benachbarten Reichsstädte das Augsburger Bekenntnis an. Sie gestal-
tete ihr Kirchenwesen nach der Augsburger Ordnung.
Noch eine größere Ausweitung des evangelischen Bereiches brachte der Schmalkaldische Krieg in
den von den Truppen des Schmalkaldischen Bundes besetzten Gebieten, also eigentlich im ganzen baye-
rischen Schwaben südlich der Donau. Dort waren ja auch da und dort bodenständige evangelische Be-
wegungen lebendig, wenn auch kaum etwas davon bekannt ist. So holte sich etwa 1544 Markt Rettenberg
den Prediger Michael aus Memmingen16. So waren denn auch z. B. in der Markgrafschaft Burgau die
Pfarrer von Wörishofen, Gabelsbach, Bobingen und Ottmarshausen sogleich bereit, evangelisch zu wer-
den17. Hier und im Stiftsland Kempten sorgte die Stadt Augsburg für die Durchführung der Reforma-
tion. Weiter im Süden bis ins Gebirge riefen die Städte die Geistlichen an verschiedenen Orten wie Füssen,
Nesselwang, Markt Oberdorf und Rettenberg zusammen. Hier soll einzig und allein der Pfarrverweser
von Sonthofen die Neuordnung abgelehnt haben18.
Vor allem wurde bei dieser Gelegenheit die von Augsburgs Feldhauptmann Schertlin von Burten-
bach eroberte bischöfliche Stadt Füssen evangelisch besetzt. Dabei wurde die Augsburger Kirchenord-
nung eingeführt19.
Damals schlossen sich auch Dinkelsbühl und Donauwörth sowie Graf Ludwig von Öttingen-Öt-
tingen dem Schmalkaldischen Bund an, während Kaufbeuren und Nordlingen auch jetzt nicht beige-
treten zu sein scheinen.
Damit war die evangelische Bewegung im bayerischen Teil des Schwäbischen Reichskreises zu ihrer
weitesten Ausbreitung gelangt. Fast das ganze bayerische Schwaben war evangelisch.
Der bald einsetzende Umschwung brachte freilich sehr schwere Rückschläge. Nicht genug damit, daß
15 Bekenntnisschriften 977f'. — Kolde,in: RE 21, 383—399. — E. Bizer, Studien zur Oeschichte des Abendmahls-
streites im 16. Jahrhundert (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie II 46). Gütersloh 1940.
16 Fr. v. Ammon, Aus dem Leben des... Magnus Michael, in: Memminger Gesch.-Bl. 19 (1933) 20.
17 Roth 3, 397f.
18 Haggenmüller 2, 27-37. - Baumann 3, 155f. 407. - Erhard 49f.
19 Steichele 4, 332jf. — Baumann 3, 144. 404. — Fr. Roth, Zur Einführung der Reformation in der Stadt Füssen,
in: BbKG 9 (1903) 145—153. — Theod. Kolde, Zur Einführung der Reformation in Füssen, in: BbKG 10 (1904)
86ff. — Roth, Reformationsgeschichte 3, 357f.
Verbindung mit Wittenberg, wo Bucer auch 1536 die Wittenberger Konkordie zustande brachte15. Sie
wurde auch von Memmingen, Kempten und Lindau angenommen. So wurden auch Augsburg und Kemp-
ten Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes. Mit diesem Rückhalt wagte nun Augsburg 1537 das Ver-
bot der katholischen Messe in seinen Mauern überhaupt.
Hatte sich in der Grafschaft Öttingen bisher nur der Herr von Öttingen-Harburg evangelisch gehal-
ten, so schloß sich ihm jetzt auch sein Bruder Ludwig von Öttingen-Öttingen an. 1539 wurde in diesen
beiden Landesteilen die Reformation durchgeführt, während in Öttingen-Wallerstein weiterhin die evan-
gelische Bewegung unterdrückt wurde.
Daß das Religionsgespräch zu Regensburg im Jahre 1541 ergebnislos verlief, war manchem schwan-
kenden Reichsstand der Beweis dafür, daß der Papst keinen Ausgleich wolle. Deshalb schloß sich
jetzt Ottheinrich von Pfalz-Neuburg der Reformation an. Er befreite damit die Grafschaft Öttingen aus
ihrer bekenntnismäßigen Randlage. Gleichzeitig brachte er aber das bisher noch katholische Donauwörth
in die umgekehrte Lage. Im Februar 1545 beschloß daher der Rat dieser Stadt die Vornahme der Refor-
mation.
Schließlich folgte noch Kaufbeuren. Auf dem Umweg über die schwenckfeldische Bewegung, die
sich, seit Kaspar Schwenckfeld 1533 nach Augsburg und 1535 nach Ulm übergesiedelt war, auch in
Oberschwaben ausbreitete, fanden hier seit 1543 evangelische Abendmahlsfeiern statt. 1545 nahm dann
die Stadt unter dem Einfluß der benachbarten Reichsstädte das Augsburger Bekenntnis an. Sie gestal-
tete ihr Kirchenwesen nach der Augsburger Ordnung.
Noch eine größere Ausweitung des evangelischen Bereiches brachte der Schmalkaldische Krieg in
den von den Truppen des Schmalkaldischen Bundes besetzten Gebieten, also eigentlich im ganzen baye-
rischen Schwaben südlich der Donau. Dort waren ja auch da und dort bodenständige evangelische Be-
wegungen lebendig, wenn auch kaum etwas davon bekannt ist. So holte sich etwa 1544 Markt Rettenberg
den Prediger Michael aus Memmingen16. So waren denn auch z. B. in der Markgrafschaft Burgau die
Pfarrer von Wörishofen, Gabelsbach, Bobingen und Ottmarshausen sogleich bereit, evangelisch zu wer-
den17. Hier und im Stiftsland Kempten sorgte die Stadt Augsburg für die Durchführung der Reforma-
tion. Weiter im Süden bis ins Gebirge riefen die Städte die Geistlichen an verschiedenen Orten wie Füssen,
Nesselwang, Markt Oberdorf und Rettenberg zusammen. Hier soll einzig und allein der Pfarrverweser
von Sonthofen die Neuordnung abgelehnt haben18.
Vor allem wurde bei dieser Gelegenheit die von Augsburgs Feldhauptmann Schertlin von Burten-
bach eroberte bischöfliche Stadt Füssen evangelisch besetzt. Dabei wurde die Augsburger Kirchenord-
nung eingeführt19.
Damals schlossen sich auch Dinkelsbühl und Donauwörth sowie Graf Ludwig von Öttingen-Öt-
tingen dem Schmalkaldischen Bund an, während Kaufbeuren und Nordlingen auch jetzt nicht beige-
treten zu sein scheinen.
Damit war die evangelische Bewegung im bayerischen Teil des Schwäbischen Reichskreises zu ihrer
weitesten Ausbreitung gelangt. Fast das ganze bayerische Schwaben war evangelisch.
Der bald einsetzende Umschwung brachte freilich sehr schwere Rückschläge. Nicht genug damit, daß
15 Bekenntnisschriften 977f'. — Kolde,in: RE 21, 383—399. — E. Bizer, Studien zur Oeschichte des Abendmahls-
streites im 16. Jahrhundert (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie II 46). Gütersloh 1940.
16 Fr. v. Ammon, Aus dem Leben des... Magnus Michael, in: Memminger Gesch.-Bl. 19 (1933) 20.
17 Roth 3, 397f.
18 Haggenmüller 2, 27-37. - Baumann 3, 155f. 407. - Erhard 49f.
19 Steichele 4, 332jf. — Baumann 3, 144. 404. — Fr. Roth, Zur Einführung der Reformation in der Stadt Füssen,
in: BbKG 9 (1903) 145—153. — Theod. Kolde, Zur Einführung der Reformation in Füssen, in: BbKG 10 (1904)
86ff. — Roth, Reformationsgeschichte 3, 357f.